Horrorkino aus Spanien genießt seit über zwanzig Jahren einen guten Ruf, der vor allem auf den Filmen von vier Regisseuren beruht, deren spätere Werke teilweise mit Starbesetzung und großem Budget aus Hollywood aufwarten konnten: J.A. Bayona („Das Waisenhaus“, „Jurassic World: Das gefallene Königreich“), Alejandro Amenábar („Tesis“, „The Others“), Jaume Balagueró („The Nameless“, „Fragile“) und Paco Plaza („Romasanta“, „La Abuela“).
Die beiden letztgenannten Herren zeichneten auch für die vierteilige Zombiefilmreihe „[REC]“ verantwortlich. Etwas weniger bekannt, aber ebenfalls sehenswert und von Plaza inszeniert, ist das Grusel-Duo „Verónica - Spiel mit dem Teufel“ und „Die Todesschwester“, das euch auf Netflix das Fürchten lehrt – wenn ihr euch traut.
"Verónica - Spiel mit dem Teufel": Eine besonders finstere Sonnenfinsternis
2017 lief „Verónica - Spiel mit dem Teufel“ im Programm des Fantasy Filmfests, erschien später auf DVD und auf Netflix und ließ mit drastischen Reaktionen wie „so gruselig, dass ich abschalten musste“ aufhorchen. Dieses Statement ist zwar etwas übertrieben und wurde wohl vor allem werbewirksam genutzt, 100 spannende Minuten beschert einem der Film aber trotzdem:
Die Teenagerin Verónica (Sandra Escacena) erfährt in der Schule bei den Unterrichtsvorbereitungen für eine anstehende Sonnenfinsternis von blutigen Zeremonien, die antike Kulturen während solch kosmischer Ereignisse durchführten. Davon lassen sie und ihre Freundinnen sich aber nicht beeindrucken und führen im Schulkeller ein Ouija-Ritual durch, das außer Kontrolle gerät. Hilfe erhält Verónica danach in Gestalt der blinden Ordensschwester Narcisa (Consuelo Trujillo), doch reicht diese Unterstützung aus, um sie vor dem Zugriff dunkler Mächte zu bewahren?
Plazas Film variiert gekonnt bekannte Genremotive wie Kommunikation mit dem Geisterreich und Besessenheit, ist atmosphärisch stimmungsvoll und handwerklich hervorragend inszeniert und soll außerdem auf einem wahren Ereignis beruhen, das sich 1991 in Madrid zugetragen hat – und das angeblich selbst bei der Polizei seitdem als „paranormale Aktivität“ geführt wird.
"Die Todesschwester": Nonnenhorror im Mädcheninternat
Seit Oktober 2023 ist auf Netflix auch das Prequel abrufbar. „Die Todesschwester“ steht dabei auf eigenen Füßen und außer einer kurzen und vom Rest der Handlung völlig losgelösten Abschlussszene gibt es keine wirkliche inhaltliche Verbindung zu „Verónica – Spiel mit dem Teufel“. Hauptfigur ist allerdings die daraus schon bekannte Nonne Narcisa (Aria Bedmar), die als junge Novizin – und noch nicht erblindet – im Jahr 1949 in ein Kloster in Valencia geschickt wird, das nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs als Waisenhaus für Mädchen dient.
Dort soll sie unterrichten und ihr Gelübde ablegen, wird aber bald Zeugin übernatürlicher Vorkommnisse. Narcisa, die als Kind eine Heiligenvision gehabt haben will, möchte den Dingen auf den Grund gehen und erfährt dabei, was sich einst Schreckliches innerhalb des Gemäuers zugetragen hat...
Nonnenhorror gab es zuletzt mit „The Nun I+II“, „Das erste Omen“, „The Devil’s Light“, „St. Agatha“ und „Immaculate“ zuhauf, mal mehr, mal weniger gelungen umgesetzt. „Die Todesschwester“ gehört zu den besseren Vertretern und ringt dem abgegrasten Genre ein paar neue Facetten ab. Regisseur Paco Plaza verzichtet zudem weitestgehend auf fade Jump Scares, sondern setzt auf visuell ansprechende Schattenspiele und eine solide ausgearbeitete Hintergrundgeschichte, wobei die Figurenzeichnung im Vergleich mit „Verónica“ leider etwas abfällt.
Für beide Filme gilt jedoch: Genrefans können definitiv einen Blick riskieren – Meilensteine sind weder „Verónica - Spiel mit dem Teufel“ noch „Die Todesschwester“, für ein paar schaurig-schöne Stunden reicht es aber ganz bestimmt.