Es ist für mich schon zur Tradition geworden, dass ich mir jedes Jahr am Halloween-Abend „Halloween – Die Nacht des Grauens“ von John Carpenter anschaue. Wobei der Schocker natürlich auch an allen anderen Tagen funktioniert. Für mich gehört der Horrorfilm nicht nur zu den besten, sondern auch wichtigsten Vertretern seines Genres.
Wer den Klassiker noch nicht gesehen hat, sollte „Halloween“ am heutigen 30. Juni 2024 um 22.05 Uhr auf Tele 5 dringend nachholen. Eine Wiederholung gibt es noch in derselben Nacht um 2.30 Uhr.
Falls euch diese Termine zu spät sind, gibt es den Titel aktuell auch im Flatrate-Programm von Amazon Prime Video* zu sehen. Alternativ sind an gleicher Stelle auch (4K-)Blu-ray, DVD oder kostenpflichtiges Video-on-Demand zu haben.
Darum geht es in "Halloween – Die Nacht des Grauens"
1963, Halloween in der amerikanischen Kleinstadt Haddonfield: Die Teenagerin Judith Myers (Sandy Johnson) wird in ihrem Elternhaus von ihrem sechsjährigen Bruder (Will Sandin) durch mehrere Messerstiche brutal ermordet – Michael Myers hat zum ersten Mal zugeschlagen! Der kleine Junge kommt daraufhin in das Smith's Grove Warren County Sanatorium und wird hier in die Obhut des Psychiaters Sam Loomis (Donald Pleasence) gestellt.
15 Jahre später, ausgerechnet am Vorabend von Halloween, gelingt Michael die brutale Flucht aus der Heilanstalt. Maskiert begibt sich der Killer zurück in seine Heimat, wo sich arglose Teenager wie Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) gerade auf den Halloween-Abend vorbereiten. Eigentlich war Haddonfield nur auf etwas harmlosen Horrorspaß eingestellt, doch mit der Rückkehr von Michael Myers verändert sich alles...
Die Geburtsstunde von Michael Myers
Mit „Halloween Ends“ lief 2022 schon der 13. Eintrag in das „Halloween“-Franchise in den Kinos. Ein Fakt bleibt es dennoch, dass kein Teil der Reihe jemals auch nur annähernd an die Klasse von John Carpenters Original herangekommen ist. Mit Michael Myers' erstem Auftritt wurde hier eine Slasher-Ikone geboren, die Horror-Fans auf der ganzen Welt noch heute um den Schlaf bringt.
Das liegt daran, dass John Carpenter den Zuschauer*innen jedwede Antwortmöglichkeit dahingehend verweigert, warum Michael Myers so handelt, wie er nun mal handelt – ein Umstand, der ihn von so manchen, teils ziemlich abstrusen Sequels unterscheidet. Wenn man so möchte, dann ist „Halloween“ eine Art anti-psychologisches Kino, was in den unendlichen Tiefen des Slasher-Kinos einer erholsamen Ausnahme gleichkommt. Hier bekommt man es mit dem absolut Bösen zu tun, das mit einer nach wie vor furchterregenden Gleichgültigkeit metzelt.
Die besten Horrorfilme aller ZeitenDabei ist „Halloween“ nach und nach durchaus psychologisch zu verwerten, denn durch die Abwesenheit jeder greifbaren Motivation erschafft John Carpenter hier ein Manifest des Horrors, welches sich gleichwohl als ausgiebige Angst-Studie versteht. Durchweg wird das irrationale Wesen der Urangst vor dem Ungreifbaren vor der Kulisse eines verschlafenen Provinznestchens abgetastet, um der heilen Welt endgültig ihre Unschuld zu rauben: Das Grauen ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
John Carpenters subtile, minimalistische Inszenierung, die „Halloween“ vor allem zu einem langsam unter die Haut kriechenden Stimmungsfilm erklärt, dessen Spannung auch gerne nach Suspense-Mustern verläuft, erforscht die Angst vor der Abwesenheit von Moral und Gewissen. Der Schrecken bleibt dabei bis zum Ende hin nicht zu entschlüsseln. Und selbst in dem Moment, in dem man glaubt, gewonnen zu haben, belehrt uns Michael Myers wieder eines Besseren.
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Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.