Hinfort mit dem steifen, staubigen Grübler, her mit einem nervösen, schnell erschöpften Exzentriker: 1976 tätigte die ambitioniert aufgemachte Krimikomödie „Kein Koks für Sherlock Holmes“ den ersten Schritt weg von den prägenden, frühen Filmdarstellungen des genialen Meisterdetektiven. Und somit bahnte sie den Weg für zahllose Neuinterpretationen der berühmtesten Schöpfung von Sir Arthur Conan Doyle.
Egal, ob Guy Ritchies „Sherlock Holmes“ mit Robert Downey Jr. oder die BBC-Serie „Sherlock“ mit Benedict Cumberbatch: Sie stehen in der Schuld dieses Films. In Deutschland lief er einst nur um vier Minuten gekürzt im Kino, auf DVD erschien er schließlich in voller Länge. Nun folgt endlich der nächste Schritt: Diese Woche feierte „Kein Koks für Sherlock Holmes“ seine Blu-ray-Premiere – als Limited Edition im Mediabook!
"Kein Koks für Sherlock Holmes": Ein Genie auf Entzug
Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Nicol Williamson) schnüffelt nicht mehr, er schnieft nur noch: Das Genie ist völlig dem Koks verfallen und leidet unter erschreckenden Wahnvorstellungen – so hält er den kontroversen, aber friedfertigen Professor Moriarty (Laurence Olivier) für ein Verbrechergenie! Um diesem Elend ein Ende zu bereiten, lockt Dr. Watson (Robert Duvall) ihn nach Wien, wo der weltberühmte Sigmund Freud (Alan Arkin) eine Therapie in Aussicht stellt. Als Gegenleistung soll der Detektiv Freuds Patientin Lola (Vanessa Redgrave) ausfindig machen, die unter mysteriösen Umständen verschollen ist.
Der spätere „Footloose“-Regisseur Herbert Ross versammelte nicht nur eine fabelhafte Riege an Schauspielgrößen vor der Kamera, er erzeugte auch gemeinsam mit dem mehrfachen „James Bond“-Produktionsdesigner Ken Adam eine stattliche Ästhetik: Die einladenden Schauplätze glänzen mit einer ausschweifenden, stimmungsvollen Ausstattung – die sich auch vollkommen verdient eine Oscar-Nominierung sicherte, gemeinsam mit dem opulenten Kostümdesign von Alan Barrett!
Zudem punktet „Kein Koks für Sherlock Holmes“ mit einem gewitzten, spannenden Drehbuch, das „Star Trek II: Der Zorn des Khan“-Autor Nicholas Meyer auf Basis eines eigenen Romans verfasste: Die stilvolle Mixtur aus durchdachtem Kriminalplot, fescher Sherlock-Uminterpretation, ehrfürchtiger Verneigung vor Doyles ikonischen Figuren, malerischem Kostümdrama und spritziger Ironie ist raffiniert eingefädelt.
Ulkigerweise legte sich Meyer während der Projektentwicklung mehrmals mit Ross an, da der Regisseur Meyers Roman zu behutsam anpacken würde: Meyer schrieb das Buch während eines Gewerkschaftsstreiks und schuf den Stoff nicht mit den Bedürfnissen des Kinos im Hintersinn. Für die Leinwand strebte Meyer deshalb eine losere Adaption an – ein Ansatz, den er sich nach eigener Aussage mühsam erkämpfen musste.
Und falls ihr noch immer ungeduldig auf einen dritten „Sherlock Holmes“-Film mit „Oppenheimer“-Star Robert Downey Jr. wartet: Erst kürzlich gab die Produzentin der Filmreihe ein vages, leicht zu Optimismus einladendes Update. Die näheren Informationen könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:
"Immer noch ziemlich lebendig": Produzentin beruhigt Fans, die um "Sherlock Holmes 3" mit Robert Downey Jr. bangen*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.