Nach dem Ende der zweiten Staffel von „House of the Dragon“ legt Westeros eine Pause ein, bevor 2025 das neue „Game of Thrones“-Spin-off „A Knight Of The Seven Kingdoms“ an den Start geht. Fans müssen sich also in Geduld üben, was nach fast 15 Jahren Warten auf den nächsten Band von „Das Lied von Eis und Feuer“ fast schon Gewohnheit geworden sein dürfte.
Um euch die Wartezeit zu verkürzen, möchten wir euch eine Serie ans Herz legen, die euch nicht nur ähnlich fesseln wird, sondern sogar noch düsterer und realistischer daherkommt: „Vikings“. Die komplette Serie ist aktuell bei Netflix verfügbar. Außerdem gibt es „Vikings“ ungekürzt und komplett auf DVD sowie Blu-ray mit einer FSK18-Freigabe bei Onlinehändlern wie Amazon.
Doch was macht diese historische Serie härter und brutaler als das Fantasy-Epos „Game of Thrones“? Es ist vor allem der tiefere historische Realismus und die kompromisslose Darstellung einer düsteren Zeit, die „Vikings“ zu einem Erlebnis der besonderen Art machen.
Brutaler Realismus statt Fantasy-Distanz
„Vikings“ erzählt die Geschichte des legendären Wikingers Ragnar Lothbrok, dargestellt von Travis Fimmel („Warcraft: The Beginning“) und begleitet seinen Aufstieg vom einfachen Bauern zum gefürchteten Krieger und Anführer. Im Gegensatz zu „Game of Thrones“, das auf Fantasy-Elemente wie Drachen, Magie und mystische Kreaturen setzt, basiert „Vikings“ auf historischen Ereignissen und Personen. Dies verleiht der Serie eine beklemmende Authentizität, die sich in der brutalen Darstellung von Kriegen, Armut und dem rauen Alltag im Frühmittelalter widerspiegelt.
Während „Game of Thrones“ zwar ebenfalls keine Gewalt scheut, ermöglicht die Fantasy-Welt eine gewisse Distanz zur Realität. Drachenkämpfe und die Weißen Wanderer sorgen zwar für Spannung, sind jedoch eindeutig fiktiv und mindern die emotionale Wirkung der gezeigten Grausamkeiten. „Vikings“ hingegen verzichtet auf solche Übernatürlichkeiten und zeigt die Schrecken des Mittelalters unverblümt:
Raubzüge, blutige Schlachten und die ständige Bedrohung durch Tod und Verderben gehörten zum Alltag der Nordmänner. Diese rohe Realität lässt die Serie düsterer erscheinen, da sie nicht nur auf Effekthascherei setzt, sondern eine schonungslose Darstellung der menschlichen Natur und historischer Gegebenheiten liefert.
Religiöser Fanatismus und kulturelle Konflikte
Ein weiteres Element, das „Vikings“ von „Game of Thrones“ abhebt, ist die Darstellung religiöser und kultureller Spannungen. Die Serie zeigt eindrucksvoll, wie die Wikingergesellschaft und das aufstrebende Christentum aufeinanderprallen.
Der Konflikt zwischen den heidnischen Göttern der Nordmänner und dem christlichen Glauben ist in vielen Episoden allgegenwärtig und wird oftmals durch brutale Auseinandersetzungen ausgetragen. Szenen von Menschenopfern, die Zerstörung von Klöstern und blutige Racheaktionen unterstreichen, wie tief religiöse Überzeugungen das Leben prägten und welche Grausamkeiten sie hervorbrachten.
In „Game of Thrones“ gibt es zwar auch religiöse Aspekte, wie die fanatischen Anhänger des Roten Gottes oder den Glauben der Sieben, doch sind diese Glaubensrichtungen fiktiv und dienen als erzählerische Mittel. Sie besitzen nicht die gleiche historische Schwere wie die dargestellten Religionen in „Vikings“.
Zudem bleibt der Fanatismus in „Game of Thrones“ oft abstrakter, während er bei den Serien-Wikingern eine treibende Kraft hinter den Handlungen der Charaktere ist und tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Entscheidungen und ihr Schicksal hat.
Selbstjustiz statt Rechtsstaatlichkeit
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Serien liegt auch in der gesellschaftlichen Ordnung. In „Vikings“ fehlen organisierte Rechtssysteme weitgehend, was dazu führt, dass Gewalt häufig das Mittel der Wahl ist, um Konflikte zu lösen. Die chaotischen Zustände und die Abwesenheit von Gesetzen machen die mittelalterliche Welt in „Vikings“ umso härter und unberechenbarer. Der Einzelne muss oft selbst für Gerechtigkeit sorgen, was zu blutigen Fehden und Racheakten führt.
