Die über eineinhalb Jahrzehnte lange Expansion des Marvel Cinematic Universe hat Folgen, die sich Film- und Comicfans einst kaum ausgemalt hätten: Mittlerweile können Einzelfilme rund um Marvel-Helden, die eher zur zweiten Reihe als zur Top-Riege gehören, aufwändiger und daher kostspieliger ausfallen, als große Marvel-Crossover-Events! Dieser kuriose Umstand wurde nun dadurch deutlich, dass der Disney-Konzern die Kosten für „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ enthüllt hat:
Das oft auch kurz und knapp „Doctor Strange 2“ betitelte Superheldenspektakel verschlang Kosten in der Höhe von 414,9 Millionen Dollar! Zum Vergleich: Der erste „Doctor Strange“-Film kostete Disney noch 230,8 Millionen Dollar. Das erste „Avengers“-Sequel, das 2015 veröffentlichte Mega-Crossover „Avengers: Age Of Ultron“, kam wiederum auf einen Kostenpunkt von 388,3 Millionen Dollar.
Mega-Kosten? Die Pandemie trägt Mitschuld!
Die exorbitante Summe von 414,9 Millionen Dollar sollte man jedoch nicht als Zeichen unverantwortlicher Verschwendungssucht betrachten: Dass „Doctor Strange 2“ über 184 Millionen Dollar mehr kostete als der erste „Doctor Strange“-Film, hat eine Vielzahl an Gründen. Nicht nur, dass der 2022 gestartete Mix aus Fantasy, Horror-Elementen und Superhelden-Action bombastischer ausfiel als sein Vorgänger, er hatte auch eine deutlich turbulentere Produktionsgeschichte.
Unter anderem uferten die Produktionskosten aus, weil die Dreharbeiten zu „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ während einer der Hochphasen der Corona-Pandemie stattfanden. Daher mussten riesige Summen für Hygienevorkehrungen bezahlt werden, mit denen sich die Teams beim Dreh von Filmen wie „Doctor Strange“ oder „Avengers: Age Of Ultron“ nicht herumschlagen mussten.
Neuer Science-Fiction-Blockbuster der "Avengers 4"-Regisseure für Netflix: So absurd teuer soll "The Electric State" seinZudem zogen sich allein schon durch die Hygienemaßnahmen die Dreharbeiten in die Länge, was ebenfalls die Kosten in die Höhe schnellen ließ. Des Weiteren kam es durch Lockdowns und Corona-Erkrankungen zu ungewollten Drehpausen, während denen Benedict Cumberbatch, Elizabeth Olsen, der restliche Cast und die Crew dennoch weiter bezahlt wurden. Und zu guter Letzt wurden bei „Doctor Strange 2“ umfangreiche Nachdrehs angeordnet – teils aus logistischen Gründen, teils aus kreativer Absicht.
Das Multiversum der Kosten und Kostenrückerstattungen
Man darf die Kosten von 414,9 Millionen Dollar, die Disney für „Doctor Strange 2“ ausgegeben hat, zudem nicht ohne weiteres in Relation mit dem Großteil anderer Budgets von Hollywood-Produktionen setzen. Denn während es sich bei den meisten Budgetangaben um Schätzungen der Produktionskosten handelt, werden in diesem Fall die kompletten Ausgaben beziffert, die für den Film getätigt wurden.
Wie das Wirtschaftsmagazin Forbes erläutert, sind in den 414,9 Millionen Dollar auch Werbekosten und ähnliche Ausgaben inkludiert: Disney gab allein in den zwölf Monaten nach der Weltpremiere des Films weitere 66 Millionen Dollar für ihn aus. Damit macht der Unterhaltungskonzern das Budget aber nicht etwa größer, sondern befolgt die Gesetze des Vereinigten Königreichs, wo „Doctor Strange 2“ gedreht wurde:
Um sich für Steuererleichterungen und sonstige Zuschüsse zu qualifizieren, müssen Produktionsfirmen sämtliche mit einem Filmprojekt verbundenen Kosten offenlegen. Es müssen konkrete Angaben sein, die aber auch weit über die Fertigstellung eines Films hinauslaufen können. Hollywood gibt üblicherweise nur ungern solch konkrete Kostenaufstellungen preis, allerdings werden Studios dafür entlohnt, über ihren Schatten zu springen.
So bekamen Marvel und Disney für „Doctor Strange 2“ vom Vereinigten Königreich eine 64,3 Millionen Dollar schwere Rückzahlung, womit sich die Nettokosten für die Sam-Raimi-Regiearbeit auf 350,6 Millionen Dollar belaufen. Und das inklusive Promoausgaben, während etwa „Pirates Of The Caribbean - Am Ende der Welt“ für die Produktion allein 300 Millionen Dollar verschlang. Wie nervenaufreibend der Dreh einer einzelnen Actionsequenz dieses Abenteuer-Blockbusters war, erfahrt ihr im folgenden Artikel: