Nach der Wucht, mit der „Joker“ sich 2019 in den Statistiken der Filmwelt und den Köpfen der Zuschauer*innen verewigte, ist die Fortsetzung zweifellos einer der meisterwarteten Titel 2024. Der erste Teil wurde damals zum überraschenden Kino-Hit, heimste elf Oscar-Nominierungen und zahlreiche weitere Awards ein und stieß zudem hitzige Diskussionen über Themen wie soziale Gerechtigkeit, Gewaltursachen und psychische Gesundheit an.
Die Erwartungen an und Neugier auf Teil 2 sind dementsprechend riesig: Der Trailer wurde gleich am ersten Tag sagenhafte 167 Millionen Mal abgerufen. Ein zweiter Trailer wurde vor einer Woche veröffentlicht. Und Ende August/Anfang September wird „Joker: Folie À Deux“ dann endlich seine Weltpremiere beim 81. Filmfestival in Venedig feiern, wo schon der erste Teil 2019 lief und den goldenen Löwen als bester Film gewann.
Der offiziellen Ankündigung auf der Festivalwebseite lässt sich entnehmen, dass das Sequel eine Laufzeit von 138 Minuten hat – es ist damit 16 Minuten länger als Teil 1. Neben Joaquin Phoenix, der seine beeindruckend-verstörende und zurecht oscarprämierte Performance als Arthur Fleck aka Joker wieder aufnimmt, und Neuzugang Lady Gaga als berühmt-berüchtigte Harley Quinn werden auch Brendan Gleeson, Catherine Keener, Jacob Lofland und Steve Coogan in bisher unbekannten Rollen zu sehen sein.
"Völlig anders" als Teil 1 und "noch düsterer"
Der Leiter der Filmfestspiele von Venedig, Alberto Barbera, hat „Joker: Folie À Deux“ bereits gesehen. In einem Interview mit dem US-Branchenmagazin Deadline sprach er nun über das Sequel: „Es ist eine Fortsetzung der Geschichte, aber der Film ist völlig anders als der erste Film. Wenn man dasselbe erwartet, was die Gewaltdarstellung oder andere Dinge angeht, wird man überrascht sein. Als ich den Film Anfang Februar in L.A. sah, waren wir zu viert oder fünft im Vorführraum, einschließlich des Drehbuchautors Scott Silver, und wir alle waren am Ende der Vorführung total baff. Es ist ein noch düsterer Film.“
Das Erstaunen in Venedig über die Andersartigkeit des zweiten Teils passt zu Aussagen von Regisseur Todd Phillips, der jetzt in einem exklusiven Empire-Interview erklärte, er „sehe ihn nicht als Sequel“ im üblichen Sinn. Narrativ werde zwar am Ende des ersten Teils angeknüpft, stilistisch jedoch verfolge „Joker 2“ einen ganz eigenen Ansatz: „'Hangover 2' war eine Fortsetzung. Oft ist eine Fortsetzung mehr vom Gleichen, nur größer. Natürlich ist ‚Folie À Deux‘ irgendwie eine Fortsetzung, aber es fühlte sich an, als ob wir etwas völlig anderes machen würden. Es ist von der Tonalität und vom Wesen her etwas ganz anderes.“
Ein Film, als wäre er von Verrückten gemacht
Diesen „ganz anderen“ Ansatz für die Fortsetzung beschreibt Phillips wie folgt: „Ich habe immer gesagt, dass sich der Film anfühlen soll, als ob er von Verrückten gemacht wurde.“ Eine risikofreudige Herangehensweise, die auch Hauptdarsteller Phoenix laut eigener Aussage begrüßte: „Wenn man nicht das Gefühl hat, dass es gefährlich ist, wenn es nicht eine gute Chance gibt, dass man spektakulär scheitert … wo bleibt dann der Sinn?“
Für weitere Überraschung im Voraus hat auch die Ankündigung von mehr Musical-Elementen im zweiten Teil gesorgt. Musik und Tanz waren auch im ersten Teil äußerst präsent, ob die oscarprämierte Filmmusik von Hildur Guðnadóttir, zynisch platzierte Frank-Sinatra-Zeilen oder die legendäre Treppenszene.
In Teil 2 soll das aber wohl noch verstärkt werden, was auch das Mitwirken von Lady Gaga als Harley Quinn erwarten lässt. Die musste jedoch ihre Sängerinnen-Ausbildung für den Film außen vor lassen. Im Interview mit Empire sagte Gaga, um sich ganz in den Charakter Harley Quinn hineinversetzen zu können und Gesangsszenen ihrer Figur authentisch umzusetzen, habe sie ihre erlernten Techniken ignorieren müssen. Abgesehen vom eigenen Hintergrund musste sie sich auch von vorherigen bekannten Darstellungen der ikonischen Figur Harley Quinn lösen – um eine ganz eigene Version entwickeln zu können.
Anarchie und Romantik im Arkham Asylum
Erwartet das Unerwartete, so ließen sich also die bisherigen Aussagen über „Joker: Folie À Deux“ zusammenfassen. Was wir aber bestimmt erwarten können, ist ein Film, der wie sein Vorgänger an die Nieren geht. In den USA hat er bereits das R-Rating (ab 18) erhalten.
Inhaltlich wissen wir zumindest schon, dass man bei Arthur Flecks Zeit im Arkham Asylum ansetzt, wo er auf seine Gerichtsverhandlung wartet und auf Harleen Quinzel trifft, eine Seelenverwandte und schon bald Verbündete. Ganz gemäß dem Titel – „folie a deux“ ist ein Begriff der Psychologie für das Phänomen, wenn sich eine psychische Störung auf nahestehende Personen ausweitet und sich gemeinsame Wahnvorstellungen entwickeln. Wie romantisch oder toxisch diese explosive Partnerschaft verläuft, dürfen wir dann ab dem 3. Oktober in den deutschen Kinos verfolgen.
Wenn ihr vorher schon mal einen Blick auf den Wahnsinn im Doppelpack und die verheißungsvoll exzentrischen und anarchischen Szenen werfen möchtet, findet ihr hier den neuesten Trailer zu „Joker: Folie À Deux“:
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