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    Dieser Gangsterfilm mit Bruce Willis und vielen anderen Superstars sollte an "GoodFellas" anknüpfen – wurde aber zum Mega-Flop!
    Sebastian Groß
    Sebastian Groß
    -Freier Autor
    Manchmal fühlt er sich alt, weil er damals „The Big Lebowski“ oder „Matrix“ zum Kinostart gesehen hat. Andererseits konnte er damals „The Big Lebowski“ und „Matrix“ zum Kinostart sehen. Zum Glück behält er das für sich, außer jemand fragt ihn. Jetzt fragt ihn halt endlich.

    „Goodfellas“ war Anfang der 90er Jahre nicht der einzige Gangsterfilm, der um die Gunst des Publikums buhlte. Nur ein Jahr nach dem Meisterwerk kam ein weiterer Mafia-Film, der mit großen Stars punkten wollte. Doch das Ergebnis war ein Flop!

    Als „Goodfellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“ 1990 erschien, wirkte er wie eine Frischzellenkur für das Gangsterkino. Statt nur Männer in schicken Anzügen zu zeigen, die in edel eingerichteten Hinterzimmern ihre illegalen Geschäfte planten, erfüllte Martin Scorsese einerseits dieses altehrwürdige Klischee, riss es aber auch mit Elan ein. Das Ergebnis war ein Film, der quasi vom ersten Tag an als Meisterwerk gefeiert wurde.

    Nur ein Jahr nach „Goodfellas“ erschien mit „Billy Bathgate“ ein weiterer Gangsterfilm. Trotz eines frisch entfachten Interesses an Geschichten rund um die Mafia verschwand der Titel aber schnell in der Versenkung und spielte nie eine bedeutende Rolle in der Historie des Genres. Dabei bietet der Streifen eine starke Besetzung – und einen netten Meta-Gag.

    Das ist "Billy Bathgate"

    Die Verfilmung des gleichnamigen Romans* von E.L. Doctorow spielt in den 1930er Jahren, zur Zeit der Prohibition. Der junge Billy Bathgate (Loren Dean) schließt sich der Bande des stadtbekannten Gangsters Dutch Schultz (Dustin Hoffman) an und steigt innerhalb der Hierarchie immer weiter auf, bis er ein enger Vertrauter des Big Boss wird.

    Als wäre so ein Gangsterleben nicht schon gefährlich genug, verliebt sich Billy ausgerechnet in Drew (Nicole Kidman), die Freundin eines Rivalen von Schultz. Diese Beziehung sowie Schultz' mörderisches Temperament bringen Billy immer wieder in Schwierigkeiten, und der junge Mann ist hin- und hergerissen zwischen Loyalität zu seinem Chef und der Erkenntnis, dass er aus diesem Leben ausbrechen muss.

    Vor und hinter der Kamera wird einiges geboten

    Wie schon in der Handlungsbeschreibung angedeutet, bietet „Billy Bathgate“ eine prominente Besetzung. Neben Dustin Hoffman und Nicole Kidman sind auch Stanley Tucci als Gangsterboss Lucky Luciano sowie Bruce Willis als Auftragsmörder Bo Weinberg zu sehen. Auch ein damals noch unbekannter Steve Buscemi stand hier vor der Kamera.

    Fast 20 Jahre später kehrte dieser 2010 in HBOs „Boardwalk Empire“ sehr erfolgreich ins Gangstermilieu der Prohibition zurück. Buscemi spielte übrigens auch eine Gastrolle in „Die Sopranos“. Ebenfalls ein Serien-Hit und Meilenstein mit Mafia-Thematik - auch wenn Martin Scorsese damit nicht viel anfangen konnte:

    "Ich kapier's nicht": Diese legendäre Gangster-Serie hat Martin Scorsese nach nur einer Folge abgebrochen

    Inszeniert wurde „Billy Bathgate“ von Robert Benton, der zuvor (ebenfalls mit Dustin Hoffman) „Kramer gegen Kramer“ drehte und dafür 1980 zwei Oscars (Beste Regie und Bestes adaptiertes Drehbuch) erhielt. Tom Stoppard, der im Laufe seiner Karriere ebenfalls viele Preise erhielt (darunter ein Oscar für sein Drehbuch von „Shakespeare in Love“), adaptierte den Roman für die Leinwand.

