Die Geschichte der ehrenhaften 47 Ronin, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Tod ihres Herrn Lord Asano trotz der scheinbaren Übermacht des Gegners rächten, ist in Japan bis heute allgegenwärtig (es gibt sogar eine Hello-Kitty-Kollektion). Da ist es nur folgerichtig, dass die Weltpremiere des mit zahlreichen janpanischen Stars gespickten Hollywood-Blockbusters „47 Ronin“ nun in der Neun-Millionen-Metropole Tokio stattfindet. Aber auch wenn bei der einleitenden Pressekonferenz dank der zahlreichen anwesenden Übersetzer niemand Lost in Translation geriet, sprach Regisseur Carl Erik Rinsch trotzdem von einer für ihn ganz speziellen Erfahrung:
„Unsere letzte Pressekonferenz war in England und ich befand mich in der bequemen Position, dem Westen unseren japanischen Cast vorstellen zu dürfen. Jetzt sitze ich hier in Japan und denke: So müssen sich Rinko Kinkuchi und die anderen damals auch gefühlt haben! Es ist bereits eine gewaltige Herausforderung, eine Pressekonferenz in einer fremden Sprache zu absolvieren, aber die Schauspieler haben einen ganzen Film in einer für sie fremden Sprache gedreht – da braucht man viel Mut. Ich würde in Japan schließlich nicht mal eine Toilette finden.“
(Kleiner Fakt am Rande: Die meisten Dialoge im Film wurden zunächst auf Japanisch geprobt und erst anschließend in Englisch gedreht. So konnten sich die Schauspieler zunächst ganz auf ihre Rollen konzentrieren, ohne sich direkt mit der fremden Sprache herumquälen zu müssen.)
Regisseur Carl Rinsch (ganz rechts) und sein Cast bei der "47 Ronin"-Pressekonferenz in Tokio.
Der Spielfilmdebütant Carl Erik Rinsch hat sich mit der japanischen Kultur erst während der Vorbereitungen zum Film tiefer beschäftigt – schließlich geriet er als Werbeclip- und Kurzfilmregisseur auch in erster Linie wegen seiner erstaunlichen visuellen Fähigkeiten (hier könnt ihr euch seinen Sci-Fi-Kurzfilm „The Gift“ anschauen) ins Visier der Produzenten. Aber dann gab es für Rinsch diesen einen Moment, in dem ihm endgültig aufging, was die Geschichte der „47 Ronin“ den Menschen auch heute noch bedeutet:
„Als wir hier in Japan nach Drehorten suchten, haben wir auch die Gräber der 47 Ronin besucht. Und da kam dann zur Mittagszeit ein Mann, der den Toten seinen Respekt erwies. Ich habe ihn zur Seite genommen und gefragt, warum er heute an diesen Ort gekommen sei. Er sagte mir dann, er würde direkt um die Ecke arbeiten und sei gekommen, um diesen Männern seinen Respekt zu erweisen. Denn sie hatten den Mut etwas zu unternehmen in einer Zeit, als alle anderen sagten, sie wären verrückt, es auch nur zu versuchen. Da dachte ich nur: Waow, das ist eine kraftvolle Idee, an die ich mich anhängen kann. Und ich hoffe, es ist uns auch gelungen, diese Idee nun im Film zu vermitteln.“
Der japanische Schauspieler Tadanobu Asano („Battleship“), der im Film den Bösewicht Lord Kira verkörpert, hat hingegen eine ganz andere persönliche Verbindung zu den 47 Ronin:
„Ich wollte unbedingt in diesem Film mitspielen. Schließlich teile ich meinen Nachnamen mit Lord Asano – und wohl auch deshalb hat mir meine Großmutter die Geschichte der 47 Ronin schon seit meiner Kindheit dauernd erzählt. Auch wenn ich jetzt Lord Kira und nicht Lord Asano spiele, spüre ich trotzdem eine besondere Verbindung zu der Geschichte.“
Keanu Reeves spielt den von seiner Mutter verstoßenen Halbjapaner Kai, der zwar von den Samurai aufgenommen wird, aber für sie trotzdem immer ein niederer Außenseiter bleibt.
Bei Pressekonferenzen gehört es einfach zum guten Ton, dass sich Cast & Crew gegenseitig mit Lobhudeleien überziehen. Aber ob es nun einfach nur ehrlicher als sonst gemeint oder es der japanischen Höflichkeit geschuldet war, auf jeden Fall wirkten die gegenseitigen Respektsbekundungen dieses Mal erstaunlich authentisch. Vor allem mit „Matrix“-Superstar Keanu Reeves und „Twilight Samurai“-Legende Hiroyuki Sanada, die im Film auch das längste und spektakulärste Schwertduell gegeneinander austragen, scheinen sich zwei gesucht und gefunden zu haben:
Hiroyuki Sanada:
„Keanu ist zwar ein großer Hollywoodstar, aber trotzdem sehr schüchtern und reserviert. Er ist sehr streng zu sich selbst, während er anderen gegenüber eine große Sanftmütigkeit zeigt – und das entspricht ganz dem Geist des Martial Arts. Damit ist er für mich die perfekte Besetzung für die Rolle und ich respektiere ihn wirklich sehr.“
Keanu Reeves:
„Hiroyuki und ich haben von Beginn an eine gemeinsame Vision des Stoffes geteilt, die lautet: einfach und tief! Es ist wundervoll, einen solchen gemeinsamen Gedanken zu haben und ihn in jede Bewegung und in jeden Dialog mit einfließen zu lassen. Außerdem war es einfach toll, mit einem solchen einzigartigen Künstler zusammenarbeiten zu dürfen – seine Professionalität und seine Hingabe sind unglaublich. Ich schätze mich glücklich, dass ich von ihm lernen durfte, und hoffe, dass ich ihn nicht zu sehr runtergezogen habe (lacht).“
"Wolverine"-Star und "Twilight Samurai"-Legende Hiroyuki Sanada spielt Ôishi, den ehrhaften Anführer der 47 Ronin.
In den kommenden Tagen werden wir noch persönliche Video-Interviews mit Keanu Reeves, Regisseur Carl Erik Rinsch und den japanischen Co-Stars Hiroyuki Sanada, Kô Shibasaki, Rinko Kikuchi, Jin Akanishi und Tadanobu Asano führen. Wer noch Fragen an einen der Beteiligten hat, kann sie deshalb gerne in den Kommentaren posten und wir versuchen sie dann unterzubringen.
Das Fantasy-Abenteuer „47 Ronin“ startet am 30. Januar 2014 in den deutschen Kinos!