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    TV-Tipp: Heute läuft ein raffinierter, spannender Stephen-King-Thriller mit Johnny Depp in der Hauptrolle – ohne Werbung!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Im rätselhaften Thriller „Das geheime Fenster“ spielt Johnny Depp einen Schriftsteller, der von einem Hobbyautor bedrängt wird. Heute läuft der Film, der auf einer Kurzgeschichte von Horror-Legende Stephen King basiert, ohne Werbung im TV.

    Horror-Legende Stephen King erschafft öfter Figuren, die schaurige Überspitzungen seiner eigenen Erfahrungen durchleiden. „Misery“ etwa dreht sich um einen Autor, der es mit einem wahnhaften Fan und überwältigendem Erwartungsdruck zu tun bekommt. In der Kurzgeschichte „Das heimliche Fenster, der heimliche Garten“ wiederum verarbeitete King seine Gefühlslage, während er sich gerichtlich gegen den Vorwurf des Ideendiebstahls wehren musste.

    Eine weitere, deutlicher auf die Handlung der Kurzgeschichte einzahlende Inspiration war ein beängstigender Vorfall, in dem ein wütender Fan bei ihm einbrach, Kings Frau mit einer Bombenattrappe bedrohte und behauptete, „Misery“ wäre bloß ein Plagiat. Diese Kurzgeschichte wurde Anfang der 2000er als atmosphärischer Mystery-Thriller verfilmt. Heute, am 10. Juli 2024, läuft „Das geheime Fenster“ ab 23.15 Uhr bei ZDFneo.

    Zudem ist der Thriller im Anschluss an die TV-Ausstrahlung in der ZDF-Mediathek abrufbar. Schon jetzt ist er via Amazon Prime Video als VOD verfügbar:

    "Das geheime Fenster": Bedrohlicher Plagiatsverdacht

    Der geschiedene Schriftsteller Mort Rainey (Johnny Depp) ist nicht mehr derselbe: Er verlottert, zieht sich in ein abgelegenes Landhaus zurück und hadert mit einer gewaltigen Schreibblockade. Und dann kommt es noch schlimmer: Ein Fremder platzt in Morts Abgeschiedenheit herein. Er stellt sich als John Shooter (John Turturro) vor, seines Zeichens Hobbyautor aus Mississippi – und bitter von Mort enttäuscht.

    Denn Shooter behauptet, dass Mort einen seiner Romane bloß von ihm geklaut hat! Nun verlangt er Vergeltung. Mort wiederum beteuert, beweisen zu können, dass es unmöglich ist, dass er bei Shooter geklaut hat. Shooter gibt Mort drei Tage Zeit, die Beweise zu finden und vorzulegen. Wenn es dem Starautor nicht gelingt, werde er ihn töten...

    An die zynische Komik und nervenzerfetzende Spannung der „Misery“-Verfilmung reicht „Das geheime Fenster“ nicht heran, auch weil es an einer derartig grandiosen Performance mangelt wie der von Kathy Bates in der Rolle der wahnhaften Annie Wilkes. Dass die King-Kurzgeschichte für die Filmversion durch eine überdehnte Einführung der Figuren und Übererklärung der Prämisse gestreckt wurde, schränkt „Das geheime Fenster“ in seiner Wirkkraft ebenfalls ein.

    Dichte Atmosphäre und ein gut aufspielender Depp

    Dessen ungeachtet entwickelt sich die King-Adaption zu einem unterhaltsam-spannenden Mix aus rätselhaftem Thriller und einer dramatisch-einfallsreichen Darstellung der Psyche verzweifelter, zweifelnder und zweifelhafter Schreiberlinge. „Jurassic Park“-Drehbuchautor David Koepp, der hier sowohl das Skript als auch die Regie übernahm, erschafft zudem eine dichte Atmosphäre, wenn es um den Zwist zwischen Mort und Shooter geht.

    Zugleich findet er raffinierte Bilder, um Morts zunehmende Verzweiflung abzubilden, während er Beweise sucht und sich bemüht, seine wachsenden Selbstzweifel niederzuringen. Dazu trägt auch die gelungene Darbietung von Johnny Depp bei, der den exzentrischen, aber auch erschöpften Schriftsteller zu einem kauzigen Anblick formt, der dank seines trockenen Humors und seiner großäugigen Verzweiflung auf packend-amüsante Weise Panik schiebt.

    Für wirksame Musikuntermalung sorgen zudem Philip Glass („Powaqqatsi“) und Geoff Zanelli („Lone Ranger“), unter denen verschiedene Passagen des Films aufgeteilt wurden, und deren unterschiedlichen Stile eine zerrissene Spannungskulisse ergeben: Der Score zu „Das geheime Fenster“ hat etwas von einer Hitchcock-Hommage, die introspektiv-kauzig beginnt und zunehmend den Boden unter den Füßen verliert.

    Apropos Hitchcock: Einer der größten Klassiker der Regielegende ergibt keinerlei Sinn – doch gerade das macht ihn so mitreißend und unvergesslich. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Beitrag:

    Dieser Thriller-Meilenstein ergibt keinen Sinn: So schuf ein gelangweilter Autor einen der größten Suspense-Klassiker

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