„Megalopolis“ gehört zweifellos zu den meisterwarteten Science-Fiction-Filmen des Jahres. Schließlich hat Regielegende Francis Ford Coppola hier nach 40-jährigem Bemühen endlich sein absolutes Herzensprojekt realisieren können, deren 120 Millionen Dollar schweres Budget er letztlich größtenteils aus seiner eigenen Tasche bezahlt hat.
Es hat jedoch ein Weilchen gedauert, bis sich ein US-Verleih gefunden hat, der das experimentelle dystopische Drama in Übersee auf die große Leinwand bringen wird. Am Ende hat sich das unter anderem auch für den Vertrieb der „John Wick“-Filme verantwortliche Studio Lionsgate dazu bereiterklärt – wo man für einen neuen Trailer zum Film eine ganz besondere Idee hatte...
Negative (!) Kritiken wurden frei erfunden
Eingeleitet wird das von „Megalopolis“-Cast-Mitglied Laurence Fishburne erzählte Video nämlich mit Zitaten aus negativen Kritiken zu Francis Ford Coppolas früheren Ausnahmewerken „Der Pate“, „Apocalypse Now“ und „Dracula“, um deutlich zu machen, dass bereits diese Kult-Streifen zu ihrer Zeit durchaus missverstanden und später trotzdem zu Klassikern wurden. Damit reagiert man offenbar ein Stück weit auf das bislang gemischte Echo zu „Megalopolis“ und impliziert vollmundig, dass man auch hier einen zukünftigen Kult-Klassiker an der Hand hat. Ein netter, wenngleich etwas selbstgefälliger Einfall.
Das Problem dabei: Die entsprechenden Zitate sind komplett frei erfunden! Kenntlich gemacht wird das jedoch nicht – ganz im Gegenteil. Indem sogar die vermeintlichen Quellen der Kritiken-Auszüge genannt werden (u.a. so große Blätter wie die New York Times und Entertainment Weekly), wird eindeutig der Eindruck erweckt, als hätte man es hier mit echten Rezensionen von damals zu tun.
Lionsgate entschuldigt sich
Ob sich jemand bei Lionsgate damit schlicht einen Scherz erlaubt oder tatsächlich jemand geglaubt hat, dass das Ganze gerade im heutigen Internet-Zeitalter nicht auffliegt, ist unklar. Lionsgate hat auf diesen Faux-pas jetzt jedenfalls umgehend reagiert und die Vorschau zumindest von seinen offiziellen Kanälen gelöscht (bei Drittanbietern und auch unter diesem Artikel könnt ihr sie aber nach wie vor schauen). Dazu hat der Verleiher zudem eine Stellungnahme veröffentlicht:
„Wir entschuldigen uns aufrichtig bei den genannten Kritikern sowie bei Francis Ford Coppola und [seiner Produktionsfirma] American Zoetrope für diesen unverzeihlichen Fehler in unserem Prüfungsprozess. Wir haben es versaut. Es tut uns Leid.“
Wirklich das Zeug zum nächsten Coppola-Klassiker?
Der kuriose Vorfall (der nur noch kurioser wird, wenn man sich vor Augen führt, dass hier nicht etwa positive, sondern negative Kritiken erfunden wurden) könnte letztlich aber vielleicht wirklich dafür sorgen, dass „Megalopolis“ jetzt noch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Denn in der Tat könnte es die nicht ganz leicht zu greifende Geschichte über einen Erfinder und Architekten (Adam Driver), der inmitten von Verschwörungen und Intrigen die ultimative Stadt der Zukunft plant, etwas schwer haben, ihr Publikum zu finden.
Das prophezeit auch FILMSTARTS-Chefredakteur Christoph Petersen in seiner nichtsdestotrotz ziemlich positiven Kritik zu „Megalopolis“, in der er für das visionäre Werk nicht nur 3,5 von 5 Sternen gezückt hat, sondern bereits genau das formuliert, was der von Lionsgate nun gelöschte neue Trailer aussagen wollte: „Wäre ‚Megalopolis‘ wie ursprünglich geplant tatsächlich Anfang der 1980er entstanden, dann hätte er heutzutage sicherlich den Ruf als einer der legendärsten Flops der Kinogeschichte – sowie als unangefochtener Kultfilm! Und im Jahr 2024 wird die Sache wohl nicht großartig anders ausgehen.“
Den besagten Trailer mit den Fake-Zitaten könnt ihr euch nachfolgend einmal selbst anschauen. In den deutschen Kinos startet „Megalopolis“ dann am 26. September 2024.
