Viele Filme verlieren augenblicklich an Spannung, sobald man die Auflösung kennt – und verlassen sich auf eben jene so sehr, dass das Drumherum darunter leidet. Ein zweites Mal sehen muss man sie deswegen oftmals gar nicht. Anders bei „Zwielicht“, einem DER Thriller-Klassiker der 90er, der eben nicht nur von seinen Wendungen lebt, sondern auch von seinem herausragenden Cast. Allen voran: Edward Norton.
Es war die erste große Rolle des damals 27-Jährigen, bevor dieser mit Filmen wie „American History X“ oder „Fight Club“ vor der Jahrtausendwende zu einem der großen Hollywood-Stars des Jahrzehnts avancierte. Ein Aufstieg, dem er zu Teilen sicherlich auch seiner eindringlichen Performance in Gregory Hoblits Gerichts-Thriller zu verdanken hat – für die er prompt auch seine erste (von bislang drei) Oscarnominierung erhielt. Und wir finden: mit Recht! Genau davon könnt ihr euch nun erstmals in 4K überzeugen:
„Zwielicht“ feierte am 11. April seine Premiere auf 4K-Blu-ray und kann nun erstmals in Ultra-HD erlebt werden. Vor allem lohnt sich die stark geschriebene Mörderjagd aber natürlich nach wie aufgrund seines bis in die Nebenrollen grandios besetzten Star-Ensembles – zu dem neben Norton unter anderem auch die ebenfalls bereits dreifach oscarnominierte Laura Linney („Ozark“), Hollywoods Herzensbrecher Nummer 1 Richard Gere („Pretty Woman“), der 2023 verstorbene „Brooklyn Nine-Nine“-Star Andre Braugher, die mit vier Oscars prämierte Frances McDormand („Fargo“) sowie Alfre Woodard („12 Years A Slave“), Terry O'Quinn („Lost“) und John Mahoney („Frasier“) gehören.
"Zwielicht": Zwischen Schuld und Unschuld, Moral und Gewissen
Nach dem Mord am Erzbischof von Chicago gelingt es der Polizei, mit dem blutverschmierten Ministranten Aaron Stampler (Edward Norton) bereits wenig später einen Hauptverdächtigen dingfest zu machen. Aber hat er den Mann Gottes auch tatsächlich auf dem Gewissen?
Zunächst vor allem daran interessiert, den Medien-Rummel um den Fall für seine Zwecke zu nutzen, fasst Star-Anwalt Martin Vail (Richard Gere) immer mehr Vertrauen zu seinem offenbar psychisch labilen Mandanten, ist schließlich auch von seiner Unschuld überzeugt und bereit alles in seiner Macht stehende zu tun, um ihn vor der sicheren Verurteilung zu bewahren. Denn es droht die Todesstrafe. Doch was steckt wirklich hinter dem bestialischen Mord?
Basierend auf dem im englischen Original gleichnamigen Roman „Primal Fear“ von William Diehl* erzählt Gregory Hoblit („Das perfekte Verbrechen“) mehr als die simple Geschichte eines Mordprozesses, entfaltet nach und nach immer mehr Ebenen, mit denen die Geschichte zusätzliche Facetten bekommt und neue Abzweigungen nimmt, denen weitere, eigene Spannungsbögen zugrunde liegen – und einem immer wieder ins Gedächtnis rufen, was Martin Vail zu Beginn predigt: Denn für den Star-Anwalt geht es ebenso wie für Diehl und Hoblit nicht um die Wahrheit, sondern um die Illusion der Wahrheit, die den Geschworenen, dem Gericht oder eben dem Publikum glauben gemacht werden soll.
Mal statisch, mal quicklebendig entwickeln die Bilder von „Taxi Driver“-Kameramann Michael Chapman einen Sog, der getragen vom stimmungsvollen Score von Komponisten-Legende James Newton Howard („Waterworld“, „The Dark Knight“) immer wieder für Spannungs-Höhepunkte sorgt – die zwar auch schon auf VHS, DVD sowie natürlich auf Blu-ray funktionierten. In 4K macht der Film aus einer Zeit, in der „One Night Stand“ in der deutschen Synchronfassung noch mit „Eine-Nacht-Affäre“ übersetzt wurde, aber nochmal ganz besonders gute Figur. Sichtlich nicht digital, sondern eben noch auf Film gedreht, bleiben jene daran erinnernden Merkmale wie Filmkorn oder Unreinheiten erfreulicherweise auch in Ultra-HD erhalten – bei spürbarem Schärfezugewinn. Was will man mehr?
Brad Pitt und Edward Norton hatten bei der katastrophalen "Fight Club"-Weltpremiere die Zeit ihres Lebens*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.