Er mag in vielen Tonalitäten beheimatet sein, doch einen Gefühlsmix kann John Cusack besonders gut: Das Aufeinandertreffen von trocken-fiesem Humor, spritzig-überspitzten Situationen und einer guten Prise Melancholie. Das bewiesen etwa der Teen-Kultfilm „Das darf man nur als Erwachsener“, die Auftragskiller-Dramödie „Grosse Pointe Blank“ und die introspektive Romantikkomödie „High Fidelity“.
Ein weiterer Film, in dem Cusack auf einem Drahtseil zwischen boshafter Dramatik und munterem Spaß tänzelt, ist hierzulande eher unbekannt, genießt in den USA allerdings Kultstatus: „Lanny dreht auf“ (Originaltitel: „Better Off Dead“). Vielleicht baut die schwarzhumorige Teenie-Komödie nun ihre Popularität hierzulande aus, denn diese Woche ist „Lanny dreht auf“ als 2-Disc-Mediabook fürs Heimkino erschienen.
Das Mediabook enthält den Film auf DVD sowie auf Blu-ray und dient somit als luxuriösere Alternative zur erst vor wenigen Tagen erfolgten deutschen Blu-ray-Premiere* des Kultklassikers. Zuvor war „Lanny dreht auf“ nur auf DVD erhältlich – und auf dem SD-Medium konnte man das Cusack-Vehikel lange Zeit bloß noch über den Gebrauchtmarkt ergattern!
"Lanny dreht auf": Trennung mit Folgen
Lane Meyer alias Lanny (John Cusack) gilt als Loser: Er hat eine depressive Ader, ist vom Pech verfolgt und in der Schule unpopulär. Als er von seiner Freundin Beth Truss (Amanda Wyss) verlassen wird, weil sie lieber mit dem schnöseligen Ski-Champion Roy Stalin (Aaron Dozier) zusammen sein will, stirbt etwas in ihm.
Er denkt fortan mit beängstigender Intensität an Selbstmord – lediglich pausiert von kurzer Lust auf einen Disneyland-Besuch. Glücklicherweise schlagen Lannys Suizidversuche fehl und er plant, sein Leben umzukrempeln. Dabei rutscht er von einem Chaos ins nächste, was seine verschrobene Familie kaum bemerkt. Jedoch wird er emsig unterstützt von der französischen Austauschschülerin Monique Junot (Diane Franklin)...
Für Regisseur und Autor Savage Steve Holland war „Lanny dreht auf“ ein autobiografisch angehauchtes Debüt: Nach eigener Aussage verließ ihn seine High-School-Freundin für den Kapitän der schulischen Ski-Mannschaft, woraufhin er in eine schwere depressive Phase rutschte und sich suizidale Gedanken machte.
Außerdem befand er sich im Zwist mit einem aufdringlichen Zeitungsjungen (was zum Running Gag in „Lanny dreht auf“ wurde) und arbeitete in einem Fast-Food-Restaurant, wo die Belegschaft widerliche Gerüchte über Arbeitsunfälle und Verstöße gegen die Hygienevorschriften austauschte. Dies verarbeitete Holland in Form einer pointiert-abstoßenden Claymation-Tagtraum-Sequenz, untermalt von Musik der legendären Rockband Van Halen.
Vom beschämenden Ausrutscher zum nostalgischen Favoriten
Wie Holland in einem Interview enthüllte, war Cusack von der mit surrealem Humor bespickten Verarbeitung einer schweren Lebensphase wenig begeistert. Er stapfte empört aus einer Vorführung und konfrontierte den Regisseur mit der desaströsen Einschätzung: „Das ist der schlimmste Film, den ich je gesehen habe!“ Die US-Kritiken waren zudem erst durchwachsen, doch die Mischung aus spritzigem und bitterem Humor sowie Coming-Of-Age-Melancholie und einer die Lebensgeister weckenden Narrative traf schlussendlich einen Nerv:
„Lanny dreht auf“ entwickelte sich zu einem Kultfavoriten und wurde als solcher unter anderem in den Cusack-Filmen „Grosse Pointe Blank“, „Being John Malkovich“ und „Hot Tub – Der Whirlpool... Ist 'ne verdammte Zeitmaschine“ referenziert. Auch „South Park“, „Family Guy“, „Girls Club“ und „Nicht noch ein Teenie-Film“ zitieren die Komödie.
Und Cusack? Der ist mittlerweile besser auf den Film zu sprechen. 2013 beichtete er via Reddit, dass er zwar mit seiner Leistung in „Lanny dreht auf“ nicht zufrieden sei, er aber gegen den Film keinen Groll hege und sich darüber freut, wie populär er ist. Und falls ihr nun Lust auf noch einen kultig-nostalgischen Jugendspaß habt, ist der folgende Heimkino-Tipp sicher nach eurem Geschmack:
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