Er kreierte die Filmmusik zu Filmen wie „Der König der Löwen“, „Dune“, „The Dark Knight“ und „12 Years A Slave“: Oscar-Preisträger Hans Zimmer ist einer von Deutschlands erfolgreichsten Hollywood-Exporten und einer der gefragtesten Filmkomponisten der Gegenwart. Unter all den beliebten Filmmusiken, die er bislang geschrieben hat, sticht eine besonders hervor: der Score zum Science-Fiction-Blockbuster „Inception“!
Denn mit über 1,09 Milliarden Streams bei Spotify ist der „Inception“-Soundtrack das am häufigsten abgerufene instrumentale Filmmusikalbum weltweit (Stand: Mai 2024). Das gefragteste Stück aus „Inception“ ist der Track „Time“, eine langsame, Verletzlichkeit ausdrückende Komposition, die nach und nach an Kraft und Epik gewinnt: Bislang wurde es über 346 Millionen Mal bei Spotify gestreamt – hinzu kommen 52 Millionen weitere Abrufe für den Alan-Walker-Remix.
Doch „Time“ ist nicht nur Hans Zimmers Nummer-eins-Titel im Musikstreaming, sondern auch Pflichtprogramm während seiner immens populären Konzerte: Kein Abend vergeht während seiner Tournee, ohne dass dieses tröstlich-traurige Stück aus „Inception“ zu hören ist.
Eine Verneigung vor der Frau, die Zimmer groß gemacht hat
Dass „Time“ fester Bestandteil von Zimmers Konzertprogramm ist, liegt aber nicht an der Popularität der Nummer, sondern daran, dass sie für den Musiker aus traurigen Gründen von großer Relevanz ist. Die tragischen Hintergründe verriet Zimmer im Podcast-Interview mit dem britischen Filmmagazin Empire: Es ist sein letztes Musikstück, das er seiner langjährigen PR-Agentin Ronni Chasen vorspielen konnte, bevor sie bei einem Raubüberfall ermordet wurde.
„,Time‘ nahm somit eine besondere Bedeutung für mich an. Ich spiele es seither für die Leute, die mir viel bedeuten“, so Zimmer. Die letzte Erinnerung, die er an Chasen hat, ist ein ungewöhnliches Abendessen: Zimmer, Chasen, Christopher Nolan und dessen Gattin sowie Produktionspartnerin Emma Thomas sind in ein Restaurant gegangen und stellten erstaunt fest, dass wenige Tische neben ihnen Schauspiel- und Regie-Größe Clint Eastwood saß.
Laut Zimmers Nacherzählung wollte Nolan sich unbedingt Eastwood vorstellen, traute sich aber nicht. Daraufhin packte ihn die mit Eastwood vertraute Chasen und sorgte dafür, dass sich die zwei Regisseure kennenlernen. Zimmer bewunderte diesen Anblick zweier kurz darauf angeregt miteinander sprechender Regietalente und seiner resoluten Agentin, die stolz die Früchte ihrer Vermittlungskünste verfolgt. „Ich dachte: ,Diese Dame ist auf der Höhe ihrer Macht, sie ist unaufhaltsam. Sie war schon immer da und sie wird für immer da sein.‘ Und kurz darauf war sie tot.“
Chasen als emotionale Klammer für Zimmers Konzerte
Der Mord an Chasen ereignete sich am 16. November 2010, also wenige Monate nach dem „Inception“-Kinostart. Die erste Erfolgswelle des Films hat sie also noch mitbekommen. Wie sehr sich der spektakuläre Actionthriller und die ihn begleitende Musik ins kollektive Gedächtnis brennen sollten, konnte sie aber leider nicht mehr miterleben.
Im Gedanken an Chasen nahm „Time“ für Zimmer daher eine innige Bedeutung an, die er in seinen Livekonzerten auslebt: Auf Tour beendete er jedes Konzert mit „Time“. Wie Zimmer im Empire-Podcast erklärt: „Es ist eine persönliche Angelegenheit. Es ist meine Art, zu sagen: ,Ich werde dich nie vergessen. Du warst unglaublich, du warst wundervoll, ich habe dir meine Karriere zu verdanken.‘“
Und auch die Eröffnung seiner Konzerte widmete er Chasen: Jeden Auftritt begann Zimmer mit dem Leitmotiv aus „Miss Daisy und ihr Chauffeur“, dem Stück mit dem er Chasens Aufmerksamkeit erregte. Nachdem Chasen den Film sah, sei sie unangemeldet zu ihm gekommen und hätte sich selbst eingestellt. „Sie meinte zu mir: ,Du bist gut! Ich werde auf dich achtgeben – ich bin jetzt deine PR-Agentin!‘“
Mittlerweile änderte sich Zimmers Konzert-Setlist zwar, sodass während seiner zweiten Tournee nicht mehr „Miss Daisy und ihr Chauffeur“, sondern Musik aus „Dune“ den Abend einläutete. Allerdings behielt „Time“ seinen Ehrenplatz im Programm. Und auch bei der von Hans Zimmer zusammengestellten und arrangierten „The World Of Hans Zimmer“-Konzertreihe, bei der er allerdings selbst nicht anwesend ist, wird „Time“ prägnant eingesetzt:
Dort ist es das finale Stück des Hauptprogramms, bevor das Publikum eine Spur munterer und energetischer mit einem „Fluch der Karibik“-Medley als Zugabe nach Hause geschickt wird. Die Musik aus dem ersten „Fluch der Karibik“ hat übrigens ebenfalls eine ungewöhnliche Hintergrundgeschichte – wenngleich diese längst nicht so dramatisch ist:
Schon gewusst? Die epische Filmmusik aus "Fluch der Karibik" war eigentlich nur eine hastige Notlösung!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.