Der auf einem Werk von Stephen King basierende „The Life Of Chuck“ wurde beim Filmfestival in Toronto mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Es könnte der Anfang einer Erfolgsgeschichte sein, die bis zu den Oscars führt. Denn seit 2009 bei der Goldjungen-Verleihung das Nominiertenfeld für den besten Film erweitert wurde, war ein Publikumspreis in Toronto fast schon eine Garantie für eine Oscar-Nominierung.
Mit der französisch-libanesischen Tragikomödie „Wer weiß, wohin?“ 2011 gab es seitdem nur einen einzigen Toronto-Gewinner, der nicht anschließend mindestens eine Oscarnominierung bekam. Alle wurden zudem in der Königskategorie Bester Film nominiert. Und abgesehen von Steven Spielbergs immerhin siebenfach oscarnominiertem „Die Fabelmans“ wurden auch alle weiteren Toronto-Gewinner mit mindestens einem Goldjungen ausgezeichnet.
Das ist "The Life Of Chuck"
Doch was für ein Film ist das, der nun in Toronto gewonnen hat und damit in die Fußstapfen von Werken wie „12 Years a Slave“, „La La Land“ oder „Belfast“ getreten ist?
Der für Grusel-Hits wie die Netflix-Serie „Spuk In Hill House“ bekannte Mike Flanagan hat für „The Life Of Chuck“ die Kurzgeschichte „Chucks Leben“ aus der 2020 erschienenen Novellensammlung „Blutige Nachrichten“ adaptiert. Erzählt wird – wie der Titel schon sagt – das Leben von Charles „Chuck“ Krantz (gespielt von „Loki“-Star Tom Hiddleston) – aber mit einem besonderen Twist: Es wird rückwärts geschildert. Wir beginnen mit seinem viel zu führend Tod und enden bei seiner Kindheit, die er in einem Spukhaus verbracht hat. Mit Benjamin Pajak, Cody Flanagan und „Raum“-Star Jacob Tremblay verkörpern so neben Hiddleston noch drei weitere Schauspieler jüngere Versionen von Chuck.
Trotz der Kombination aus Erfolgsautor Stephen King sowie Grusel-Experte Mike Flanagan und des Settings in einem Spukhaus für ein Kapitel ist „The Life Of Chuck“ übrigens kein Horrorfilm. Der Film soll eine melancholisch-optimistische Erzählung sein und die Schönheit des Lebens feiern. Dabei soll „The Life Of Chuck“ zu Tränen rühren, aber das Publikum auch mit einem tollen und optimistischen Gefühl entlassen – eine Kombination, die immer wieder besonders gut geeignet ist, um viele Zuschauer*innen zu bewegen und zu begeistern.
Oscars für "The Life Of Chuck"? Das ist aktuell das größte Problem
Der Publikumspreis in Toronto wird – wie der Name schon sagt – vom Publikum vergeben. Oft wird kritisiert, dass dabei nicht unbedingt der beste Film gewinnen muss. Manche lassen sich vielleicht blenden, dass ein besonderer Star anwesend war und geben ihre Stimme der besten Festivalerfahrung. „The Life Of Chuck“ begeisterte zum Beispiel zusätzlich mit der persönlichen Anwesenheit von Stephen King, der mit minutenlangem Applaus bedacht wurde. Der Erfolgsautor freute sich auf X (ehemals Twitter) übrigens über die Auszeichnung für die Adaption seiner Geschichte:
Die bisherige Oscar-Prognosen-Erfolgsgeschichte macht aber deutlich, dass nur das Auffahren großer Namen nicht reicht. Dass es fast alle Toronto-Gewinner anschließend bis zu den Oscars trägt, hat auch einen Hintergrund. Im Herbst werden bei dem Filmfestival in Kanada sehr viele Oscar-Kandidaten gezeigt. Wenn das dort anwesende, als sehr sachverständig geltende Publikum einen Film auszeichnet, ist es oft ein guter Indikator, dass er ausgesprochen vielen Leuten besser als die anderen Titel gefallen wird – und auch vielen in der Oscar-Academy.
Da ist dann oft auch egal, wie die Kritiken ausfallen – gerade wenn es einfach ein Feelgood-Movie wie nun auch „The Life Of Chuck“ ist. Der hat so definitiv Oscar-Chancen – gerade weil er zwei andere vielversprechende Kandidaten direkt in Toronto übertrumpft hat. „Emilia Pérez“, bei dem die anwesende Selena Gomez aus dem starken Cast besonders frenetisch gefeiert wurden, und der bereits zuvor in Cannes ausgezeichnete „Anora“ landeten auf den Rängen 2 und 3.
Ein Problem hat „The Life Of Chuck“ noch: Um sich für die Oscars überhaupt zu qualifizieren, muss der Film noch dieses Jahr in den US-Kinos starten. Bislang gibt es aber noch nicht einmal ein Verleih. Das ist aber wohl nur ein kleines Hindernis. Im Rahmen des Festivals in Toronto wurden bereits Verhandlungen geführt. Sollte da noch kein Abschluss erzielt worden sein, dürfte sich spätestens jetzt quasi ganz Hollywood darum reißen. Es wird damit gerechnet, dass in Kürze bekannt wird, wer „The Life Of Chuck“ in den USA in die Kinos bringt. Auch für den Rest der Welt sollte diese Information bald vorliegen.
Dann wissen wir vielleicht auch, wann und wo „The Life Of Chuck“ mit übrigens unter anderem den Marvel-Stars Chiwetel Ejiofor und Karen Gillan sowie „Star Wars“-Legende Mark Hamill in weiteren Rollen hierzulande erscheint.
Trotz seiner Anwesenheit beim Festival in Toronto hatte Stephen King übrigens auch Zeit, den neuesten Netflix-Hit zu streamen. Wie sehr ihn „Rebel Ridge“ begeistert hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
Vergleich mit "Rambo": Horror-Ikone Stephen King feiert "Rebel Ridge" als einen der besten Netflix-Filme