„Space Jam“ war in der Kindheit vieler unserer Leser*innen auf dem Pausenhof Pflicht. Diesen Film musste man einfach gesehen haben, wenn man mitreden wollte. Dass der Film dabei bis heute die Gemüter spaltet, ist absolut verständlich. Ein „guter“ Film ist das bizarre Aufeinandertreffen von den Looney Tunes und Sport-Superstar Michael Jordan mit Sicherheit nicht – kultig ist er dennoch allemal. Allein der pumpende Soundtrack mit Hits wie „Hit 'Em High (The Monstars' Anthem)“ von den 90er-Jahre-Rapgrößen B-Real, Busta Rhymes, Coolio, LL Cool J und Method Man, dem damaligen Überhit „I Believe I Can Fly“ von R. Kelly oder dem „Space Jam“-Theme von Quad City DJ's fährt auch heute noch gut in die Beine.
Seit Jahren geisterten bereits Gerüchte über eine Fortsetzung durch das Netz. Dabei stellte sich immer die Frage, wie ein Film, der dermaßen im Zeitgeist der 90er-Jahre gefangen ist, ins nächste Jahrtausend transportiert werden sollte. Kann das funktionieren? Die Antwort: Nein. Die Fortsetzung zum Kult-Film ist ein kreativer Boykott, eher Werbeveranstaltung als Spielfilm. Am heutigen 24. September 2024 feiert „Space Jam 2: A New Legacy“ seine Free-TV-Premiere um 20.15 Uhr auf Sat.1 – wir würden euch aber dennoch dringend vom Einschalten abraten.
Darum geht es in "Space Jam 2"
LeBron James ist eine lebende Legende, die alles hat, was der Mensch zum Glücklichsein braucht – und noch mehr. Eigentlich sollte also alles rund laufen im Leben des Sport-Superstars und dennoch knirscht es in der Beziehung zu seinem jüngsten Sohn Dom (Cedric Joe) gewaltig. Dieser fühlt sich von seinem Sportler-Dad gering geschätzt, denn statt Körbe zu werfen, programmiert Dom lieber Videospiele, wofür LeBron allerdings kaum Verständnis aufbringen kann.
Als der Superstar vom Hollywoodstudio Warner Bros. zu einem Geschäftstermin gebeten wird, nutzt der heimlich das Studio leitende Algorithmus Al-G Rhythm (Don Cheadle) die Gunst der Stunde und entführt das Sportler-Ass und seinen Sohnemann kurzerhand in das Warner-3000-Serverversum. In dieser digitalen Welt erwachen alle Lizenzen des Warner-Konzerns zum Leben. Al-G Rhythm fordert LeBron zu einem finalen Duell in einem Basketballspiel. Nur wenn er gewinnen sollte, dürfen er und sein Sprössling wieder in die reale Welt zurückkehren. Können die Looney Tunes dem Sportler dabei helfen, auf dem Basketballfeld zu gewinnen?
"Space Jam 2" sehnt das Ende der Kinokultur herbei
„Space Jam 2: A New Legacy“ hat viele Probleme. Eine langweilige Story, unsympathische Hauptfiguren, ein Soundtrack, der sofort wieder aus dem Gedächtnis verschwindet – all diese Sachen machen das Sequel zu „Space Jam“ zu einem schlechten Film, doch wirklich unsympathisch wird er erst durch die unverhohlene Werbung für den Warner-Streamingdienst HBO Max.
Der Film – herausgekommen auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie – fühlt sich an wie eine einzige Werbeveranstaltung für das Portfolio von Warners hauseigenem Streaming-Dienst. Wenige Monate zuvor hatte man beim Traditionsstudio übrigens verkündet, dass alle Filme, die im Jahr 2021 in die Kinos kommen sollten, parallel zum Kinostart auch auf dem hauseigenen Streamingdienst HBO Max anlaufen sollten.
Wer braucht schon Kinokultur, wenn man Bugs Bunny und Co. auch zeitgleich mit LeBron James bequem vom heimischen Sofa aus beim Basketball-Spielen zuschauen kann? Für die Kinobetreiber, die zu diesem Zeitpunkt gerade versuchten, irgendwie über die Runden zu kommen und die langsame Wiedereröffnung planten, war diese Nachricht natürlich ein Schlag ins Gesicht.
Die Looney Tunes sind schmückendes Beiwerk
Auch die Looney Tunes werden in „Space Jam 2“ in vielen Szenen dafür eingesetzt, Werbung für die anderen IPs von Warner zu machen. Schon gewusst, dass man auf HBO Max auch „Matrix“, „Casablanca“ oder die Abenteuer von Batman, Superman & Co. streamen kann? Die Ausflüge der Cartoon-Helden in die Serververse-Welten dieser Warner-IPs werden euch gerne daran erinnern.
Natürlich gab es solche Cartoon-Parodien von bekannten Werken und Stars im Looney-Tunes-Kosmos auch schon früher und sind für Freunde animierter Kurzfilme nicht unbekannt. Filme wie „Casablanca“ wurden von den animierten Helden schon vielfach aufs Korn genommen. Dennoch fühlen sich diese Parodien in „Space Jam 2“ beliebig an. Plot und Witze scheinen hier stets dem Zweck untergeordnet, in kurzer Zeit möglichst viele der bekannten und beliebten Film-IPs zu zeigen, die sich im großen Portfolio von HBO Max befinden.
Unpassende Zaungäste
Selbst das Finale des Films ist eine große Werbefläche für die IPs des Studios. Hier jubeln die Spartaner aus „300“ neben den „Droogs“, der verbrecherischen Jugendbande aus Stanley Kubricks düsterer Zukunfts-Vision „Uhrwerk Orange“, den weißen Wanderern aus „Game of Thrones“ und den Schüler*innen aus Hogwarts. Wie das zusammenpasst? Egal.
Diese Dauerwerbebeschallung für die angebliche Großartigkeit des eigenen Streaming-Dienstes, während man im gleichen Atemzug am liebsten die Lichtspielhäuser als Ausstrahlungsort für die eigenen Produktionen streichen würde, kann jedem Kinoliebhaber eigentlich nur sauer aufstoßen.
Einen deutlich besseren Fantasy-Film könnt ihr derweil im Streaming-Abo schauen. Mehr dazu in diesem Artikel:
Heute Abend streamen: Ohne diesen grandiosen Fantasy-Klassiker wäre "Star Wars" nie möglich gewesenDies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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