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    TV-Tipp: Dieses brillante Psycho-Drama mit Topbesetzung geht richtig unter die Haut
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kubes aktuelle Lieblingsfilme sind "Heretic", "Konklave", "Better Man" und "September 5".

    „Little Children“ ist ein nicht nur exzellent gespielter und inszenierter, sondern vor allem auch exzellent erzählter Film, der nach dem Rollen des Abspanns noch lange im Kopf herumspukt. Heute könnt ihr zur Primetime sehen, warum das so ist.

    Little Children“ basiert auf einem hochgelobten Bestseller, wurde von einem weitläufig geschätzten Regisseur inszeniert, bietet brillant aufspielende Stars und wurde 2007 für jeweils drei Oscars und Golden Globes nominiert. Trotzdem scheint das von vielen damals mit „American Beauty“ auf eine Stufe gestellte Werk ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein und ist in Deutschland aktuell nicht einmal mehr auf Blu-ray und DVD erhältlich. Heute Abend habt ihr die Chance, diesen absolut empfehlenswerten Film im Free-TV zu sehen:

    „Little Children“ läuft am 18. Juni 2024 um 20.15 Uhr auf Tele 5. Da es sich um einen Titel mit FSK-16-Freigabe handelt, wird diese Ausstrahlung um knapp drei Minuten mit Sex- und Nacktszenen gekürzt sein. Ungeschnitten dürfte dagegen die Wiederholung sein, die noch in derselben Nacht um 2.50 Uhr gezeigt wird. Garantiert uncut ist zudem die kostenpflichtige Video-on-Demand-Version des Titels, die bei Anbietern wie Amazon Prime Video, AppleTV, MagentaTV oder Maxdome zu haben ist:

    In den Hauptrollen seht ihr „Titanic“-Star Kate Winslet, Patrick Wilson aus „Aquaman 1+2“ und der „Conjuring“-Reihe, Oscargewinnerin Jennifer Connelly („A Beautiful Mind“), Jackie Earle Haley („Watchmen“) sowie Noah Emmerich („Die Truman Show“).

    "Little Children": Das ist die Story

    East Wyndam, ein eigentlich komplett durchschnittlicher Vorort der US-Großstadt Boston: Seitdem der frisch aus der Haft entlassene Ronnie McGorvey (Haley) bei seiner hier lebenden Mutter (Phyllis Somerville) eingezogen ist, herrscht Aufruhr in der Gegend. Immer häufiger zeigen sich bisher geschickt kaschierte Abgründe in dem spießbürgerlichen Ambiente.

    So scheint Hausmann Brad Adamson (Wilson), dessen Ehefrau Kathy (Connelly) einem lukrativen Job nachgeht, während er auf den kleinen Sohn (Ty Simpkins) aufpasst, in eine massive Midlifekrise hineinzuschlittern. Seine Nachbarin Sarah Pierce (Winslet) hingegen sieht ihre Ehe mit dem pornosüchtigen Richard (Gregg Edelman) nur noch als Farce an.

    Ihre heile Welt steht kurz vor dem Einsturz: Brad und Sarah mit ihren (nicht gemeinsamen!) Kindern. Warner Bros.
    Ihre heile Welt steht kurz vor dem Einsturz: Brad und Sarah mit ihren (nicht gemeinsamen!) Kindern.

    Mehr aus Rachegelüsten ihren Angetrauten gegenüber als aufgrund echter Gefühle sowie in der Hoffnung, so aus ihrem deprimierenden Alltag ausbrechen zu können, beginnen die zwei eine Affäre miteinander. Doch das stellt sich als schwieriger heraus als gedacht. Denn das bisher so homogene, soziale Gleichgewicht der Nachbarschaft ist mit Ronnies Auftauchen doch gewaltig ins Wanken geraten…

    Hilfe zur Selbsterkenntnis?

    Nachdem „In The Bedroom“- und „Tár“-Regisseur Todd Field den 2004 erschienenen Roman von Tom Perrotta gelesen hatte, wollte er „Little Children“ unbedingt verfilmen. Allerdings schwebten ihm ein paar Änderungen im Storyablauf sowie in der Charakterisierung einiger Figuren – speziell bei Sarah als auch bei Ronnie – vor. Deshalb befürchtete er, dass der Autor ihm die Rechte nicht überlassen würde.

    Als die beiden Männer sich erstmals trafen, um über die Möglichkeit einer Adaption zu sprechen, stellte sich zu Fields Überraschung allerdings heraus, dass Perrotta sich sehr offen gegenüber den von Field vorgeschlagenen Modifikationen zeigte. So einigte sich das Duo sogar darauf, das Drehbuch gemeinsam zu verfassen.

    Herausgekommen ist dabei ein packendes und trotz einiger überraschender und sich dennoch gut einfügender kleiner humoriger Passagen emotional niederschmetterndes Charakterdrama. Field und Perrotta gelingt es auf clevere Weise, ihre zu Beginn als glaubhaft heile Welt dargestellte Nachbarschaft nach und nach zu dekonstruieren beziehungsweise zum Einsturz zu bringen.

    Wie unsere 4,5 von 5 möglichen Sternen vergebende FILMSTARTS-Kritik passend attestiert, schafft es Field mit seiner Umsetzung des pointierten Skripts auf atemberaubende Weise, die exzellenten Darstellungen, seine Kamera, den Schnitt und den Score von Thomas Newman („Die Verurteilten“) auf kongeniale Weise zusammenarbeiten zu lassen. Oft wirken seine Szenen so wie bei einer Dokumentation, dann wieder haftet ihnen eine hyperreale, ironische Qualität an.

    Die Frage, an welchen Stellen der Film als Metapher und an welchen er als real einzustufen ist, macht sicherlich einen seiner Reize aus und ist wohl auch der Hauptgrund dafür, dass er viele Zuschauer*innen in ihren Gedanken noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Die klug, weil jederzeit authentisch entlarvte Scheinheiligkeit und Doppelmoral der zunächst als so rechtschaffen aufgebauten Figuren hat das Potenzial, das Publikum über seinen eigenen Charakter nachdenken zu lassen. Was – wie wir alle wissen, wenn wir mal ganz ehrlich sind – nicht immer zu der Erkenntnis führen muss, die wir uns wünschen. Traut ihr euch dennoch einzuschalten?

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