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    "Er war wirklich ein Schuft": "Resident Evil"-Star Milla Jovovich rechnet mit dem Macher eines der schlechtesten Sci-Fi-Filme aller Zeiten ab
    Sebastian Groß
    Sebastian Groß
    -Freier Autor
    Manchmal fühlt er sich alt, weil er damals „The Big Lebowski“ oder „Matrix“ zum Kinostart gesehen hat. Andererseits konnte er damals „The Big Lebowski“ und „Matrix“ zum Kinostart sehen. Zum Glück behält er das für sich, außer jemand fragt ihn. Jetzt fragt ihn halt endlich.

    Milla Jovovich ist eine Ikone des modernen Genre-Kinos. Doch 2006 landete sie mit einem Sci-Fi-Film einen ihrer größten Flops. Wer trug die Schuld: die Kritiker, das Studio, der Regisseur den sie als Schuft bezeichnet? Wir gehen der Frage nach.

    Milla Jovovich ist vor allem durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit Regisseur und Ehemann Paul W. S. Anderson bekannt. Gemeinsam realisierten sie mehrere Teile der „Resident Evil“-Reihe. Doch auch unabhängig von Anderson war die „Das fünfte Element“-Darstellerin in anderen Genre-Produktionen wie etwa „Ultraviolet“ (2006) zu sehen.

    Dieser Sci-Fi-Actionfilm geriet jedoch – im Gegensatz zu vielen ihrer anderen Projekte – schnell in Vergessenheit. Aber wer ist dafür verantwortlich? Es gibt verschiedene Gründe, warum der Film heute kaum Beachtung findet. Doch der Reihe nach.

    "Ultraviolet": Vampire und Gun Kata

    Der Film spielt in einer dystopischen Zukunft, in der ein Virus Menschen in vampirähnliche Wesen, die sogenannten „Hemophagen“, verwandelt. Diese werden von der Regierung verfolgt. Violet (Milla Jovovich), selbst infiziert und Mitglied des Widerstands, erhält den Auftrag, ein Paket zu stehlen, das die Vernichtung ihrer Art bedeuten könnte.

    Das „Paket“ entpuppt sich jedoch als ein Junge namens Six (Cameron Bright, „Thank You For Smoking“), der eine Schlüsselrolle im Kampf zwischen der Regierung und den Hemophagen spielt. Violet beschließt, ihn zu beschützen – und wird daraufhin selbst zur Gejagten.

    Regisseur und Drehbuchautor Kurt Wimmer, bekannt für „Equilibrium“ (2002), setzte in „Ultraviolet“ erneut auf die von ihm entwickelte Kampfkunsttechnik „Gun Kata“. Diese verbindet präzise Martial-Arts-Bewegungen mit Schusswaffen, wodurch Kämpfer Schussbahnen vorhersehen und Kugeln ausweichen können.

    Obwohl das Konzept rein filmisch ist und wenig mit der Realität zu tun hat, trug es bei „Equilibrium“ zur stilvollen Inszenierung bei und verhalf Christian Bale („The Dark Knight“) schon damals zu einem Ruf als potenzieller Actionstar.

    Bei "Ultraviolet"machten alle Beteiligten Fehler

    Viele erwarteten Großes von „Ultraviolet“, doch der Film enttäuschte in nahezu allen Bereichen. Die Ästhetik wirkte eher wie ein unfertiges Videospiel mit sich ständig wiederholenden Aufgaben. Die Figuren blieben blass, und die präsentierte Welt wirkte leblos und kalt. Zwar sollte diese Kälte die fehlende Menschlichkeit symbolisieren, doch ohne eine emotionale Bindung an die Charaktere verlor dieser symbolische Ansatz jegliche Wirkung.

    Der Film setzte vor allem auf stilisierte Action, doch auch hier versagte Wimmer. Logische Zusammenhänge und Spannung wurden rasch aufgegeben, und die Handlung blieb flach und austauschbar.

    Sony, die „Ultraviolet“ über ihre Tochterfirma Screen Gems in die Kinos brachten, kürzte den Film gegen den Willen des Regisseurs um über 30 Minuten, um ein PG-13-Rating (vergleichbar mit FSK 12) zu erreichen. Diese Kürzungen betrafen nicht nur Action- und Gewaltszenen, sondern auch zentrale Handlungselemente, was dem Film deutlich schadete.

