Als humoristischen Tausendsassa kann man den österreichischen Kabarettisten, Drehbuchautoren, Schauspieler und Regisseur Josef Hader inzwischen getrost bezeichnen. In den Verfilmungen der Wolf Haas-Krimis „Komm, süßer Tod“ (2000), „Silentium!“ (2004), „Der Knochenmann“ (2009) und „Das ewige Leben“ (2015) brillierte Hader nicht nur in der Rolle von Privatdetektiv Simon Brenner, sondern wirkte zudem auch an den Drehbüchern mit.
2017 legte Hader schließlich mit der Komödie „Wilde Maus“ auch sein Regiedebüt über einen Wiener Musikkritiker vor, dessen gesamtes Leben aufgrund seines Jobverlusts auf groteske Weise aus der Bahn zu geraten scheint. Sein zweiter Film „Andrea lässt sich scheiden“ (2024) richtet den feinsinnig-ironischen Blick allerdings auf die niederösterreichische Provinz und handelt von der Schwierigkeit, das Vertraute hinter sich zu lassen. Die sehenswerte Tragikomödie ist im Streaming-Abo von Sky und Wow verfügbar:
Davon handelt "Andrea lässt sich scheiden"
Andrea (Birgit Minichmayr) fristet ihr Dasein als Polizistin in einem ländlichen Kaff Niederösterreichs, doch nicht mehr lange: Sie hat eine Stelle als Kriminalinspektorin in St. Pölten erhalten. Eine allzu willkommene Abwechslung für Andrea, schließlich hat sie sich vor einiger Zeit von ihrem Ehemann Andy (Thomas Stipsits) getrennt und lebt seitdem wieder bei ihrem kauzigen Vater.
Doch auf dem Heimweg von der Geburtstagsfeier ihres Kollegen Georg (Thomas Schubert) passiert das Unfassbare: Gerade noch hatte Andrea dem betrunkenen Andy seine Autoschlüssel abgeknöpft, da überrollt sie mit ihrem Wagen aus Versehen etwas auf der Landstraße – es ist Andy. In ihrem Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Und so wird von der Polizei in der Nacht ein anderer Schuldiger ausgemacht: Der Religionslehrer Franz Leitner (Josef Hader), seit Jahren trockener Alkoholiker, soll für diesen tödlichen Unfall verantwortlich sein und hält sich auch selbst für schuldig.
Andrea, zu Recht von Schuldgefühlen geplagt, setzt alles daran, Franz aus dieser Misere rauszuboxen, ohne sich selbst ihren Ausbruch nach St. Pölten zu verbauen. Doch das erweist sich angesichts Franz‘ Fatalismus als schier unmöglich.
Treffende Beobachtungen, trockener Humor
Diesen Plot über einen irrsinnigen Zufall schildert Drehbuchautor und Regisseur Hader mit feinsinnigem Gespür fürs Tragikomische und legt dabei auch die Abgestandenheit und Trostlosigkeit der niederösterreichischen Provinz bloß. „Etwas unausgereift und gemächlich“ fand FILMSTARTS-Autor Janick Nolting zwar einiges an Haders Film in seiner Kritik, vergab mit Verweis auf die „starken Bilder und Beobachtungen“ aber 3 von 5 Sternen.
Wer ein Faible für trockenen Humor und unaufgeregte, aber doch treffsichere Schilderungen über die Schwierigkeit des Verlassens eines sehr ausgetreten Pfades hat, sollte auf jeden Fall in „Andrea lässt sich scheiden“ reinschauen. Und für mehr Tragikomisches bitte hier entlang:
Deutschlands aktuell bester Schauspieler in stylischem Mix aus Psychodrama & Tragikomödie: Trailer zu "Pfau - Bin ich echt?"*Bei diesem Link zu WOW handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.