Filme, die im abgelegenen Hinterland spielen, zeichnen zumeist kein positives Bild über Land und Leute. Wer sich in Amerika beispielsweise zu weit von den Großstädten entfernt und dann auch noch eine falsche Abzweigung nimmt, bekommt es im Genre-Kino mit Inzest-Killern und atomaren Mutanten zu tun. In den spärlich besiedelten Gebieten im europäischen Film herrscht oftmals die gähnende Langeweile, der jugendliche Protagonist*innen mit aller Gewalt zu entkommen versuchen.
Wer sich immer schon mal gefragt hat, was es im australischen Outback außer „Mad Max“-Wahnsinn sonst noch gibt, der sollte sich „The Royal Hotel“ nicht entgehen lassen. Den unangenehmen Thriller-Trip könnt ihr jetzt bei WOW (ehemals Sky Ticket) streamen. Ob ihr nach diesem Schocker wirklich noch in Australien Urlaub genießen oder einen Work-And-Travel-Ausflug unternehmen möchtet? Wir haben da so leise Zweifel.
Und darum geht es in "The Royal Hotel"
Die Freundinnen Liv (Jessica Henwick) und Hanna (Julia Garner) haben die Zeit ihres Lebens. Die Schule ist vorbei, die Welt steht ihnen offen – und diese Phase genießen sie so richtig. Doch irgendwann klopft das normale Leben wieder an die Tür – in diesem Fall in Form eines leeren Geldbeutels. Um der Kassenebbe entgegenzuwirken, beschließt das Duo, Arbeit und Reisen zu verbinden. Und so nehmen beschließen sie, für ein paar Wochen als Tresenkräfte in einem Outback-Pub zu arbeiten.
Das „Royal Hotel“ wird also in der nächsten Zeit ihre Heimat sein. Die heruntergekommene Wüstenkneipe hat ebenso wie ihre Gäste schon bessere Tage gesehen. Wirklich freundlich läuft die Begrüßung durch den Inhaber des Etablissements nicht ab, denn Billy („Matrix“-Star Hugo Weaving) ist ein verwahrloster und sehr direkter Säufer. Und auch die Arbeit hinter dem Tresen ist nicht so, wie sich die Freundinnen ihren Job vorgestellt haben. Die Bergarbeiter der nahe gelegenen Mine sind im Umgangston sehr direkt. Mit zunehmendem Alkohol-Konsum steigen Lautstärke und Aggressionspegel gewaltig – und die Witze werden unappetitlicher. Und das ist nur der erste Abend...
Wenn die Kneipe zum Albtraum wird
„The Royal Hotel“ zieht seine Spannung aus einem sehr realistischen Szenario. Zwei angehende Studentinnen treffen hier auf eine Gruppe grob geschnitzter und überaus direkter Männer. Sexistische Witze und Frotzeleien – was ist Spaß und was geht schon zu weit? Diese Wahrnehmungs-Verschiebung ist eines der spannendsten Themenfelder, die in „The Royal Hotel“ behandelt werden. Aus dieser Dynamik entstehen einige der unangenehmsten Situationen in diesem Thriller.
Regisseurin Kitty Green lässt uns das wilde Treiben durch die Augen der beiden Frauen wahrnehmen – und auch diese fassen die Lage unterschiedlich auf. Während Hanna am liebsten sofort wieder nach Hause möchte, findet Liv Gefallen an ihrem neuen Job und sieht die Sache lockerer. Vielleicht zu locker, denn nach und nach spitzt sich die Lage unschön zu.
Und dies ist einer der größte Schwachpunkt von „The Royal Hotel“. Während am Anfang über die Auffassung gewisser Szenen noch vortrefflich gestritten werden kann, nimmt das Bedrohungsszenario mit fortlaufender Spieldauer immer weiter zu. Schlussendlich besteht kein Zweifel mehr an der Schlechtigkeit sämtlicher Bargäste und die Lage läuft vollends aus dem Ruder...
Der Film basiert übrigens auf der Dokumentation „Hotel Coolgardie“, aus welchem der Thriller mit Horror-Elementen einzelne Szenen fast eins zu eins übernimmt. Doch im Gegensatz zu „Hotel Royal“ steht hier tatsächlich das Aufeinanderprallen zweier Lebensrealitäten im Mittelpunkt, ohne dabei eine Partei zu dämonisieren. Vom Autor dieses Artikels gibt es daher eine klare Guckempfehlung. Aktuell findet ihr die Doku im Abo von Amazon Prime Video:
Ein spannendes Thriller-Projekt, an dem aktuell gearbeitet wird, ist „Worst Roommate Ever“. Hier geht es um einen Hausbesetzer, der sein Zimmer nicht räumen möchte und die Wohnungsbesitzerin aufs Übelste terrorisiert. Interessant ist dabei auch die Wahl des Regisseurs, denn niemand anderes als Komödien-Spezialist Paul Feig („Brautalarm“) soll den Streifen inszenieren. Mehr dazu könnt ihr in diesem Artikel lesen:
Nach dem Netflix-Hit: "Ghostbusters"-Regisseur bringt Psycho-Thriller um Nachbarschaftsterror nun ins Kino!*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.