    Ultraviolet
    Ultraviolet
    Starttermin 6. Juli 2006 | 1 Std. 27 Min.
    Von Kurt Wimmer
    Mit Milla Jovovich, Cameron Bright, Nick Chinlund
    Pressekritiken
    1,8
    User-Wertung
    1,6
    Filmstarts
    1,0

    In einem Interview während der Promotion für „Resident Evil: Extinction“ äußerte sich Milla Jovovich enttäuscht über den eingeschränkten Einfluss auf den Schnitt (via Rotten Tomatoes):

    „Hör zu. Alles, was ich dir sagen kann, ist, dass ich komplett vom Schneideraum ausgeschlossen wurde, was wirklich bedauerlich war, weil mir versprochen wurde, dass das nicht passieren würde. Bei beiden ‚Resident Evil‘-Filmen hatte ich viel Einfluss auf den Film, bevor er fertiggestellt wurde... mehr beim ersten als beim zweiten. Aber bei ‚Ultraviolet‘ war ich sehr deprimiert, weil [Wimmer] wirklich ein Schuft war, in dem Sinne, dass er seine Versprechen nicht gehalten hat und mir nicht erlaubte, meine Aufnahmen zu sehen. Ich habe gesagt, hör zu, ich will dir nicht ins Handwerk pfuschen, aber es gibt bestimmte Dinge, die ich gemacht habe und an die ich mich erinnere.“

    Trotz der Kürzungen und des familienfreundlichen PG-13-Ratings konnte „Ultraviolet“ auch an den Kinokassen nicht überzeugen. Bei einem Budget von rund 30 Millionen US-Dollar spielte der Film in den USA lediglich 18 Millionen ein, weltweit kam er auf insgesamt 31 Millionen US-Dollar.

    Zwar könnten die Verluste durch DVD-Verkäufe und Lizenzierungen gemindert worden sein, doch die mageren Einspielergebnisse und die verheerenden Kritiken ließen alle Pläne für eine Fortsetzung schnell fallen.

    Auch das Publikum zeigte sich wenig begeistert. Während FILMSTARTS dem Film lediglich einen (!) Stern vergab, bewerteten die User „Ultraviolet“ mit gerade einmal 1,8 Sternen (was für einen Platz auf unserer Liste der schlechtesten Sci-Fi-Filme aller Zeiten nach den Bewertungen der FILMSTARTS-Community reichte). Es ist selten, dass sich Publikum und Kritiker derart einig sind.

    Wer war Schuld und wie ging es für den "Schuft" Kurt Wimmer weiter?

    Eine berechtigte Frage, auf die es letztlich wohl nur eine Antwort gibt: Die Schuld tragen alle Beteiligten. Der Regisseur, weil „Ultraviolet“ wohl auch in seiner ungekürzten Fassung kaum besser ausgesehen hätte. Und das Studio, das durch seine Kürzungen dem Film die Wucht und Dringlichkeit der Action nahm.

    Die schlechten Kritiken setzten dem Ganzen dann noch die Krone auf. Dass das Publikum daraufhin wenig Interesse zeigte, ins Kino zu gehen, ist nur allzu verständlich. Zwar gibt es heute sicherlich einige Fans des Films, doch diese sind in der klaren Minderheit. Eine Fanbewegung, die eine Fortsetzung herbeiführt, kann daher mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen werden.

    Der Misserfolg von „Ultraviolet“ brachte Kurt Wimmers Regiekarriere vorerst zum Stillstand. Als Drehbuchautor blieb er jedoch aktiv und schrieb unter anderem das Skript zu „Street Kings“ (2008) mit Keanu Reeves und zum „Total Recall“-Remake (2012).

    2020 versuchte sich Wimmer erneut als Regisseur und brachte mit „Kinder des Zorns“ eine Stephen-King-Verfilmung auf die Leinwand. Auch dieser Film konnte weder künstlerisch noch finanziell überzeugen. FILMSTARTS vergab nur 1,5 Sterne – ein kleiner Anstieg, aber dennoch keine Glanzleistung.

    Warum der neue „Kinder des Zorns“ ganze drei Jahre benötigte, um endlich in die Kinos zu kommen, erfahrt ihr in diesem Artikel von unserem FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis. Welcher trashige King-Film stattdessen eine bessere Wahl wäre, verrät er euch derweil hier:

    Ich habe 54 (!) Stephen-King-Filme gesehen – und ausgerechnet dieser Billig-Trash hat meine Sicht auf Filme für immer verändert

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