Mein Konto
    "Es war schrecklich": "Harry Potter"-Star Alan Rickman ließ heimlich das Drehbuch eines seiner größten Hits umschreiben
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Mit Alan Rickman alias Hogwarts-Lehrer Severus Snape haben wir vor einigen Jahren einen brillanten Schauspieler verloren. Der Brite war offenbar nicht nur vor der Kamera, sondern auch dahinter immer für Überraschungen gut, wie ihr hier lesen könnt.

    Robin Hood - König der Diebe“ mit „Yellowstone“-Star Kevin Costner als Titelheld war einer der erfolgreichsten Kinofilme der 1990er. Knapp fünf Millionen Tickets wurden für das heute zu den größten Abenteuer-Klassikern überhaupt zählende Werk damals allein in Deutschland verkauft.

    Erzählt wird darin die weltbekannte Sage des entrechteten Freisassen Robin von Locksley, der Ende des 12. Jahrhunderts zusammen mit seiner Bande von den Reichen stahl, um die Beute den Bedürftigen der Umgebung zukommen zu lassen. Der große Gegenspieler des legendären, sich im Sherwood Forest verbergenden Diebes, Wegelagerers und meisterhaften Bogenschützen war der Sheriff von Nottingham.

    Der zynisch-brutale und immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedachte Gesetzeshüter wurde in dem von „Waterworld“-Regisseur Kevin Reynolds inszenierten Film von Alan Rickman („Stirb langsam“) verkörpert. Der 2016 leider viel zu früh verstorbene Londoner wurde für seinen Auftritt mit einem BAFTA Award ausgezeichnet und erntete auch in den Kritiken nahezu unisono großes Lob.

    "Ich brauche ein paar gute Zeilen"

    Rickmans herrlich überzogene Performance zählt zu den besten seiner Karriere. So kreierte er einen der erinnerungswürdigsten Bösewichte der jüngeren Kinogeschichte. Allerdings nicht – glaubt man den Aussagen des Darstellers –, weil das von Pen Densham („Moll Flanders“) und John Watson („Taking Liberty“) verfasste Drehbuch so gut gewesen wäre. Eher im Gegenteil.

    Wie der Mime 2015 in einem Interview berichtete, war er verzweifelt, weil das Skript ihm überhaupt nicht zusagte. Rickman behauptete, er habe sich damals mit einem Freund, dem Bühnen- und Drehbuchautor Peter Barnes („Arabian Nights“), in einem Fast-Food-Restaurant getroffen, um selbiges kurz vor Beginn der Aufnahmen noch einmal durchzugehen.

    „Ich sagte: ‚Würdest du dir das Skript ansehen? Denn es ist schrecklich. Ich brauche ein paar gute Dialogzeilen‘“, erinnerte sich Rickman. „Das tat er dann [noch an Ort und Stelle], weshalb hinterher überall Pizza-, Speck- und Eierflecken auf den Seiten zu finden waren.“

    Robin Hood - König der Diebe
    Robin Hood - König der Diebe
    Starttermin 5. September 1991 | 2 Std. 20 Min.
    Von Kevin Reynolds
    Mit Kevin Costner, Morgan Freeman, Alan Rickman
    Pressekritiken
    3,1
    User-Wertung
    3,9
    Filmstarts
    3,5
    Im Stream

    "Und bring noch eine Freundin mit!"

    Vor allem eine seiner besten Szenen wurde in Bezug auf die Worte von Barnes stark überarbeitet. Die Rede ist von dem früh im filmischen Ablauf platzierten Moment, als Rickmans Figur davon erfährt, dass Robin Hood einen Batzen Steuergelder gestohlen habe. Frustriert brüllt der Sheriff daraufhin einen seiner Schergen an, sagt unter anderem spontan Weihnachten ab und stürmt aus dem Raum in einen Korridor voller Prostituierter.

    Laut Rickman stammte die Idee, seine Figur zu einer von ihnen sagen zu lassen „Du. Mein Zimmer, 10.30 Uhr“ und zu einer zweiten „Du, 10.45 Uhr“, von Barnes. So hatte die Rolle gleich viel mehr Flair, Persönlichkeit und vor allem Witz. Später fügte dann Ruby Wax, eine weitere Theaterautorin, Komikerin und gute Freundin Rickmans, noch den Nachsatz „Und bring eine Freundin mit!“ hinzu.

    Als es an der Zeit war, die fragliche Szene zu drehen, hatte Rickman keinem Menschen von seinen Änderungen am Drehbuch erzählt. Die einzige Ausnahme war Regisseur Reynolds, der diese schon im Voraus abgenickt hatte. „Niemand außer ihm wusste davon“, freute Rickman sich noch Jahre später diebisch. „Als ich nach dem Take dann aus dem Blickfeld der Kamera trat [und mich umdrehte], wusste ich, dass es funktioniert hatte. Denn ich sah etwa 80 Crew-Mitglieder, die krampfhaft versuchten, nicht laut loszulachen.“

    Habt ihr „Robin Hood - König der Diebe“ gesehen und erinnert euch an Rickmans brillantes, komödiantisches Timing als finsterer Fiesling? Wenn nicht, lohnt es sich wirklich, das Spektakel nachzuholen oder es auch noch einmal zu schauen. Vor allem wegen des „Harry Potter“-Stars, aber auch wegen der tollen Locations, an denen das Ganze gedreht wurde. Eine ebenfalls großartige Szene, ohne Rickman, dafür mit Kevin Costner und Morgan Freeman, profitierte enorm von ihrem Drehort. Jahrelang pilgerten Fans des Films an den realen Punkt, um ein wenig von der einmaligen Atmosphäre einsaugen zu können. Das ist aufgrund eines sinnlosen Aktes von Vandalismus allerdings nicht mehr möglich.

    Wisst ihr übrigens noch, welcher Überraschungs-Stargast ganz am Ende von „Robin Hood - König der Diebe“ auftaucht? Wenn nicht, dann erfahrt ihr es im folgenden Artikel:

    Er ist nur für 30 Sekunden im Bild zu sehen! Doch niemand wird diesen legendären Schauspieler am Ende von "Robin Hood – König der Diebe" vergessen

    *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top