Je nach Genre und persönlicher Vorliebe könnte jeder Cinephile wohl unzählige Filme empfehlen. Ob Fun-Splatter oder Sci-Fi-Dystopie, RomCom oder Historien-Epos, Kugelballett oder Achterbahnfahrt der Gefühle. Wenn es aber um Filme geht, die wirklich jeder mal gesehen haben sollte – und zwar ganz unabhängig von seiner oder ihrer Kino-Affinität –, gibt es für mich nur eine Handvoll Exemplare. David Lynchs Schwarz-Weiß-Meisterstück „Der Elefantenmensch“ beispielsweise. Oder das Drei-Stunden-Mammutwerk „Magnolia“ von Paul Thomas Anderson.
Okay, das sind sicherlich keine Filme, die man allzu regelmäßig schaut. Aber nicht etwa, weil sie so schwerfällig sind. Sondern weil sie einen noch lange nach dem Abspann weiter beschäftigen, weil sie zur dauerhaften Selbstreflexion anstiften und einen mit dem, was sie über das Leben zu sagen haben, auch im Alltag begleiten. Die absolute Ausnahme unter jenen Ausnahmen bildet ein Film, den man nicht nur unbedingt einmal gesehen haben sollte, sondern immer wieder sehen kann. Und auch will. „Ist das Leben nicht schön?“
Arte zeigt Frank Capras zeitloses Meisterwerk am 23. Dezember 2024 um 20.15 Uhr – und dürfte viele wohl spätestens heute Abend in Weihnachtsstimmung versetzen, die zwischen Jobstress, Geschenke-Wahnsinn und Feiertagsplanung bislang kaum Zeit hatten, sich freudig auf das Fest einzustimmen. Alternativ lohnt sich in diesem Fall aber natürlich auch die Anschaffung der DVD, Blu-ray oder 4K-Blu-ray* – in weiser Voraussicht auf eine Zukunft, in der das herzerwärmende, ebenso tieftraurige wie wunderschöne Kleinstadt-Drama um einen gutmütigen Bankier, der seinen Lebensmut verliert… und schließlich wiederfindet, Jahr für Jahr aufs Neue erlebt werden kann.
Auf der Suche nach dem Glück: Darum geht's in "Ist das Leben nicht schön?"
George Bailey (James Stewart) scheint das Wohl seiner Mitmenschen stets über sein eigenes zu stellen. So bereiste er letztlich nie die Welt und baute nie Wolkenkratzer oder kilometerlange Brücken, wie er es einst vorhatte. Stattdessen blieb er als junger Mann voller Zukunftshoffnungen nach dem Schlaganfall seines Vaters in seiner Heimat Bedford Falls, um dessen Bausparkasse zu übernehmen. Nie schaffte er den Sprung aus dem verschlafenen Örtchen – und muss trotz der Ehe mit seiner Frau Mary (Donna Reed) und ihren vier gemeinsamen Kindern Jahre später erkennen, keinen seiner Träume verwirklicht zu haben.
Als dann ausgerechnet an Weihnachten 8.000 Dollar aus der Firmenkasse verschwinden, droht dann auch noch der von Georges Vater aufgebaute Betrieb bankrott zu gehen. Und noch viel schlimmer: Das Geld der vielen hart arbeitenden Bürgerinnen und Bürger von Bedford Falls ist futsch! Als der einflussreichste Mann der Stadt (Lionel Barrymore) George allerdings nicht helfen, sondern sich vielmehr noch an dessen Misere bereichern will, ist dieser überzeugt, dass die Welt ohne ihn besser dran wäre. Doch dann steht plötzlich sein Schutzengel (Henry Travers) auf der Matte...
Ein filmgewordenes Weihnachtswunder
Frank Capra gilt bis heute als einer der größten amerikanischen Filmemacher. Denn er verstand es wie kaum ein anderer, Schwermütiges mit dem Kurzweiligen zu verbinden und zugleich das aktuelle Gesellschaftsgeschehen zu spiegeln. Capra steht für ein von humanistischen Idealen bestimmtes Kino, das nicht nur in krisengebeutelten Zeiten Hoffnung gab, sondern auch heute noch gibt. In seinen Filmen wurden nie bloß amerikanische Probleme behandelt. Der große Katalysator seiner Sagen war stets eine allgegenwärtige, stets greifbare Menschlichkeit – die fast 80 (!) Jahre später noch genauso berührt.
Auch wenn „Ist das Leben nicht schön?“ am Ende gar märchenhafte Züge annimmt, rührt mich der Film aufgrund seines wahrhaftigen Kerns immer wieder zu Tränen – nicht nur, aber allerspätestens im Finale. Mit Charme und Eleganz, mit Witz und präzisen Dialogen verhindert Capra dabei immer wieder, dass das Pendel in seinem wohl berühmtesten Klassiker zu sehr in Richtung emotionalen Kollaps ausschlägt – und bekommt dabei Rückendeckung von einem der harmonischsten Ensembles der Filmgeschichte, angeführt von dem grandiosen Duett James Stewart („Das Fenster zum Hof“) und Donna Reed („Verdammt in alle Ewigkeit“).
Die wärmste Umarmung seit es Kino gibt
Letztlich passen hier einfach so viele Puzzleteile perfekt ineinander wie nur selten in einem Film, was „Ist das Leben nicht schön?“ bereits zu einem der besten Filme aller Zeiten macht. Was ihn von vielen anderen Meisterwerken jedoch erst abhebt, ist die Tatsache, dass er bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat.
Wer dem Weihnachtsstress entfliehen und sich daran erinnern will, worauf es diese Tage – wie übrigens auch das restliche Jahr über – wirklich ankommt, bekommt auf Arte heute Abend eine einmalig-schöne Möglichkeit dazu. Dieses Harmonie-Feuerwerk ist ganz und gar ansteckend – und hält auch weit bis ins neue Jahr hinein...
Welche Weihnachtsklassiker ihr derzeit außerdem auf den verschiedenen Streamingplattformen findet, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen:
Auf Disney+, Netflix und Co.: Die besten Filme für Weihnachten 2024 zum Streamen*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.