Viele kennen sie als mit Pinseln auf der Brust malende Walküre aus der fünften „LOL”-Staffel oder aus Auftritten in diversen anderen Stand-Up-Shows wie „Quatsch Comedy Club” oder „Ladies Night”: Meltem Kaptan. Doch die deutsch-türkische Spaßkanone kann auch ganz anders.
Mit ihrer ersten Kino-Hauptrolle in dem auf wahren Begebenheiten basierenden „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush” übernimmt sie ausnahmsweise einen ernsthaften Part und landet damit direkt einen Volltreffer. Die Figur der Rabiye, einer deutsch-türkischen Mutter, die um die Freilassung ihres Sohnes aus Guantanamo kämpft, ist ihr geradezu auf den Leib geschrieben. Nicht nur sieht sie der echten Rabiye Kurnaz mit blondierten Haaren wirklich zum verwechseln ähnlich. Sie hat auch alles aus der Figur rausgeholt, was zu holen ist: Sie ist schrullig, charmant, aufmüpfig, auf ihre ganz eigene Art und Weise schlagfertig. Und absolut überzeugend.
„Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush” feiert passenderweise heute, am Jahrestag der Anschläge des 11. September, seine TV-Premiere – um 20.15 Uhr bekommt ihr das Kino-Highlight ganz ohne Werbung auf arte zu sehen. Im Anschluss findet ihr den Film in der arte-Mediathek oder ihr holt ihn euch direkt als Blu-ray, die euch neben einem umfangreichen Booklet auch ein Interview mit der echten Rabiye Kurnaz und Bernhard Docke liefert.
Eine Hausfrau für Gerechtigkeit
2001 reiste Rabiyes 19-jähriger Sohn, Murat Kurnaz, nach Pakistan, um dort Koranschulen zu besuchen. Er wird festgenommen und in der Folge für 3.000 Dollar Kopfgeld an US-Streitkräfte in Afghanistan übergeben und von dort wiederum nach Guantanamo überstellt, wo er rechtlos inhaftiert ist.
Rabiye indes setzt sich in Deutschland vehement für die Freilassung ihres Sohnes ein: Sie engagiert mit Bernhard Docke (Alexander Scheer, „Gundermann”) einen Menschenrechtsanwalt und schreibt an alle erdenklichen Stellen, etwa Außenminister Joschka Fischer, mit dem Ergebnis, dass sich keine Behörde zuständig fühlen kann oder will. So bleibt den beiden nichts anderes übrig, als nach Amerika zu reisen, um mit anderen Angehörigen von Guantanamo-Inhaftierten Druck auf das US-Justizsystem auszuüben...
Ohne Mama geht eben nichts
Mit „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush” ist dem deutschen Erfolgsregisseur Andreas Dresen („Gundermann”, „In Liebe, eure Hilde”) einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre gelungen, was nicht nur an der berührenden und vor allem wahren Geschichte liegt, sondern auch an der Wahl der Perspektive. Zunächst hatte Dresen geplant, einen Film über Murat Kurnaz zu drehen, nachdem er dessen Buch „Fünf Jahre meines Lebens”* gelesen hatte. Doch die Geschichte der Inhaftierung wollte sich nicht fügen – bis er eines Tages Rabiye traf und mit ihr den Schlüssel zum letztlichen Drehbuch fand.
Die Verschiebung auf die Perspektive der Mutter ist in jedem Sinne ein Zugewinn: So erreicht der Film eine ungemeine Wärme, aber auch eine humoristische Ebene, die in einer anderen Umsetzung wohl kaum möglich gewesen wäre. Allein die Dialoge und typische deutsch-türkische Ausdrucksweise, das charmante Multi-Kulti, ist hier schlichtweg Gold Wert.
So ist „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush” am Ende nicht nur ein politischer Film, der über Versäumnisse und Unrecht aufklärt, sondern auch ein großartig besetztes Buddy-Movie, eine berührende Familiengeschichte und ein starkes Stück deutsches Kino.
Für einen Platz unter den zehn besten deutschen Filmen aller Zeiten reicht es im Ranking der FILMSTARTS-Community am Ende allerdings nicht ganz. Welche Klassiker und Meisterwerke es in die Bestenliste geschafft haben, könnt ihr hier nachlesen:
4,41 von 5 Sternen! Das ist der beste deutsche Film aller Zeiten – laut den deutschen Zuschauern*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.
