Erst vor gut einer Woche hat Ausnahme-Regisseur Quentin Tarantino den Arbeitstitel seines aktuellen Western-Projekts verkündet und die erste Fassung des Drehbuchs fertiggestellt. Kurz darauf sickerte durch, dass er die Hauptrollen in "The Hateful Eight" angeblich am liebsten mit Bruce Dern ("Nebraska") und Christoph Waltz ("Django Unchained") besetzen würde. Das Skript habe Tarantino daraufhin im Vertrauen an sechs Leute weitergegeben, welches nun an einer unsicheren Stelle durchgesickert zu sein scheint. Darüber zeigte sich Tarantino so entsetzt, dass er das Projekt zunächst für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt hat.
Gegenüber Deadline ließ er verlauten: "Ich bin sehr, sehr deprimiert. Ich habe ein Drehbuch fertig geschrieben, einen ersten Entwurf und ich wollte nicht vor dem nächsten Winter mit dem Dreh beginnen. Ich habe es sechs Leuten gegeben und anscheinend ist es nun an weitere Personen weitergereicht worden."
Auf die Frage, wer genau dahinter stecken könnte, erklärte Tarantino, er habe es einem der Produzenten von "Django Unchained" gegeben - Reggie Hudlin - und dieser habe es wohl einen Agenten bei sich zu Hause lesen lassen. Das sei auch ein Vertrauensbruch, aber nicht allzu schwerwiegend, da der Agent das Skript nicht behalten habe. Desweiteren habe er es drei Darstellern gegeben: Michael Madsen, Bruce Dern und Tim Roth. Sicher wäre er, dass Tim Roth nicht der Schuldige sei. Er ginge hingegen davon aus, dass einer der anderen beiden das Skript seinem Agenten vorgelegt habe und dieser es dann an alle anderen Leute in Hollywood weitergereicht habe. Christoph Waltz und Samuel L. Jackson haben laut Tarantino das Skript bislang noch nicht bekommen und seien daher nicht verdächtig.
Am ehesten verdächtigt er die Creative Artists Agency, die Bruce Dern repräsentiert, welche bei Nachfrage allerdings jede Schuld von sich wies. Es wird wohl sehr schwer, herauszufinden, wo die unsichere Stelle war, denn Tarantino hat die Drehbücher nicht - wie normalerweise üblich - mit Wasserzeichen versehen, so dass man daran möglicherweise hätte erkennen könnte, welches Exemplar weitergereicht wurde. Aufgrund dieses Vertrauensbruches hat Tarantino nun entschieden, das Drehbuch zunächst selbst zu veröffentlichen, möglicherweise auch als Buch oder Comic und den Film vielleicht irgendwann in den nächsten fünf Jahren zu machen.
Dass eins seiner Drehbücher frühzeitig an die Öffentlichkeit gelangt, ist für Tarantino nichts Neues. So konnte man unter anderem das Skript zu "Django Unchained" Monate vor dem Kinostart lesen. An irgendeiner Stelle sickere es früher oder später nun mal durch und normalerweise habe er damit auch kein Problem, ganz im Gegenteil. Er fände es toll, dass die Leute so stark an seinem Werken interessiert seien, aber dass dies bei "The Hateful Eight" in so einem frühen Stadium passiert sei, habe ihn schwer getroffen: "I like the fact that people like my shit, and that they go out of their way to find it and read it. But I gave it to six motherfucking people!"
Demnach müssen wir uns wohl eine Weile gedulden und abwarten, ob Tarantino das Projekt in den kommenden Jahren noch einmal in Angriff nehmen wird. The Wrap will hingegen schon erste Hinweise darauf haben, was Tarantino stattdessen als nächstes plant. Laut dem Branchenblatt soll es sich um einen Gefängnisfilm handeln, in dem Tarantino auch für Bruce Dern eine Rolle vorsehe, möglicherweise soll es um Robert Blake gehen – den "Lost Highway" Star, der angeklagt wurde, seine Frau ermordet zu haben. Hierzu hat sich Tarantino allerdings noch nicht geäußert und zudem hieß es von einem Vertreter Blakes, dass Tarantino bisher nicht an diesen herangetreten sei, weshalb diese Neuigkeit auch eher mit Vorsicht zu genießen ist.
Gegenüber Deadline bestätigte der Filmemacher zumindest, dass er schon ein konkretes weiteres Projekt in Planung habe. Er habe ohnehin vorgehabt, vor dem Dreh von "The Hateful Eight" im Winter noch ein komplettes Drehbuch zu schreiben. Auf dieses sei er gerade richtig heiß und werde es nun zu seinem nächsten Projekt machen.