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    Neu bei Prime Video: 2 Marvel-Stars in einem wunderschönen Sci-Fi-Blockbuster, der zu Unrecht furchtbare Kritiken bekommen hat
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Von „2001“ über „Alien“ bis hin zu „Dune“: Kein anderes Genre fasziniert Benjamin so sehr wie die Science-Fiction.

    Es gibt wohl nur wenige große Sci-Fi-Filme, die in den letzten Jahren so sehr auf den Deckel bekommen haben wie „Passengers“. Zu Unrecht, meint Benjamin Hecht und präsentiert euch das Werk als seinen Streaming-Tipp, den ihr auf Amazon schauen könnt.

    Passengers mit den Superstars Chris Pratt und Jennifer Lawrence hat bei seinem Kinostart 2016 (bzw. 2017 in Deutschland) Unmengen an heftiger Kritik einstecken müssen. Der Sci-Fi-Blockbuster kommt bei Metacritic auf eine schwache Durchschnittswertung von gerade mal 41 Prozent und laut Rotten Tomatoes haben über zwei Drittel der Kritiker eine negative Meinung zum Film. Ein absolutes Armutszeugnis für eine so ambitionierte und mit einem Budget von 110 Millionen Dollar auch teure Produktion.

    Doch ich finde, dass „Passengers“ das viele schlechte Feedback nicht verdient hat. Klar, die fragwürdige Sci-Fi-Romanze von Morten Tyldum („The Imitation Game“) ist kein Meisterwerk des Genres. Trotzdem möchte ich hier eine klare Streaming-Empfehlung aussprechen und im Anschluss erklären, warum ich „Passengers“ trotz seiner Schwächen (oder vielleicht gerade deshalb) für einen tollen Science-Fiction-Film halte.

    Passengers“ könnt ihr ab sofort ohne Zusatzkosten im Streaming-Abo von Amazon Prime Video schauen.

    Darum solltet ihr "Passengers" schauen

    „Passengers“ kann man leicht spoilern und deshalb hier zunächst in aller Kürze die Qualitäten des Films, die ohne Handlungsbeschreibungen auskommen:

    In erster Linie besticht das Sci-Fi-Drama durch seine krassen Widersprüche, die eine einzigartige Atmosphäre erzeugen. Denn Tyldum erzählt mit den Mitteln eines Blockbusters eine sehr intime, fast kammerspielartige Geschichte. Wie schon Autor Carsten Baumgardt in der 3,5-Stern-FILMSTARTS-Kritik feststellte, trifft hier „Intimität [...] auf epische Größe, Liebesdrama auf Space-Spektakel“ und kühne Ideen auf Hochglanz-Hollywood-Kino.

    Was mich persönlich aber noch mehr begeistert, ist die krasse Diskrepanz zwischen der oberflächlich wunderschönen Fassade und dem düsteren Subtext, der nicht nur die Romanze von Chris Pratt und Jennifer Lawrence, sondern jeden Winkel des Setdesigns und jede virtuelle CGI-Faser miteinbezieht, sei es wenn die zwei Hauptfiguren die unendlichen (und unendlich schönen) Weiten des Weltalls bestaunen oder Lawrence ein spektakuläres Bad in der Schwerelosigkeit nimmt. „Passengers“ sieht einfach verdammt gut aus, ist aber innerlich verdorben.

    Das Raumschiff ist im Grunde ein Kreuzfahrtschiff im Weltall. Alles ist auf Hochglanz poliert, es gibt einen wunderschönen Garten, sensationelle Unterhaltungsmöglichkeiten, einen Androiden-Butler und vieles mehr. Doch für die Protagonisten ist diese fliegende Spielwiese nichts anderes als ein verchromtes Luxusgefängnis, aus dem sie nie entkommen werden, womit wir auch schon bei der Prämisse des Films wären.

    Darum geht es in "Passengers"

    Auf einem jahrzehntelangen Flug zu einem weit entfernten Planeten erwachen der Mechaniker Jim (Pratt) und die Journalistin Aurora (Lawrence) 90 Jahre zu früh aus ihrem Kälteschlaf. Da es keine Möglichkeit gibt, wieder in diesen Zustand zurückzukehren, gleicht das einem Todesurteil. Die beiden werden an Bord des Raumschiffs sterben, ehe die sichere Kolonie erreicht ist. So viel steht fest.

