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    Streaming-Tipp: Nach diesem imposanten Fantasy-Abenteuer seht ihr die Filme von "Rebel Moon"-Macher Zack Snyder mit neuen Augen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

    Im Kino war er ein respektabler Erfolg, doch mittlerweile wurde dieses Fantasy-Abenteuer zu einem einflussreichen Kultklassiker: „Excalibur“ gehört zu den visuell eindrucksvollsten Epen der 1980er-Jahre – und ist die Quelle von Zack Snyders Stil!

    Die Artus-Sage inspirierte Generationen an Filmschaffenden. Sie wurde als kauziger Disney-Zeichentrickspaß „Die Hexe und der Zauberer“, als pathosreiches Realfilm-Musical „Camelot“ und als flippiges Guy-Ritchie-Abenteuer „King Arthur: Legend Of The Sword“ interpretiert. Doch ihre wohl einflussreichste Film-Interpretation ist „Excalibur“!

    Das Abenteuer-Epos von 1981 prägte mit seiner finster-bezaubernden Ästhetik nachhaltig den Look des Fantasy-Genres und stark stilisierter Spektakel. Vor allem aber formte es den Stil von „Rebel Moon“-Regisseur Zack Snyder! Neugierig? „Excalibur“ ist auf diversen Plattformen als VOD erhältlich, darunter bei Amazon Prime Video.

    "Excalibur": Ein lang verzögertes Projekt

    Das frühe Mittelalter: Uther Pendragon (Gabriel Byrne) beansprucht den Königstitel für sich, aber sein Rivale Cornwall (Corin Redgrave) setzt sich erbittert zur Wehr. Mit Mühe gelingt es Merlin (Nicol Williamson), die Feinde zum Waffenstillstand zu bewegen. Doch Merlin ist parteiisch: Er belegt Pendragon mit einem Zauber, sodass er als Cornwall dessen Frau Igrayne (Katrine Boorman) vergewaltigen kann.

    Igraynes hellseherische Tochter Morgana (als Kind: Barbara Bryne, als Erwachsene; Helen Mirren) durchschaut dieses Trugspiel. Jahre später nimmt ihr Bruder Artus (Nigel Terry) das sagenumwobene Schwert Excalibur an sich und wird somit rechtmäßig König. Daraufhin beginnt für ihn ein riskantes Abenteuer voller blutiger Schlachten, dunkler Verliese und harter Prüfungen, um seine Ehre, seine Treue und seinen Heldenmut zu beweisen...

    Regisseur John Boorman schlug bereits 1969, wenige Jahre nach „Camelot“ und „Die Hexe und der Zauberer“, dem Studio United Artists ein Fantasy-Epos über Merlin vor. Es lehnte sein Konzept ab und regte ihn dazu an, sich stattdessen mit einer „Der Herr der Ringe“-Adaption dem Genre zu nähern. Daraufhin entwickelte er seine Ideen rund ein Jahrzehnt lang, scheiterte allerdings daran, sich die Adaptionsrechte zu sichern.

    Also kanalisierte Boorman eine Vielzahl seiner inszenatorischen Ideen in „Excalibur“, den er für die „Terminator“-Schmiede Orion Pictures umsetzte. Dort erhielt er Zuspruch von vielen früheren United-Artists-Managern, die ihm Ende der 1960er noch vom Stoff abgeraten haben... Leicht vorstellbar, dass Boorman dies frustrierte – trotzdem ist es womöglich besser, dass es kam, wie es kam. Denn seine Vision der Artus-Sage ist derart sexuell aufgeladen, dass es unvorstellbar scheint, dass er mit dieser Deutlichkeit schon in den 1960ern davongekommen wäre.

    Herb-düsterer Prunk im diesigen, wundersam glühenden Wald

    Noch auffälliger als die ständige Präsenz von Sex, sexualisierter Gewalt und zweideutiger Metaphorik ist die visuelle und akustische Wucht, mit der Boorman diese Geschichte vermittelt. So besteht die Filmmusik aus Variationen gewaltiger Themen aus Wagner-Opern, Carl Orffs eindringlichem „Carmina Burana“ und mächtig-unheilvoller Musik des „Der dunkle Kristall“-Komponisten Trevor Jones.

