Dass Hollywood-Legende Jack Nicholson wohl ein etwas, nun ja, exzentrischer Typ sein muss, liest und hört man immer wieder. Die schauspielerischen Qualitäten des Amerikaners sind allerdings unumstößlich. Kein Wunder also, dass viele der angesehensten Regisseure der Kinowelt unbedingt mit ihm arbeiten wollten.
So drehte der Mann aus Neptune City in New Jersey unter anderem „Die Kunst zu lieben“ für Mike Nichols, „Chinatown“ für Roman Polanksi, „Einer flog über das Kuckucksnest“ für Miloš Forman, „Duell am Missouri“ für Arthur Penn, „Der letzte Tycoon“ für Elia Kazan und „Shining“ für Stanley Kubrick. Später stand er für John Huston bei „Die Ehre der Prizzis“, für Tim Burton bei „Batman“, für Rob Reiner bei „Eine Frage der Ehre“, für James L. Brooks bei „Besser geht’s nicht“ und für Martin Scorsese bei „Departed“ vor der Kamera.
Eine weitere hochkarätige Kollaboration war der zwischen Psycho-Drama und Thriller changierende „Beruf: Reporter“, der im Jahre 1975 vom italienischen Regie-Maestro Michelangelo Antonioni („Blow Up“, „Zabriskie Point“) inszeniert wurde. Neben Nicholson in der Hauptrolle waren auch noch Maria Schneider („Der letzte Tango in Paris“), Ian Hendry („Ekel“) und Steven Berkoff („Uhrwerk Orange“) beteiligt.
Nicholson mimte hier einen frustrierten Reporter und Möchtegern-Kriegsberichterstatter, der aus Langeweile die Identität eines kürzlich verstorbenen Bekannten annimmt – zunächst noch ohne zu wissen, dass der Mann illegale Waffengeschäfte abwickelte.
Nicholson zog "Beruf: Reporter" einfach aus dem Verkehr
Antonionis „Beruf: Reporter“ kam 1975 ganz regulär in die Kinos. Der Film wurde vom US-Studio MGM produziert, mit dem der damals zu den größten Leinwand-Idolen des Planeten zählende Nicholson einen Vertrag für noch ein weiteres Projekt unterschrieben hatte. Monatelang arbeitete er eng mit den Verantwortlichen zusammen und war unter anderem stark in die Entwicklung des Drehbuchs involviert. Als sich das Studio dann zwei Jahre später dazu entschloss, den Film doch nicht zu machen, war Nicholson entsprechend erbost und forderte eine Entschädigung für seine Bemühungen.
MGM, die zu diesem Zeitpunkt in finanziellen Schwierigkeiten steckten – einer der Gründe, weshalb das geplante Projekt nicht umgesetzt wurde –, wollten und konnten dem Schauspieler allerdings kein Geld zahlen. Aus der wohl nicht ganz unbegründeten Befürchtung heraus, von Nicholson verklagt zu werden, boten die Studiobosse ihm als Kompensation die weltweiten Rechte an „Beruf: Reporter“ an, die er dann tatsächlich übernahm.
Ab diesem Moment war der Film fast 30 Jahre lang nicht mehr zu sehen – weder als Wiederaufführung in Programmkinos, noch im Fernsehen. In den 1980er wurde er in einigen Ländern als VHS-Kassette veröffentlicht. Das passierte allerdings ohne Genehmigung Nicholsons, der über seine Anwälte schnell durchsetzte, dass die Tapes aus den Läden zurückgerufen und umgehend zerstört werden mussten.
Warum, Jack?
Über seine Beweggründe, „Beruf: Reporter“ für so lange Zeit komplett aus dem Verkehr zu ziehen, hat der Mime sich nie öffentlich geäußert. An der Qualität des Streifens kann es nicht gelegen haben. Auch wenn dieser kein absolutes Monument der Kinokunst ist, wird hier doch eine ebenso spannend erzählte wie mehr als adäquat inszenierte und gespielte Story präsentiert. Rotten Tomatoes, eine Sammelseite für professionelle Filmkritiken in englischer Sprache, zeigt starke 88 Prozent positiver Rezensionen für den Titel an.
Zudem hat Nicholson immer nur warme Worte für den Regisseur übrig, wenn er auf ihn angesprochen wird. In einem 2005 in der Los Angeles Times erschienenen Interview sagte er dies über den von ihm bewunderten Antonioni: „Er war wie eine Vaterfigur für mich. Ich habe mit ihm gearbeitet, weil ich Filmregisseur werden wollte, und dachte, ich könnte von einem Meister lernen. Er ist einer der wenigen Menschen, die ich kenne, auf die ich jemals wirklich gehört habe.“
Es dauerte bis zum Jahr 2005, als die Firma Sony Pictures Classics Nicholson bezüglich einer Heimkino-Veröffentlichung kontaktierte und er schließlich zustimmte. Er bestand jedoch darauf, dass „Beruf: Reporter“ zuvor noch einmal für ein Wochenende in einer Handvoll ausgewählter US-Kinos laufen müsse, wo er dann eine gute Dreiviertelmillion Dollar einspielte. Danach durfte der Film im April 2006 endlich als DVD auf den Markt gebracht werden.
Dieser Film war "Yellowstone"-Star Kevin Costner so peinlich, dass er ihn verbrennen wollte*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.