Mitte der 70er Jahre war Steven Spielberg noch keine 30 Jahre alt. Ihn als unbeschriebenes Blatt zu bezeichnen, ginge etwas zu weit, schließlich hatte er mit „Sugarland Express“ und vor allem „Duell“ schon einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen – von seinem heutigen Status als lebende Regie-Legende, die so viele Meilensteine und Mega-Erfolge verantwortet hat, dass ihr vermutlich nahezu jeder Mensch mindestens einen Film zuordnen könnte, war Spielberg aber noch weit entfernt.
1975 änderte sich dann alles, als Spielberg sein absolutes Durchbruchs-Werk ins Kino brachte: „Der weiße Hai“, der nicht nur Millionen von Menschen auf Jahre hinaus vom Baden im offenen Meer abhielt, sondern auch als erster Blockbuster der Filmgeschichte gilt.
Kein Kinofan kann sich wohl vorstellen, wie „Der weiße Hai“ ausgesehen hätte, wenn nicht Steven Spielberg auf dem Regiestuhl gesessen hätte. Schließlich gelang es dem damaligen Jungregisseur scheinbar spielend leicht, aus der simplen Prämisse das Maximum an Spannung herauszuholen – und selbst vermeintliche Defizite noch in Qualitäten zu verwandeln:
So wird bis heute oft davon gesprochen, wie effektiv „Der weiße Hai“ gerade dadurch wird, dass wir den titelgebenden Raubfisch kaum zu Gesicht bekommen. Tatsächlich trug daran aber in erste Linie das ständig streikende mechanische Hai-Modell die Schuld. Es braucht schon einen Virtuosen wie Spielberg, um einen solchen Mangel auszugleichen – durch Suggestion, meisterlichen Spannungsaufbau sowie kluge Bild- und Schnitteinfälle.
Doch tatsächlich wäre Spielberg der Film, der ihn über Nacht zum Regie-Star machte, beinahe vor der Nase weggeschnappt worden: Denn die Produzenten David Brown und Richard D. Zanuck gaben anfangs noch dem heute weit weniger bekannten Dick Richards den Vorzug, der u.a. den Neo-Noir „Fahr zur Hölle, Liebling“ mit Robert Mitchum drehte.
Hai oder Wal? Das war die entscheidende Frage
Dieser machte allerdings einen entscheidenden Fehler: Weil das Skript stark von Herman Melvilles Jahrhundertroman „Moby Dick“ beeinflusst war, bezeichnete Richards den Film wiederholt als „Der weiße Wal“ – was bei Drehbuchautor Peter Benchley nicht sonderlich gut ankam. In einem Interview hat Spielberg darüber gesprochen, wie ihm diese Verwechslung zu einem seiner wichtigsten Regie-Aufträge verholfen hat (via Slash Film):
„Ich dachte schon: ‚Das war's‘, bis ich einen Anruf von Dick [Zanuck] bekam, der mich bat, mich mit ihm und David [Brown] zu treffen. Sie setzten sich mit mir zusammen und verkündeten: ‚Wir möchten, dass du ‚Der weiße Hai‘ machst.‘ Ich fragte: ‚Was ist denn mit dem Regisseur passiert?‘ Und sie erklärten: ‚Wir hatten ein Treffen mit ihm, aber er bezeichnete den Hai vor Peter Benchley immer wieder als Wal.‘ Das hat Peter offenbar sehr genervt, und so landete das Projekt schließlich bei mir.“
Manchmal haben simple Dinge riesige Auswirkungen – in diesem Fall sorgte ein falsches Wort für einen der größten Klassiker der Kinogeschichte. Wenn ihr übrigens wissen wollt, warum Spielberg bei keiner der drei Fortsetzungen von „Der weiße Hai“ die Regie übernommen hat, dann lest auch den folgenden Artikel:
Das ist der wahre Grund, warum Steven Spielberg keine Fortsetzung von "Der weiße Hai" gedreht hat!*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.