    Das gemeinsame Schicksal schweißt die beiden aber zusammen und sie verbringen eine romatische Zeit miteinander, bis ein technisches Problem droht, das Raumschiff so zu beschädigen, dass auch die anderen rund 5.000 Passagiere ihr Ziel nie erreichen werden. Die große Romanze der beiden wird also durch eine existenzielle Bedrohung erschüttert. Zumindest wird uns das im Trailer als zentraler Konflikt des Films verkauft, doch das ist noch lange nicht die ganze Wahrheit ...

    Die besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten

    Wer sich den Trailer zu „Passengers“ ansieht, bekommt einen völlig falschen Eindruck vermittelt. Der Grund, weshalb die beiden wach sind, ist der wahre Konflikt von „Passengers“ und der erreicht bitterböse Dimensionen, die den Film für mich unvergesslich machen.

    Ironischerweise ist dieser Twist aber auch der Auslöser für die vielen vernichtenden Kritiken. Um darauf einzugehen, muss ich allerdings ein bisschen spoilern...

    Die Kritik an "Passengers" ist berechtigt, aber übertrieben

    Achtung, es folgen einige Spoiler zu „Passengers“!

    Wie sich herausstellt, erwacht ursprünglich nur Jim aus dem Kälteschlaf. In seiner Einsamkeit verliebt er sich jedoch in die attraktive Aurora und entschließt sich dazu, die Mitpassagierin aufzuwecken. So fällt er ihr Todesurteil, nur um seine eigene Reise erträglicher zu machen. Diese höchst egoistische Entscheidung brachte „Passengers“ viel Kritik ein.

    Der Film verkauft uns Jim als tragischen Helden, der zugleich aber auch etwas so unermesslich Schlimmes tut, das wir ihm über die gesamte Laufzeit unmöglich verzeihen können.

    Gerade die Art und Weise, wie dieser Konflikt letzten Endes aufgelöst wird, halte ich ebenfalls für fragwürdig, das macht mir aber noch lange nicht den ganzen Film kaputt.

    Sony Pictures
    Jennifer Lawrence und Chris Pratt auf einem PR-Foto zu "Passengers".

    Was Jim tut, ist moralisch falsch, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem Unmenschen. Wenn ich den FIlm sehe, ist mir stets bewusst, dass er einen furchtbaren Fehler begangen hat, aber ich kann seine Tat auch nachvollziehen. Jim war gefangen in einer der schlimmsten Situationen, die man sich als Mensch überhaupt vorstellen kann: Sein ganzes Leben in absoluter Einsamkeit zu verbringen, ohne je einer anderen Seele zu begegnen.

    Wir sprechen hier nicht von einem gefrusteten Psycho, der seine Ex-Freundin stalkt, weil er kein Nein akzeptieren kann. Es geht um einem Menschen ohne jegliche Aussicht darauf, jemals wieder mit einem anderen Lebewesen zu kommunzieren. Soziale Beziehungen gehören zu den Grundbedürfnissen unserer Spezies. Jims Entscheidung, Aurora aufzuwecken, ist furchtbar, aber zutiefst menschlich.

    Der große Kritikpunkt macht "Passengers" erst sehenswert

    Ich habe oft den Vorschlag gehört bzw. gelesen, dass „Passengers“ als düsterer Psychothriller viel besser gewesen wäre als als weichgespülte Blockbuster-Romanze. Aber gerade die Tatsache, dass hier zwei makellose Hollywood-Schönheiten in einer hochkünstlichen, luxuriösen Umgebung eine fast schon lächerlich geile Zeit haben, die aber von einer moralisch so verwerflichen Tat unterwandert wird, verleiht dem Film einen individuellen Touch, den ein stringenter Thriller oder gar Horrorfilm wohl nie gehabt hätte.

    Auch wenn die letztendliche Auflösung des Konflikts am Ende auch für mich unbefriedigend und unglaubwürdig war, so hat mir „Passengers“ doch genau das gegeben, was ich mir von einem Science-Fiction-Film erwarte: Atemberaubende Schauwerte und Stoff zum Nachdenken über das Wesen des Menschseins.

    Dass mir „Passengers“ auch Jahre nach seinem Erscheinen noch so lebhaft im Kopf geblieben ist und ich mich immer noch frage, wie ich an Jims Stelle gehandelt hätte, ist für mich ein klares Zeichen, dass der Film eben auch einiges richtig macht.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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