    "Billy Bathgate" ging baden

    Die Vorzeichen für „Billy Bathgate“ standen also auf Erfolg – oder zumindest auf Kritikerliebling. Doch als der Film am 1. November 1991 in die US-Kinos kam, interessierten sich die Zuschauer nicht für ihn. Am Startwochenende stieg er nur auf den vierten Platz der US-Kinocharts ein und konnte im Laufe seiner Spielzeit nur magere 15,5 Millionen US-Dollar einspielen – bei einem Budget von 48 Millionen US-Dollar.

    Grund für das geringe Zuschauerinteresse könnten die Kritiken gewesen sein, die alles andere als euphorisch auf den Gangsterfilm reagierten. Ausgerechnet E.L. Doctorow, der Autor der Romanvorlage, war kein Fan! Der 2015 verstorbene Schriftsteller distanzierte sich vom Film wegen der umfangreichen Abweichungen vom Buch.

    Auch die Presse war nicht wirklich angetan. Kritikerpapst Roger Ebert zog, nicht als einziger, Vergleiche zwischen dem Film und „GoodFellas“, insbesondere zwischen ihren Hauptfiguren:

    „[...] Henry Hill ist ein Charakter voller Energie und Neugier – ein Kämpfer, ein Intrigant, verrückt und exzentrisch. Billy Bathgate scheint in seinen Szenen kaum mehr beteiligt zu sein als eine Kamera, die hierhin und dorthin schaut, darauf achtet, nichts zu verpassen, und keine eigenen Meinungen hat. [...]“

    Der Billy-Darsteller machte keine große Karriere und kam doch in die Schlagzeilen

    Hauptdarsteller Loren Dean erhielt wenig begeisterte Kritiken. Der damals 22-jährige Schauspieler, der zuvor eine kleine Rolle in „Teen Lover“ hatte, konnte „Billy Bathgate“ nicht als Karrieresprungbrett nutzen. Er spielte danach noch Nebenrollen, unter anderem in bekannten Produktionen wie „Apollo 13“ oder der TV-Serie „Bones“. Ein Hollywood-Star wurde er jedoch nicht.

    Interessante Randnotiz: Loren Dean hatte auch im wahren Leben mit Kriminalität zu tun – wenn auch nur passiv. Ein Betrüger namens Loren Dean Breckenridge III wurde 2012 beschuldigt, sich als der Schauspieler auszugeben und Drogenrehabilitationszentren in den Vereinigten Staaten zu betrügen.

    Immerhin: Der Film bietet einen tollen Meta-Gag

    Auch wenn „Billy Bathgate“ kein großer Erfolg war und wahrscheinlich nie wirklich ein Must-See des Gangsterfilms sein wird, enthält er zumindest eine sehr besondere Szene – zumindest wenn man Bruce Willis kennt und über (unbeabsichtigten?) Meta-Humor lachen kann.

    Willis, der dadurch zum Hollywood-Star wurde, dass er barfuß gegen Gangster kämpfte (natürlich meinen wir damit „Stirb Langsam“), bekommt in „Billy Bathgate“ von Gangstern ein paar neue Schuhe verpasst. Nette Geste? Nicht wirklich. Die neue Fußbekleidung besteht aus Zement...

    Noch mehr Stars als „Billy Bathgate“ und dabei um ein Vielfaches erfolgreich war „Ocean‘s Eleven“. Welche zwei Superstars bis heute bereuen, dass sie den Gaunerspaß damals abgelehnt haben, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "Sie bereuen es inzwischen": Diese beiden Superstars haben "Ocean Eleven" abgelehnt

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