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    Einer der härtesten, besten Thriller aller Zeiten sollte eine Trilogie eröffnen: Darum fiel der Plan ins Wasser!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    „Fight Club“-Regisseur David Fincher liebt ihn und wiederholt landet er in Kino-Bestenlisten: „Chinatown“ ist ein fieses Thriller-Meisterwerk. Und er sollte zur Kinotrilogie ausgebaut werden – doch es kam anders...

    Er ist ein halbes Jahrhundert alt, aber er fesselt das Publikum noch immer: Der Neo-Noir-Thriller „Chinatown“ beginnt als packender, stimmungsvoll gefilmter Krimi mit handelsüblichem Anschein. Doch sukzessive enttarnt er sich als Ausflug in die tiefsten, abstoßendsten Abgründe der Menschlichkeit, was ihn zum zeitlosen Klassiker werden ließ.

    Die britische Zeitung The Guardian wählte ihn 2010 etwa zum besten Film aller Zeiten und David Fincher zählt ihn zu seinen absoluten Lieblingsfilmen. Doch obwohl „Chinatown“ angesehen ist, sind Pläne, ihn zur Trilogie auszubauen, im Sande verlaufen. Falls ihr eure Erinnerung an den Klassiker auffrischen oder ihn nachholen wollt: „Chinatown“ ist auf zahlreichen Plattformen als VOD erhältlich, darunter bei Amazon Prime Video:

    Falls ihr Paramount + als Prime Video Channel* abonniert habt oder Paramount+* als eigenständigen Streamingdienst bezieht, könnt ihr dort „Chinatown“ ohne Zusatzkosten abrufen.

    "Chinatown": Es begann mit einem Routineauftrag

    Los Angeles in den 1930ern: Privatdetektiv Jake Gittes (Jack Nicholson) soll Ingenieur Hollis Mulwray (Darrell Zwerling) beschatten, um seine Untreue zu bestätigen. Ein fast langweiliger Job, denkt Jake Gittes. Doch kaum nimmt er ihn an, rutscht Jake in ein Verwirrspiel, in dem die gut situierte Dame Evelyn Cross Mulwray (Faye Dunaway) und der ruchlose Unternehmer Noah Cross (John Huston) entscheidende Rollen spielen...

    Drehbuchautor Robert Towne und Regisseur Roman Polanski spinnen dies zu einer Hommage an die Glanzzeit des Film Noir, die zugleich ein Klagelied darüber ist, wozu Menschen fähig sind. Trotz seines zutiefst pessimistischen Tonfalls wurde „Chinatown“ zum kommerziellen Erfolg: Allein in Deutschland wurden rund 2,3 Millionen Eintrittskarten verkauft, womit er hierzulande zu einem der zehn größten Hits des Kinojahres 1974 aufstieg.

    Weltweit generierte der Film bei einem Budget von sechs Millionen Dollar mehr als 29 Millionen Dollar an den Kinokassen. Zudem erwies sich „Chinatown“ als lang nachhallender Filmklassiker: Referenzen auf ihn lassen sich unter anderem in „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“, den „Simpsons“, „Skyfall“ und „The Batman“ finden.

    Der lange Weg zum Sequel

    Schon bevor sich die Langlebigkeit von „Chinatown“ abzeichnete, entwickelte Towne den Plan, den Thriller zur Reihe auszubauen: Der Drehbuchautor war überzeugt, dass Jake Gittes als demoralisierter Privatdetektiv, der trotzdem versucht, für das Gute zu kämpfen, zwei weitere Filme tragen kann. Im Laufe dieser Trilogie sollte zudem die kulturelle und moralische Entwicklung der Stadt Los Angeles abgebildet werden.

    Diese Vision geriet dadurch ins Trudeln, dass der zweite Teil eine unverhältnismäßig lange, holprige Entwicklung durchlief: Produzent Robert Evans nahm bereits 1976 die Entstehung einer „Chinatown“-Fortsetzung in Angriff und wollte unbedingt Dustin Hoffman für eine tragende Rolle gewinnen. Als die Verhandlungen zusammenbrachen, verlor das Projekt an Fahrt, bis Towne die Zügel in die Hand nahm:

    1984 berichteten Hollywood-Branchenblätter, dass er beschloss, das „Die Spur führt zurück - The Two Jakes“ betitelte „Chinatown“-Sequel nicht nur zu schreiben, sondern auch zu inszenieren. Für den Film gründeten Towne, Evans und Nicholson sogar eine neue Produktionsfirma. Doch als im Frühjahr 1985 bereits alle Weichen für den Dreh gestellt waren, verkrachten sich Towne und Evans, der gegen Townes Wunsch eine Rolle im Film übernehmen wollte.

    Der Dreh wurde abgeblasen, was Rechtsstreitigkeiten nach sich zog und die Wiederaufnahme des Projekts weiter hinauszögerte. Zwischenzeitlich war eine überarbeitete Version des Stoffes im Gespräch, bei der Harrison Ford die Hauptrolle des Jake Gittes übernommen hätte. Schlussendlich blieb Jack Nicholson der Reihe aber treu und beschloss, außerdem die Regie zu übernehmen. Da Nicholson allerdings den Großteil von Townes Skript verwarf, klinkte sich der Autor aus dem Projekt aus und kehrte kehrte auch nicht zurück, als Nicholson einige Filmpassagen für Nachdrehs überarbeiten musste.

    Der späte zweite Teil und das, was noch folgt

    In „Die Spur führt zurück“ muss Jake Gittes mitansehen, wie einer seiner Auftraggeber einen Mord begeht, woraufhin der Schnüffler sukzessive in eine Öl-Verschwörung gezogen wird. Auch dieser Neo-Noir ist via Prime Video als VoD verfügbar:

    Der Thriller kam im Sommer 1990 in die Kinos, wo nicht einmal die Hälfte des 25 Millionen Dollar hohen Budgets wieder eingespielt wurde. Diese Zahlen sorgten in Hollywood dafür, dass jeglicher Enthusiasmus für einen potentiellen dritten Teil (Arbeitstitel: „Gittes Vs. Gittes“) verblasste. Und Towne hatte keinerlei Interesse, das zu ändern:

    Aufgrund der langwierigen und von Konflikten durchzogenen Entwicklung des zweiten Teils hatte er emotional mit der Reihe abgeschlossen. Der Bruch erfolgte, als feststand, dass Nicholson „Die Spur führt zurück“ inszeniert – das beichtete der seither verstorbene Autor vor wenigen Wochen dem Branchendienst Variety.

    Die Figur des Jake Gittes ließ Towne allerdings nicht los: Zwar hatte Towne kein Interesse mehr daran, Jakes Geschichte fortzuführen – mit der Vorgeschichte hatte er dagegen kein Problem! Für Fincher verfasste er die Drehbücher zu einer „Chinatown“-Prequel-Miniserie, die bei Netflix erscheinen soll. Zur Filmtrilogie hat es „Chinatown“ also nicht geschafft, doch sofern Finchers Serienprojekt nicht noch ausgebremst wird, steigt der Klassiker immerhin zum drei Projekte umfassenden Film- und TV-Franchise auf.

    Während Nicholson wenigstens dafür sorgte, das „Die Spur führt zurück“ nach langem Warten Gestalt annahm, verhinderte der Star lange Zeit die Auswertung eines anderen Filmes. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    Jack Nicholson drehte mit einem Meisterregisseur und sorgte dann fast 30 Jahre (!) lang dafür, dass niemand den Film zu sehen bekam

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