Einst war es ein kleiner Spaß unter Eingeweihten, mittlerweile gehört es zumindest für Filmfans zum Allgemeinwissen: Die Animationscrew aus dem Hause Pixar versteckt in ihren Filmen regelmäßig die Buchstaben- und Zahlenkombination „A113“. Das ist ein Verweis auf den Klassenraum im California Institute of the Arts, in dem Grafikdesign und Charakteranimation unterrichtet werden.
Ähnlich bekannt dürfte sein, dass sich in nahezu jedem Pixar-Film sowohl Rückverweise auf frühere Produktionen der Trickschmiede befinden als auch frühe Cameos von Elementen oder gar Figuren kommender Filme. So ist in „Die Monster AG“ von 2001 ein Clownfisch-Spielzeug zu sehen – als subtiler Vorgriff auf den 2003 in die Kinos gelangten Trickfilm-Blockbuster „Findet Nemo“.
Während diese Spielereien Filmfans geläufig sein sollten und zumindest dem geübten Auge recht schnell auffallen dürften, gibt es gewitzte Details, die förmlich Adleraugen benötigen, damit man sie entdeckt. Und ein winziger, flüchtiger Insider-Gag aus „Die Monster AG“ benötigt nicht bloß scharfe Augen, sondern auch eine 4K-Kopie der kunterbunten Komödie sowie eine riesige Kinoleinwand. Zumindest machte ein Pixar-Fan diese Erfahrung...
Das Geheimnis der Giraffe
Alles begann mit einer Texttafel in der „Die Monster AG“-2-Disc-Deluxe-Edition-DVD*: In der farbenfroh aufgemachten, sehr informativen Fan-Edition werden einige Insider-Gags aufgelöst. Neben Offensichtlichkeiten wie der erwähnten „Findet Nemo“-Referenz gibt es auch einen kurzen Text über die Dekoration im Raum der jungen Buh:
Buh, das kleine Mädchen, das in die Welt der Monster gelangt und daraufhin von unseren Hauptfiguren Mike Glotzkowski und Sulley umsorgt wird, hat an einer ihrer Wände eine gelbe Giraffen-Silhouette hängen. Über diese Giraffe sagt ein Begleittext, dass sie Mike und Sulley auf dem Weg zur Arbeit folgt – eine recht kryptische Erklärung, die mehr Fragen aufwirft als für Erhellung sorgt.
Pixar-Fan und YouTuber Eddache machte es sich zur Aufgabe, diesen kuriosen Gag aufzuklären. Also schaute er sich den vom heutigen Pixar-Chef Pete Docter inszenierten Trickspaß mit Argusaugen an – und entdeckte eine Szene, in der wir aus weiter Ferne die titelgebende Monster AG sehen. Inklusive haufenweise Monster, die sich gerade auf den Weg zur Arbeit machen.
Mike und Sulley sind in diesem Bild aufgrund ihrer markanten Formen und Farben noch gerade so zu erkennen, die Monster hinter ihnen verkommen aber zu Schemen. Eddaches Zwischenurteil war deutlich: Hier könnte sich die Giraffe befinden – aber „könnte“ war Eddache nicht genug!
Also besorgte er sich „Die Monster AG“ in 4K, bloß um auf dem heimischen Bildschirm trotzdem zu keiner Erkenntnis zu gelangen – dafür war sein Display einfach zu klein. Daher erfüllte er sich einfach den Herzenswunsch vieler Filmfans und gönnte sich eine Kino-Privatvorführung!
Als „Die Monster AG“ in 4K auf eine gigantische Leinwand projiziert wurde, fand Eddache endlich die Antwort auf die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte: Ja, in dieser Massenszene hüpft tatsächlich die Giraffe aus Buhs Kinderzimmer hinter Mike und Sulley hinterher. Was impliziert, dass Buh noch ein Monster in ihrem Leben hat, von dem sie aber höchstwahrscheinlich nichts weiß...
Ein Kontinuitätsfehler, der die filmische Emotion unterstützt, und ein daraus geborener Gag
Das Mysterium der lebendigen Wanddeko lässt sich recht leicht erklären. Denn die Giraffe steckt nicht nur hinter einem Insider-Gag, den man bloß im Kino wirklich erkennen kann, sondern auch hinter einem Filmfehler:
In einer emotionalen Szene fehlt die Giraffe kurz an Buhs Wand. Wie bereits Eddache in seinem Video erläutert, dürfte dies nicht etwa die Folge unachtsamer Filmschaffender sein, sondern das Gegenteil: Die Giraffen-Deko füllt Buhs Raum aus und macht ihn somit heimeliger. Doch wenn Sulley und Buh einen kurzen, rührenden Augenblick teilen, und dann ausgerechnet zwischen ihnen eine dümmlich grinsende Giraffe auftaucht, verliert die Sequenz an emotionaler Wirkung.
Daher dürften sich die Filmschaffenden dazu entschieden haben, für einen winzigen Augenblick die Kontinuität über den Haufen zu werfen, indem sie die störende Giraffe entfernten. Daraufhin machten sich die Pixar-Künstler*innen jedoch intern einen Spaß daraus, die Wanddeko als Figur zu animieren, die durchs Bild huscht als wäre sie lebendig. Entsprechende, nur für den internen Gebrauch gedachte Wegwerf-Animationen teilte Pixar sogar an anderer Stelle im „Die Monster AG“-Bonusmaterial. Dieser Gag nahm daraufhin ganz offensichtlich größere Formen an, bis irgendjemand aus dem Team entschied, die Giraffe in einer Massenszene zu verstecken - ohne jede Erklärung!
Die war auch nicht nötig. Schließlich fällt die Figur nur Leuten auf, die die Extrameile gehen, um sie zu entdecken. Und solche Leute werden sich wohl kaum über ein somit entstehendes Logikloch ärgern („Ist sie nun lebendig oder nicht?“), sondern schlicht darüber freuen, diesen kleinen Spaß gefunden zu haben! Deutlich pikanter ist derweil folgendes verstecktes Disney-Detail:
Die nackten Brüste in diesem Disney-Zeichentrickfilm blieben mehr als 20 Jahre lang unentdeckt!*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.