„Fight Club“ hat längst den Status eines absoluten Kult-Klassikers erreicht. Die von David Fincher inszenierte Kapitalismus- und Männlichkeits-Satire im Thriller-Gewand erhielt in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik die seltene Maximalwertung von 5 von 5 Sternen, sie hält sich wacker auf Platz 14 der laut IMDb-Nutzer*innen 250 besten Filme aller Zeiten, und Tyler Durdens Regelwerk („Ihr verliert kein Wort über den Fight Club“) ist nur eines von vielen Zitaten, die die meisten Filmfans wohl im Schlaf aufsagen könnten.
Doch als er 1999 zum ersten Mal über die Leinwände flimmerte, sorgte „Fight Club“ nicht nur für Begeisterung. Kritiker-Papst Roger Ebert sah in dem Film den „unverhohlenste[n] und vergnügteste[n] faschistischen Big-Star-Film seit ,Ein Mann sieht rot', ein Fest der Gewalt“, und auch bei seiner Weltpremiere im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig stieß das düstere, mit zahlreichen Provokationen und schockierenden Gewaltdarstellungen aufwartende Werk weitgehend auf Ablehnung.
Zwei hatten sich bereits im Vorfeld auf verstörte Reaktionen eingestellt: Brad Pitt und Edward Norton, die Hauptdarsteller von „Fight Club“. Und so beschlossen sie, vor dem allerersten Screening gemeinsam einen Joint zu rauchen, um sich in die richtige Stimmung zu bringen. „Es waren die Filmfestspiele von Venedig und es war eine Mitternachtsvorführung“, erinnert sich Pitt im Gespräch mit dem People Magazine. „Aus irgendeinem Grund hielten wir es für eine gute Idee, vorher einen Joint zu rauchen. Der Film fängt an, der erste Witz kommt […], und es ist totenstill. Ein weiterer Witz, und es ist einfach totenstill. Das Ding lässt sich überhaupt nicht übersetzen.“
Auch wenn der Funke nicht zum Publikum übersprang, hatten Pitt und Norton die Zeit ihres Lebens. „Je mehr passierte, desto lustiger wurde es für Edward und mich“, fährt der Oscar-Gewinner („Once Upon A Time... In Hollywood“) fort. „Also fingen wir einfach an zu lachen. Wir waren die Arschlöcher im Hintergrund, die über ihre eigenen Witze lachen. Und wir waren die einzigen, die lachten.“
Pitt zu Norton: "Das ist der beste Film, in dem ich je mitspielen werde."
Auch Norton hat sich bei einem Auftritt in der The Late Late Show with James Cordon an die katastrophale Uraufführung zurückerinnert. Einige Zuschauer*innen hätten den Film hinterher lauthals ausgebuht, was den Stolz, den er und sein Co-Star für „Fight Club“ empfanden, allerdings keinen Abbruch tat – im Gegenteil. „Als der Abspann lief, sah Brad mich an und sagte: ,Das ist der beste Film, in dem ich je mitspielen werde.'“, so der „American History X“-Star. „Und ich antwortete: ,Ich auch.' Und es war fast so, als hätten wir es nicht weit genug getrieben, wenn niemand gebuht hätte.“
Die negative Resonanz mag zum offiziellen Erscheinen des Films verhindert haben, dass „Fight Club“ auf Anhieb zum Kassen-Hit werden konnte – seinem Kultstatus war die Empörung aber rückblickend nur dienlich. Übrigens bekam Brad Pitt das Angebot von David Fincher zu einem Zeitpunkt, als er seine Karriere massiv in Frage stellte. Was genau dafür sorgte, dass er sich als Schauspieler hinterfragte und welchen Film er als einen seiner absoluten Tiefpunkte betrachtet, lest ihr im folgenden Artikel:
"Ich war verloren": Brad Pitt spricht über die schwierigste Phase seiner Karriere*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.