Der schwedische Schriftsteller John Ajvide Lindqvist genießt bei Genre-Fans großes Ansehen. Immerhin verfasste er unter anderem die melancholisch-schaurige Vampirgeschichte „So finster die Nacht“, die zwei gefeierte Kinofilme inspirierte: Eine gleichnamige Adaption von Regisseur Tomas Alfredson sowie eine von „The Batman“-Macher Matt Reeves inszenierte US-Adaption unter dem Titel „Let Me In“.
Außerdem diente eine Lindqvist-Kurzgeschichte als Vorlage zum grotesk-beklemmenden Schauer-Krimi „Border“. Zuletzt wurde sein außergewöhnlicher Zombie-Roman „So ruhet in Frieden“ verfilmt – mit einem absoluten Shootingstar des europäischen Kinos in der Hauptrolle. Unter dem Titel „Handling The Undead“ wurde das Horror-Drama auf diversen Festivals umjubelt, darunter auf dem Fantasy Filmfest. Am 20. März 2025 kommt „Handling The Undead“ nun als limitiertes Mediabook in die deutschen Heimkinos:
„Handling The Undead“ erscheint in der „Pierrot Le Fou Uncut“-Reihe, die diverse Genre-Kleinode nach Deutschland gebracht hat und daher bei vielen Filmfans gefragt ist. Das mit „Der schlimmste Mensch der Welt“-Hauptdarstellerin Renate Reinsve auftrumpfende Horror-Drama wird, typisch für diese Collection, im limitierten sowie serialisierten Mediabook auf DVD und Blu-ray präsentiert.
Als Extras gibt es unter anderem ein Interview mit Regisseurin Thea Hvistendahl, als haptische Goodies umfasst das Set ein exklusives Poster sowie ein 24-seitiges Booklet.
"Handling The Undead": Wiederkehr mit Widerhaken
Es ist ein erdrückend heißer Sommer in Oslo: Tote befreien sich aus ihren Gräbern und kehren apathisch zu ihren Liebsten zurück. Manche Trauernde können ihr Glück kaum fassen und nehmen die Zurückgekehrten so auf, wie sie sind. Andere versuchen verzweifelt, die wandelnden Untoten näher an ihre Erinnerungen an deren früheres Ich zu rücken. Und das sind nur die ersten Stolperschwellen im schwierigen Leben mit denen, die wieder (aber nur so halb) leben...
Langfilmdebütantin Hvistendahl verfasste das Drehbuch zu dieser poetisch-tragischen Schreckensgeschichte gemeinsam mit Originalautor Lindqvist. Dabei verzichteten sie auf große Worte, denn „Handling The Undead“ ist über lange Strecken dialogfrei. Es sind die oberflächlich schönen, stets ein unterschwelliges Unbehagen auslösenden Bilder, die dieses Horror-Drama tragen.
Neben behutsam arrangierten, hypnotisierenden Impressionen sprichwörtlich vergifteter Glücksmomente ziehen ebenso die sprachlosen Gesichter des Ensembles in ihren Bann. Sei es eine aufopferungsvolle Dame, die hofft, durch dieses sonderbare Ereignis wieder Liebe spüren zu können, und daher jegliche Vorsicht aus den Augen verliert.
Oder sei es die gleichermaßen verstörte wie erfreute Mutter Anna, die unerwarteterweise ihr verstorbenes Kind wieder in Armen halten kann – aber nicht so recht etwas mit dem untoten Jungen anzufangen weiß. Es ist eine weitere fesselnde, vielschichtige Rolle für Reinsve, die bald mit einem neuen Film ins Kino kommt:
Norwegens Oscar-Kandidat 2024: Im deutschen Trailer zu "Armand" eskaliert ein Eltern-Lehrer-Gespräch – exklusiv bei FILMSTARTSDurch die emotional widerborstige Filmmusik des Komponisten Peter Raeburn und die elegische Montage der sich unheilvoll-ruhig entfaltenden Szenen entsteht ein riesiger Resonanzkörper für die unverarbeitete Trauer, die man selber mitbringt: „Handling The Undead“ ist ein Horrorfilm, der seinem Publikum keine neuen Schrecken aufpfropft, sondern unbeirrt vorhandenen Kummer und bestehende Verlustängste hervorkramt.
Der Verfasser dieses Heimkino-Tipps wurde von „Handling The Undead“ daher regelrecht überrollt. Auch bei der Amanda, Norwegens Pendant zum Oscar, schnitt das Horror-Drama stark ab: Bei sechs Nominierungen sprangen vier Auszeichnungen heraus. Dass die entschleunigte Erzählweise und der Entschluss, Fragen über Trauer aufzuwerfen statt sie auszudiskutieren, längst nicht jeden Geschmack trifft, zeigt unterdessen die FILMSTARTS-Kritik von Jochen Werner, der nur durchschnittliche 2,5/5 Sterne springen ließ.
Dafür winkte „Handling The Undead“ 2024 der Méliès d'Or – eine prestigeträchtige Genrefestival-Auszeichnung, die zuvor an „Adams Äpfel“, „Martyrs“ und „Ich seh, Ich seh“ ging. Obendrein gewann ein unkonventioneller Sci-Fi-Film den Méliès d'Or, den wir euch bereits als Streaming-Tipp näher vorgestellt haben:
Heute Abend streamen: In diesem packenden Geheimtipp verschmelzen Sci-Fi und Kriegsfilm – im Kino ging der Film leider völlig unter!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.