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    Netflix-Geheimtipp: Ein fieser Sci-Fi-Horror für Fans von "Squid Game" und "Der Schacht" – bald kommt Teil 2!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Der Sci-Fi-Psychohorror „Der Kreis“ ging 2015 trotz seiner genialen Idee vollkommen unter. Es ist Zeit, dass er bei Netflix wiederentdeckt wird, schließlich ist mittlerweile sogar bekannt, dass eine Fortsetzung folgt!

    2020 dominierte während der Hochphase der Corona-Pandemie die Dystopie „Der Schacht“ die Netflix-Streamingcharts. Der düstere Zukunftsblick lässt sich einem kleinen, doch faszinierenden Sci-Fi-Horror-Subgenre zuordnen – nämlich beklemmenden Geschichten, die auf engstem Raum menschliche Abgründe kommentieren. Was in „Der Schacht“ ein karges Gefängnis mit Speiseaufzug ist, ist beispielsweise in Bong Joon-hos „Snowpiercer“ ein die Erde umrundender Zug mit streng getrennten gesellschaftlichen Klassen.

    Auch der Genre-Geheimtipp „Der Kreis“ der Regisseure und Autoren Aaron Hann und Mario Miscione lässt sich dieser Filmgattung zuschreiben. Der spielt sogar auf einem noch engeren Raum als „Der Schacht“ oder „Snowpiercer“: Es ist ein waschechtes, klaustrophobisches Kammerspiel – und zwar eines, in dem es darum geht, wie schnell sich Menschen gegeneinander aufbringen lassen.

    Darum geht es in "Der Kreis"

    50 Personen erwachen in einem pechschwarzen Raum. Sie wurden auf leuchtenden runden Platten platziert, die kreisförmig angeordnet sind. Das Erinnerungsvermögen der Menschen ist angeschlagen, und wie sie alsbald feststellen, ist eine Laserwaffe auf sie gerichtet, die alle sofort hinrichtet, die sich von ihrer Platte entfernen. Doch Stillstand allein rettet auch keine Leben.

    Denn im Zwei-Minuten-Takt wird via Laser eine zufällig ausgewählte Person exekutiert. Dieser Zufallsmechanismus lässt sich jedoch überstimmen: Durch Handbewegungen können alle Anwesenden bestimmen, wen der Laser als nächstes töten sollte: Die Person mit den meisten Stimmen muss dran glauben – ein Spiel noch perfider als die Auseinandersetzungen in „Squid Game“!

    Eine moralische Zwickmühle, beklemmend geschildert

    „Der Kreis“ nutzt das futuristische Setting eines minimalistischen, dunklen Raums, um in stylisch-simplen Bildern überspitzt darzustellen, wie schnell Menschen ihr Gewissen über Bord werfen. Denn aufgrund des ununterbrochenen, gnadenlos herunter tickenden Countdowns haben die anfänglich 50 Personen, um die es sich hier dreht, gar keine Zeit, sich kennenzulernen. Also lassen sie sich von Oberflächlichkeiten, Gruppendruck und Vorurteilen gegenüber gesellschaftspolitischen Einstellungen leiten, um alle zwei Minuten eine Person zum Tode zu verurteilen.

    Ein unfassbar cleverer Coup bei „Der Kreis“ ist, dass Aaron Hann und Mario Miscione ihr Publikum exakt in die Position der Figuren versetzen. Wir haben keinerlei Wissensvorsprung gegenüber den Figuren – der Film beginnt, und schon sind wir mittendrin in dieser sonderbaren Situation. So drängt das Duo sein Publikum förmlich dazu, in Gedanken abzuwägen und zu philosophieren:

    Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, welche Taktik man selbst einschlagen würde. Wann immer die Gruppe ein paar Opfer zur Wahl stellt, erwischt man sich dabei, selbst abzuwägen, für wen man in den jeweiligen Abstimmungsrunden stimmen würde.

    Netflix

    Aber ist ein schnelles, demokratisches Todesurteil wirklich moralischer als der reine Zufall? Und wenn man die Frage verneinen sollte: Wie könnte man den Prozess aufhalten? Und letztlich drängt sich die Frage auf: Wieso zieht die gesamte Gruppe aus den winzigen Hinweisen direkt die herzloseste Deutung der Lage? Gäbe es keinen anderen Ausweg, als nach und nach Todeskandidaten zu wählen?

    Hann und Miscione verlassen sich nicht allein auf diese einfache, simple sowie packende Prämisse, sondern frischen die Erzähldynamik immer wieder durch abwechslungsreiche Dialoge sowie sich bildende und zersetzende Allianzen auf. Das Autoren-Duo konfrontiert das Publikum unentwegt mit unvorhersehbaren Charakterisierungen – manche der Gefangenen entsprechen 1:1 dem Klischee, das man nach ihrer Selbstvorstellung von ihnen hat, andere unterlaufen diese Erwartungshaltung massiv. Und in dieser hoch angespannten Stresssituation schlägt unentwegt das Stimmungsbarometer um:

    Streitgespräche weichen panischen Verhandlungsversuchen, Monologe voller Galgenhumor schlagen in besonnene Rationalisierungsbemühungen um. Und nach etwas mehr als 80 überaus spannenden, ruhelosen Filmminuten findet „Der Kreis“ sein konsequentes Ende, das ohne billigen Schockeffekt auskommt.

    Daher können wir diesen Low-Budget-Geheimtipp allen Genrefans nur wärmstens ans Herz legen! Nicht zuletzt, weil erst kürzlich völlig überraschend eine Fortsetzung der Genre-Perle angekündigt wurde: Michael Nardelli, der eines der Opfer in „Der Kreis“ spielte, wird den Film gemeinsam mit Brent Stiefel produzieren. Das Drehbuch stammt derweil von „Dexter“-Veteran Devon Graye.

    Über den Regieposten und die Besetzung von „Circles“ ist derweil im Moment nichts bekannt. Aber die Wartezeit auf nähere Infos lässt sich ja denkbar leicht versüßen. Etwa mit diesem brutalen Streaming-Tipp:

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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