Bevor „Alien: Romulus”-Regisseur Fede Alvarez die Bühne der ASTOR Film Lounge im ARRI-Kino in München betritt, ist da erstmal das Wesen, auf das „Alien"-Fans weltweit seit der Ankündigung des neuen Films warten: ein riesiger Xenomorph. Genauer gesagt eine riesige Kinoleinwand, die von einem geifernden Kiefer samt gefletschter Zähnen beinahe ausgefüllt wird. Dann betritt Alvarez die Bühne, zeigt auf seine Schöpfung und erklärt den Kern seines Films: „Sogar der Speichel ist echt”. Sein Publikum, so erklärt es Alvarez im anschließenden Q&A, solle so viel wie möglich fühlen, soll den Horror spüren und dazu müsse alles so real wie möglich aussehen.
Er habe am Anfang der Produktion ernsthaft gefragt, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, den Film im Weltraum zu drehen. Gab es nicht. Die nächstbeste Lösung für den Horror-erfahrenen Regisseur: so wenig CGI und Greenscreen wie möglich, dafür viele praktische Spezialeffekte, mechatronische Aliens und echte Spucke.
Und die könnte dem Publikum bei „Alien: Romulus” oft genug wegbleiben. Zumindest, wenn der rund fünfzehnminütige Zusammenschnitt einzelner Szenen ein Indikator für den ganzen Film ist: so düster, klaustrophobisch und spannungsgeladen, dass man manchmal vergisst, wie schön die Bilder eigentlich aussehen.
Ganz nah am Original
„Alien: Romulus” ist thematisch zwischen den ersten beiden Teilen der Reihe angesiedelt, Ridley Scotts „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt” und James Camerons „Aliens - Die Rückkehr”, erklärt Alvarez.
Und tatsächlich: Auch wenn der Film für sich alleine als zeitgenössische Fortsetzung funktioniert, gibt es genügend Hinweise auf den ersten Film. Nicht nur thematisch, sondern auch stilistisch: der Einsatz von Licht, die Architektur der Raumschiffe. Manche Bilder einer Filmsequenz könnte man eins zu eins in den ersten „Alien”-Film übersetzen und keiner würde es merken, so Alvarez. Sie hätten das während des Drehs sogar ein paarmal ausprobiert.
Sci-Fi-Horror auf einer Raumstation
Eine Gruppe von jungen Menschen bricht mit einem Raumschiff zu einer verlassenen Raumstation auf, dort ist etwas, was sie dringend brauchen. Dabei sieht die Gruppe (zum ersten Mal?) einen wunderschönen Sonnenaufgang, begegnet aber eben auch einer großen Anzahl an Facehuggern, die sehr wild darauf sind, ihre Eier in den Brustkörben der Eindringlinge zu hinterlassen. Was sie auch tun. Die qualvolle Chestburster-Szene enttäuscht nicht, durch einen geschickten Kniff sieht man vom Kampf im Inneren auch mehr als sonst, und zwar ziemlich lange (mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten).
Fast alle Szenen spielen ganz bewusst im Raumschiff oder auf der Raumstation. „Die Aliens sind biomechanische Wesen, das Raumschiff dient ihnen als Camouflage. Die gehören dort hin”, sagt Alvarez. Spider-Man würde man ja auch nicht einfach in die Wüste stecken.
Wie viele müssen sterben?
Alvarez führte nicht nur Regie, sondern er kümmerte sich auch ums Drehbuch. Seine Raumschiff-Crew sollte, anders als im Original von 1979, befreundet sein, sich mögen, erklärte er. „Das macht es noch beängstigender, wenn geliebte Menschen sterben könnten”, sagte der „Evil Dead”- und „Don't Breathe”-Regisseur in München. Den Hauptfiguren (u.a. gespielt von den aufstrebenden Stars Cailee Spaeny und Isabela Merced), zwei davon „Space-Virgins” (also zum ersten Mal im Weltall), wie es in einer Szene heißt, ist die pure Angst relativ konstant ins Gesicht geschrieben.
Ob es euch auch so gehen wird, könnt ihr am 15. August 2024 herausfinden, wenn „Alien: Romulus” in die deutschen Kinos kommt. Übrigens: Die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma 20th Century Studios bezeichnete Alvarez als „großartige Erfahrung”. Ginge es nach ihm, würde er sehr gerne an einem weiteren „Alien”-Film arbeiten, die Story müsse allerdings stimmen.
Falls ihr vorher nochmal die Evolution der Aliens beziehungsweise Xenomorphs Revue passieren lassen wollt, empfehlen wir euch das nachfolgende Video: