Vor nicht einmal einem Monat schien sich alles zu fügen, Universal Pictures übernahm "Memphis", den Film über die letzten Tage von Martin Luther King von Regisseur und Autor Paul Greengrass und Produzent Scott Rudin. Die Dreharbeiten sollten im Juni beginnen, der Film Anfang 2012 erscheinen. Doch jetzt hat Universal die Finanzierung des Projekts gestoppt. Grund sei der straffe Zeitplan und die damit verbundene Unsicherheit, ließ das Studio verlauten.
Deadline vermutet aber noch andere Gründe hinter dem plötzlichen Sinneswandel. Wie das Magazin auf seiner Internetseite berichtet, sollen die Erben von Martin Luther King Druck auf das Studio ausgeübt haben. Andrew Young, der Vertraute des Bürgerrechtlers, soll seine Einwände dem Studio sogar persönlich mitgeteilt haben. Die Unzufriedenheit mit dem Greengrass-Skript und seiner kontroversen Richtung soll ausschlaggebend für den Besuch gewesen sein. Deadline vermutet aber, dass die Erben ihr Hauptaugenmerk auf eine weitere Martin-Luther-King-Produktion geworfen haben: DreamWorks arbeitet an einer von Ronald Harwood geschriebenen King-Biografie und hat dabei für die Copyright-geschützen Reden von Dr. King bezahlt.
Fest steht aber, dass Rudin und Greengrass nach einem neuen Finanzier suchen. Die Möglichkeiten dafür sind aussichtsreich, bedenkt man, dass Greengrass bereits zweimal sehr erfolgreich politisch brisante Themen der Zeitgeschichte verarbeitet hat. Er führte Regie bei "Bloody Sunday" und "Flug 93". Letzterer brachte dem einstigen Dokumentarfilmer sogar eine Oscar-Nominierung als bester Regisseur ein. Memphis wäre sein erster Film bei Universal gewesen, seitdem er bei "Green Zone" Regie führte und vom vierten Teil der "Bourne"-Reihe als Regisseur ausgeschlossen wurde.
Auch ein anderer Filmemacher hatte bei der Realisierung eines Projektes schon ähnliche Probleme. Als die Weinstein-Company im vergangenen Herbst von Lee Daniels ("Precious") Film "Selma" absprang, gab es ebenfalls Gerüchte über ein Eingreifen der Luther-King-Familie.