Selbst größte Lesemuffel dürften mit diesem Stoff vertraut sein: Dank zahlloser Adaptionen, Imitationen und Parodien gehört „Das Phantom der Oper“ zu den berühmtesten Romanen unseres Kulturkreises. Jetzt arbeitet Disney daran, der langen Liste an „Das Phantom der Oper“-Interpretationen eine weitere hinzuzufügen: Unter dem Titel „Phantom“ wird eine „Das Phantom der Oper“-Neuverfilmung exklusiv für Disney+ entwickelt.
Als Hauptverantwortlicher soll ein Filmemacher agieren, der bereits einige große Erfolge für Disney gestemmt hat: Regisseur, Produzent und Choreograf Kenny Ortega, der unter anderem die „High School Musical“-Trilogie, die ersten drei Teile der „Descendants“-Reihe und den Halloween-Kultklassiker „Hocus Pocus“ verwirklichte.
Disney hofft, ein neues Franchise zu kreieren
In den vergangenen Jahren arbeitete Ortega jedoch für Netflix: 2019 unterzeichnete er einen mehrjährigen Vertrag mit dem Streaming-Giganten. Im Zuge dessen produzierte Ortega die kurzlebige Musical-Serie „Julie And The Phantoms“. Dass er nach Ablauf seines Netflix-Deals zu Disney zurückkehrt, um „Phantom“ zu drehen, vermeldete zuerst der US-Branchenblog Deadline Hollywood.
Der berichtet auch, dass als Kernzielgruppe von „Phantoms“ dieselbe Altersspanne wie bei sogenannter „Young Adult“-Fiktion anvisiert wird. Gleichwohl meldet Deadline Hollywood, dass man sich erhofft, mit „Phantoms“ ein langlebiges Franchise im Stil von „Descendants“ in die Wege zu leiten – und die primäre Zielgruppe der Reihe sind laut Disney-Angaben 6- bis 14-Jährige.
Das Drehbuch zu „Phantom“ stammt von Giovanni M. Porta, dem Autoren der für Paramount+ verwirklichten Romantikkomödie „At Midnight“ mit „Top Gun: Maverick“-Star Monica Barbaro und „Terminator: Dark Fate“-Mime Diego Boneta. Die Grundidee, wie man die 1909 bis 1910 erstmals veröffentlichte Vorlage von Gaston Leroux modernisieren und verjüngen kann, stammt wiederum von Porta und Eric Bromberg.
Eine Geschichte, die als Drama, Horror und Musical funktioniert
In „Das Phantom der Oper“ geht es um Erik, einen sein Antlitz hinter einer Maske versteckenden Musiker, der unterhalb der Pariser Oper lebt. Er verliebt sich in Christine, eine junge Chorsopranistin, woraufhin er zu extremen Mitteln greift, um sie zum Star zu machen. Im Kampf um Christines Zuneigung hat das Phantom jedoch die Rechnung ohne Raoul gemacht, den Mäzen der Oper...
Der Gothic-Liebesroman wurde mehrfach verfilmt, etwa als Stummfilm-Drama sowie als Horror-Stummfilm, als Zeichentrickfilm und 1989 als Horror-Film mit „Nightmare On Elm Street“-Star Robert Englund als Phantom. Zudem gab es zahlreiche lose Interpretationen, etwa als satirische Rock-Horror-Musical-Groteske von Brian De Palma unter dem Titel „Das Phantom im Paradies“.
Die wahrscheinlich berühmteste Verarbeitung der Vorlage ist allerdings Andrew Lloyd Webbers Bühnenmusical, das seit 1986 nicht mehr aus den Musical-Häusern dieser Welt wegzudenken ist. 2004 erhielt das Webber-Musical eine Verfilmung von „8MM“- und „Batman & Robin“-Regisseur Joel Schumacher mit Gerard Butler als Phantom und „Shameless“-Star Emmy Rossum in der Rolle der Christine.
Auch Disney nahm sich bereits wiederholt dem Stoff an. Beispielsweise wurde „Das Phantom der Oper“ in einer Episode der Kult-Zeichentrickserie „Chip & Chap – Die Ritter des Rechts“ persifliert, 2000 erschien ein Disney-Fernsehfilm namens „Das Megaplex-Phantom“, der die Geschichte in ein Multiplex-Kino verlegt, und 2017 wurde mit „Muppets Meet The Classics: The Phantom of the Opera“ ein Parodie-Roman zum Thema veröffentlicht.
Doch selbstredend kommt es genauso vor, dass Disney durch den Kakao gezogen wird, und das mittlerweile gehäuft in Form von Public-Domain-Slashern. Und ein sich an Micky Maus abarbeitender Horrorfilm bekommt sogar demnächst einen zweiten Teil:
Horror-Slasher "The Mouse Trap 2" kommt – und neben Micky Maus wird eine weitere Disney-Ikone zum blutrünstigen Killer!