    Bildsprachlich stilisieren Boorman und sein Kameramann Alex Thomson die Artus-Saga konsequent zur opernhaft übersteigerten Mythologie hoch: Boorman legt größeren Wert darauf, dass sich sein Ensemble in markante, vielsagende Posen wirft, als dass sich die Figuren natürlich bewegen. Und die weitläufigen, diesigen Waldstücke, in denen sich ein Großteil der Handlung abspielt, sind von dominanten Schwarzflächen und unerklärlichen, theatralen Lichteinwürfen geprägt.

    Nur 1.974 Besucher sind für diesen gefeierten Fantasy-Film ins Kino gegangen – jetzt gibt es ihn endlich im Streaming-Abo

    Beispielsweise wurden die Rüstungen in „Excalibur“ weitestgehend aus Aluminium hergestellt, was ihren Lichtreflexionen eine schimmernd-glühende Qualität gibt, zudem wurden im Wald grüne Rückstrahler aufgebaut, während die Wände Camelots in güldenes Licht getaucht wurden. Realistisch ist nichts davon, doch es sieht auf finster-magische Weise imposant aus und entwickelt eine hypnotische Sogwirkung. Dadurch werden Boormans Ikonografie und die Jahrzehnte umspannende Handlung mit immenser, geradezu andersweltlicher Fallhöhe aufgeladen – auch wenn dieser Stilwille die handelnden Figuren gelegentlich erdrückt.

    "Excalibur": Die Quelle des Zack-Snyder-Stils

    All dies macht „Excalibur“ zu einem überwältigenden Stück 80er-Kino sowie zum Schlüssel, mit dem man sich das Schaffen von „300“- und „Rebel Moon“-Regisseur Zack Snyder erschließen kann: Der Filmemacher erklärte gegenüber Newsweek, dass „Excalibur“ sein Lieblingsfilm sei – und in „Batman v Superman: Dawn Of Justice“ verneigte er sich vor ihm, indem er ihn als letzten Film darstellt, den Bruce Wayne mit seinen Eltern sah.

    Weiß man erst einmal, dass Snyder „Excalibur“ liebt, weil er ihn für die „perfekte Verschmelzung aus Filmen und Mythologie“ hält, kann man nicht anders, als sein Schaffen mit anderen Augen zu sehen: Es ist überdeutlich, wie oft sich Snyder bemüht, eine ähnliche Tonalität, Klang- und Bildsprache zu erzeugen und die Mythologien seiner Werke vergleichbar zu verdichten und überhöhen.

    Der Farbkontrast solcher Snyder-Filme wie „Sucker Punch“, „Batman v Superman“ oder den „Rebel Moon“-Teilen lässt sich ebenso auf „Excalibur“ zurückführen, wie der Einsatz von Zeitlupen, bombastisch-schwerer Instrumentalmusik und der Entschluss, die weitläufigen Implikationen der Handlung stärker zu unterstreichen als das Innenleben der Figuren.

    Wenn ihr dies mit weiteren Beispielen beleuchtet sehen möchtet: Film-Essayist Patrick H. Willems erläuterte die Parallelen zwischen „Excalibur“ und Snyders Vita bereits ausführlich. Und auf jeden Fall lohnt es sich, „Excalibur“ mit diesem Vorwissen (noch einmal) zu schauen. Darüber, ob man danach Snyders Output bloß anders oder sogar besser sieht, kann man derweil streiten – muss man aber nicht. Da dann doch lieber die intensive Atmosphäre von „Excalibur“ nachhallen lassen...

    6-Stunden-Sci-Fi-Epos auf Netflix: Der Snyder-Cut von "Rebel Moon" kommt tatsächlich – und wird richtig heftig!

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