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    Streaming-Tipp: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl"
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Eine Geschichte, die fast jede*r von uns kennt, die aber immer wieder tief berührt – in Buchform oder als Film: Die sehr gelungene Literatur-Adaption „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ ist unser heutiger Streaming-Tipp für euch.

    Nur sehr wenige Bücher dürften in der Geschichte der Bundesrepublik von mehr Menschen gelesen worden sein als „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ aus der Feder der deutsch-britischen Schriftstellerin Judith Kerr. Der hierzulande erstmals 1973 erschienene Jugendroman basiert auf den Kindheitserfahrungen der Autorin als jüdischstämmiger Flüchtling vor den Nazis.

    Seit Jahrzehnten ist der Band fester Fixpunkt auf den Lehrplänen eines Großteil der hiesigen Schulen. Gibt es doch kaum einen besseren Weg, Kinder altersgerecht mit den Schrecken der Nazi-Herrschaft und der Verfolgung jüdischer Bürger während dieser Ära vertraut zu machen. Nachdem das Buch bereits 1978 fürs Fernsehen adaptiert wurde, ließ Oscargewinnerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“) 2019 eine starke Kino-Verfilmung folgen. Diese bleibt erfreulich nah an der Vorlage, wirkt aufgrund der Flüchtlingssituation in Europa aber dennoch erstaunlich aktuell.

    Falls ihr noch nicht wisst, was ihr heute Abend streamen sollt, schaut doch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Derzeit hat den Film zwar leider keiner der geläufigen Services im Flatrate-Abo, dafür ist er aber für ein paar wenige Euro als kostenpflichtiges Video-on-Demand zu haben. So etwa bei unter anderem AppleTV, MagentaTV, Maxdome, GooglePlay, RakutenTV, im Sky Store oder natürlich bei Amazon Prime Video:

    Wer nach Genuss des Films noch das als Vorlage dienende Buch und/oder seine beiden Fortsetzungen (vor)lesen möchte, wird ebenfalls bei Amazon fündig:

    Das ist die Story von "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl"

    Berlin im Frühjahr 1933: Die neunjährige Anna Kemper (Riva Krymalowski) und ihr etwas älterer Bruder Max (Marinus Hohmann) leben mit ihren Eltern und der Haushälterin Heimpi (Ursula Werner) in einer prächtigen Villa im Herzen der deutschen Hauptstadt. Die Kinder gehen fröhlich zur Schule und haben dort viel Spaß mit ihren Freund*innen. Doch dann muss plötzlich alles ganz schnell gehen.

    Hals über Kopf müssen Anna und ihre Lieben Berlin verlassen. Frédéric Batier/Sommerhaus/Warner
    Hals über Kopf müssen Anna und ihre Lieben Berlin verlassen.

    Das Mädchen soll einen kleinen Koffer packen, in dem sie nur ein paar Kleidungsstücke, zwei Bücher sowie ein Spielzeug verstauen kann. Sie entscheidet sich gegen ihr geliebtes rosa Stoffkaninchen und für den Teddybären, da dieser sonst untröstlich wäre. Kurz darauf sitzt sie schon mit ihrer Mutter Dorothea (Carla Juri) und Max in einem Zug in die Schweiz. Ihr Vater, der Journalist Arthur (Oliver Masucci), war bereits ein paar Tage zuvor heimlich verschwunden und wartet dort auf sie.

    Obwohl sie Berlin, Heimpi und ihr Kaninchen vermisst, gewöhnt sich die Kleine schnell an die neue Umgebung. Weil Arthur für seine nazikritischen Artikel mittlerweile nicht einmal mehr in der Schweiz einen Abnehmer findet, geht der Familie allerdings bald das Geld aus. So ziehen die Kempers weiter nach Paris, wo sie in einer schäbigen Dienstbotenmansarde hausen und erneut von vorn beginnen müssen. Und dieses Mal versteht Anna nicht einmal die Sprache ihrer neuen Mitschüler*innen …

    Ehrlichkeit und emotionale Authentizität vor wie hinter der Kamera

    Sicher, die Story der kleinen Anna ist traurig, geradezu herzzerreißend. Sie zeigt aber auch, wie Liebe und familiärer Zusammenhalt selbst in den schlimmsten Situationen Kraft und Hoffnung geben können. Die offizielle FILMSTARTS-Kritik attestiert mit vier von fünf Sternen im Fazit: „Eine gelungene Adaption des Jugendbuch-Klassikers zu einem berührenden Familienfilm, der auch jüngere Kinofans nicht überfordert oder verängstigt.“

    Ein beeindruckender Auftritt: Riva Krymalowski als Anna mit ihrem rosa Stoffkaninchen. Frédéric Batier/Sommerhaus/Warner
    Ein beeindruckender Auftritt: Riva Krymalowski als Anna mit ihrem rosa Stoffkaninchen.

    Wie Judith Kerr in ihrem Roman achtete nämlich auch Regisseurin und Co-Drehbuchautorin Caroline Link bei der Verfilmung sehr genau darauf, ihrem kleinerem Publikum nicht nur intellektuell, sondern vor allem emotional nicht zu viel zuzumuten oder es gar zu verstören. Wie die Eltern in „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ ihren Kindern gegenüber ist auch Link in Bezug auf die Gefahren und das Grauen der Situation immer offen und ehrlich zu den Zuschauer*innen. Trotzdem gelingt es ihr, der Story eine gewisse Unschuld und Verspieltheit sowie sogar ein gewisses Maß an Humor zu belassen.

    Eine große Hilfe war der Filmemacherin dabei ihr exzellenter Cast. Neben dem wie gewohnt wunderbaren „Dark“- und „Bad Director“-Star Oliver Masucci als Vater und der nuancenreich auftretenden Carla Juri („Feuchtgebiete“) als Mutter ist dabei speziell Riva Krymalowski in der Rolle der Anna hervorzuheben. Es ist erstaunlich, wie natürlich, wie glaubwürdig und das Publikum berührend die damalige Newcomerin vor der Kamera agierte. Über weite Strecken trägt Krymalowski das Werk nahezu allein auf ihren schmalen Schultern und bleibt dabei dennoch immer souverän und authentisch.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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