Eine traumwandlerische Atmosphäre, bildhübsche Farben, schrille Einfälle und eine Darstellung der USA, die teils als kritische Karikatur und teils als märchenhafte Überhöhung dient: Mit „Arizona Dream“ schuf der gefeierte Regisseur Emir Kusturica ein Kleinod in Johnny Depps Karriere.
Hierzulande wurde der Film im Heimkino jedoch bislang recht beiläufig behandelt – und das, obwohl er 1993 im Rahmen der Berlinale mit dem Silbernen Bären prämiert wurde! Nun erhält er aber endlich sein lang erwartetes Heimkino-Upgrade: Am 18. Juli 2024 feiert „Arizona Dream“ seine Blu-ray-Premiere sowie sein 4K-Debüt!
"Arizona Dream": Mit Humor wider den kaputten amerikanischen Traum
Tagträumer Axel (Johnny Depp) hat New York als Heimat auserkoren. Eines Tages wird er jedoch von seinem Bruder Paul (Vincent Gallo), der eine Schauspielkarriere anstrebt, in die Einöde Arizonas verschleppt. Dort steigt Axel in das Cadillac-Geschäft seines Onkels Leo (Jerry Lewis) ein und verliebt sich Hals über Kopf in seine erste Kundin Elaine (Faye Dunaway). Elaines Stieftochter Grace (Lili Taylor) versucht allerdings unentwegt, diese Beziehung zu sabotieren. Dennoch setzt sich eine Abfolge von melancholischen, zauberhaften und gar surrealen Ereignissen in Gang. Da gerät auch mal wer ins Schweben...
Emir Kusturica vermengt liebend gern widersprüchliche Tonalitäten – und „Arizona Dream“ ist da keine Ausnahme: Als dem magischen Realismus angehörige Tragikomödie umfasst das Johnny-Depp-Vehikel vereinzelt Augenblicke, in denen unwahrscheinliche, aber plausible Momente durch Fantastereien aufgebrochen werden.
Derweil kippelt die Überhöhung, mit der Kusturica auf seine Figuren blickt, die unablässig von der Chance träumen, ihren Lebensentwurf neu zu gestalten: Was in der einen Minute wie ein romantisierend-vereinfachendes Märchen erscheint, hat in der nächsten eher etwas von mahnenden Altmärchen. Die schrillen Figuren, wie der unentwegt mit Filmzitaten um sich werfende und in Filmreferenzen stolpernde Paul, und Axels Art, mit dem Kopf in den Wolken zu stecken, intensivieren diese bezaubernde, gelegentlich aber subtil-albtraumartige Wirkung.
So wird der nimmermüde Axel in manchen Sequenzen abrupt zum abschreckenden Kerl, der sich einen feuchten Dreck um die Wünsche seines Umfelds schert und aggressiv Grenzen überschreitet. Und an anderer Stelle lotet Kusturica die Grenzen dessen aus, wie schwarzhumorig man in einem Film über das Streben nach Glück mit Suizid umgehen kann.
Insofern überrascht es nicht, dass „Arizona Dream“ kein weltberühmter Mainstream-Kassenschlager wurde – für Fans des begnadeten „Schwarze Katze, weißer Kater“-Regisseurs oder der skurrilen Einträge in Depps Vita ist die Dramödie allerdings ein Muss. Nicht zuletzt aufgrund ihrer in denkwürdigen Farben getauchten, traumhaften Bilder, die nun endlich auch im Heimkino gestochen scharf erstrahlen. Noch kultiger und kontroverser geht es übrigens im folgenden Heimkino-Tipp zu:
Ein "Herr der Ringe"-Star als legendärer Superschurke: Über 7 Stunden kontroverser Thriller-Kult neu im HeimkinoDies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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