Mit gerade mal 27 Jahren wurde der belgische Regisseur Lukas Dhont für „Girl”, seinem Drama um eine Transgender-Ballerina, bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert. Auch sein darauffolgender „Close”, der in seiner feinen Nuancierung, aber auch mit einem plötzlichen Twist seinem Vorgänger recht nahe ist, brachte ihm viel Beachtung.
Manchmal sind es die leisesten Filme, welche am lautesten sprechen: In „Close” sind es bisweilen ohrenbetäubende Zwischentöne, die vernehmbar sind. Der Film erzählt von einer innigen Freundschaft, vom Druck, den gesellschaftliche, heteronormative Erwartungen und Konventionen (besonders auf Jugendliche) ausüben, von Trauer, und von Verlust. Und das Ganze ist farblich so wundervoll bebildert, dass es einem mehr als einmal das Herz ein wenig brechen lässt.
Am heutigen Samstagabend bekommt ihr „Close” erstmals im TV zu sehen – ganz ohne Werbung um 23.15 Uhr auf 3sat. Alternativ könnt ihr den Titel aktuell auf Amazon Prime Video leihen bzw. kaufen:
Zu nah für diese Welt
Rémi (Gustav de Waele) und Léo (Eden Dambrine) sind beste Freunde. Sie toben zusammen, schlafen zusammen, sitzen in der Schule zusammen. Ihre Innigkeit und Nähe stößt bei den Mitschüler*innen der neuen Schule auf wenig Verständnis, wo sie schief von der Seite angeschaut werden und ihre Freundschaft erstmals in Frage gestellt wird. Sie werden Zielscheibe homophober Hänseleien, woraufhin Léo beginnt, sich anzupassen: Er wird Teil des Eishockey-Teams und sucht auf dem Pausenhof die Nähe seiner Mitschüler. Dadurch grenzt er Rémi immer weiter aus – mit fatalen Folgen...
Die ersten 45 Minuten des Films inszeniert Lukas Dhont mit enorm viel Feingefühl: Warme, weiche Farben treffen auf Momente der kindlichen Freiheit und Unschuld. Jäh gebrochen wird diese eigene Welt, die Rémi und Léo da geschaffen haben, durch den Einbruch der Außenwelt: Ruppig zeigt diese, dass sie keinen Platz hat für Feingeister und für Männlichkeitsbilder und Freundschaften jenseits dessen, was die Norm erwartet.
So ist die weitere Entwicklung der Geschichte ebenso konsequent wie auch tragisch – und der Bruch in der Handlung spiegelt sich auf Bildebene wider. Hier dreht sich alles einmal von Innen nach Außen, dreht sich um den ganz grandios spielenden Hauptdarsteller Eden Dambrine herum. „Close” geht damit radikale Wege, macht aber auch Fragilität und Verantwortung damit radikal bewusst. Ein Film, den es sich anzusehen und über den es sich nachzudenken lohnt.
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