In „Game of Thrones“ gibt es hingegen zumindest rudimentäre Rechtsstrukturen, wie die Königshöfe oder den Rat der Sieben Königslande. Auch wenn diese nicht immer funktionieren, bieten sie doch einen gewissen Rahmen, der eine vollständige Anarchie verhindert. Diese Unterschiede in den gesellschaftlichen Strukturen machen „Vikings“ in seiner Darstellung noch schonungsloser und die Gewalt allgegenwärtiger.
Eine packende Charakterentwicklung
Nicht nur die historische Härte erhebt „Vikings“ zu einer außergewöhnlichen Serie, sondern auch die vielschichtigen Charaktere, die sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln. Die Serie erstreckt sich über mehrere Generationen, sodass man als Zuschauer miterlebt, wie sich die Entscheidungen einzelner Figuren über Jahrzehnte hinweg auswirken.
Besonders beeindruckend ist die Darstellung von Ragnars Familie: Neben Travis Fimmel als Ragnar sorgen auch Alexander Ludwig („Bad Boys for Life“) und Katheryn Winnick („The Marksman“) als Bjorn und Lagertha für unvergessliche Momente. Ihre schicksalhaften Kämpfe und tiefen emotionalen Konflikte ziehen das Publikum von der ersten Folge an in ihren Bann.
Während auch „Game of Thrones“ eine Vielzahl interessanter Charaktere bietet, fällt es manchmal schwer, den Überblick über die vielen Figuren und Fraktionen zu behalten. Bei „Vikings“ hingegen bleibt die Handlung fokussiert, und jede Figur hat eine klare, nachvollziehbare Motivation. Die Entwicklung der Charaktere ist in der Serie organisch, und neue Figuren werden nach und nach eingeführt, ohne die Zuschauer zu überfordern.
Gewalt in beiden Serien – aber bei "Vikings" eine Spur härter
Natürlich hat „Game of Thrones“ den Ruf, eine der gewalttätigsten Serien aller Zeiten zu sein. Und das nicht ohne Grund: Enthauptungen, Blutbäder und Folterszenen gehören auch hier zum Standardrepertoire. Doch in „Vikings“ wirkt die Gewalt noch intensiver, da sie meist persönlicher und unmittelbarer ist. Die brutalen Traditionen der Wikinger, wie etwa die der „Blutadler“, eine grausame Hinrichtungsart, oder die erbarmungslosen Schlachten, werden oft in beklemmender Detailtreue gezeigt.
Wer es düster und rau mag, wird in beiden Serien auf seine Kosten kommen. Doch „Vikings“ geht in seiner Darstellung der menschlichen Grausamkeit noch einen Schritt weiter. Das liegt daran, dass die gezeigte Gewalt nicht durch übernatürliche Elemente gemildert wird, sondern in einem historisch-realistischen Kontext steht.
Dieser rohe Realismus macht „Vikings“ zu einer Serie, die mit ihrer Radikalität und Schroffheit selbst „Game of Thrones“ übertrifft. Während die HBO-Produktion also als episches Fantasy-Drama punktet, glänzen die Wikinger durch eine schonungslose, authentische Darstellung einer düsteren Zeit.
Wer die historische Härte und die Komplexität des Frühmittelalters schätzt, wird in „Vikings“ ein packendes Erlebnis finden, das man so schnell nicht vergisst. Für alle, die danach noch mehr wollen, ist das Spin-off „Vikings: Valhalla“ eine gute Empfehlung. Die Serie, die exklusiv auf Netflix verfügbar ist, wurde nach drei Staffeln abgeschlossen.
Also, gebt den Nordmännern eine Chance – sei es auch nur, um die Wartezeit bis zu „A Knight Of The Seven Kingdoms“ zu überbrücken. Die neue Westeros-Produktion befindet sich gerade in der Nachbearbeitung und "Game of Thrones"-Mastermind George R.R. Martin konnte bereits die erste Folge sehen. Was er dazu zu sagen hat, erfahrt ihr im folgenden FILMSTARTS-Artikel:
Neue "Game Of Thrones"-Folgen bereits Anfang 2025? George R.R. Martin hat Folge 1 des nächsten Spin-offs sogar schon gesehen*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.