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    Streaming-Tipp: Dieses FSK-18-Brett beginnt als Sekten-Horror und verwandelt sich dann zum gnadenlosen Action-Feuerwerk
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Mit „Red State“ hat sich Kultregisseur Kevin Smith aus seiner Mumblecore-Komfortzone herausbewegt und einen von Tatsachen inspirierten Horror-Actioner in Szene gesetzt, der einen durch seine Gnadenlosigkeit ein ums andere Mal ziemlich kalt erwischt.

    Alles beginnt in „Red State“ wie in einer der uninspirierten Teenie-Klamotte, die durch den erdrutschartigen Erfolg von „American Pie“ um die Jahrhundertwende nicht nur das Kinoprogramm, sondern auch den Heimkinomarkt verstopften. Die drei Jugendlichen Travis (Michael Angarano), Billy Ray (Nicholas Braun) und Jared (Kyle Gallner) machen sich auf den Weg zum Gruppensex mit einer Frau, die sie auf einer Internetseite gefunden haben. Und schnell wird klar, dass wir uns in keiner Teenie-Klamotte befinden.

    Denn bevor die Jungs überhaupt zum Schuss kommen, stürzen sie benommen zu Boden und befinden sich schon bald in den Fängen der Five Points Trinity Church, einer erzreaktionären Sekte, die unter der Führung des charismatischen Pastors Albin Cooper (Michael Parks, „From Dusk Till Dawn“) alles Böse, Schlechte und Verdorbene auf der Welt auf die Homosexualität zurückführen. Damit ist in „Red State“ aber noch lange nicht der letzte Genre-Wechsel vollstreckt worden...

    Inspiriert von wahren Begebenheiten

    Dass „Red State“ ein besonderer Film ist, merkt man aber schon am Namen des Regisseurs: Kevin Smith. Dieser zählte Mitte der 1990er-Jahre, zusammen mit einem gewissen Quentin Tarantino, zu den spannendsten und einflussreichsten Indie-Regisseuren überhaupt. Im Gegensatz zum „Pulp Fiction“-Macher ist Smith seinem Stil aber nicht durchgehend treu geblieben (wenngleich auch immer wieder zu ihm zurückgekehrt), sondern hat sich in verschiedenen Segmenten versucht.

    Nach der etwas anderen RomCom „Zack And Miri Make A Porno“ sowie der mit Bruce Willis besetzten Buddy-Action-Komödie „Cop Out“ sollte „Red State“ ein ungemein grimmiger Horror-Actioner werden, der zugleich einen Blick in ein zutiefst verstörtes Amerika gewährt. Angelehnt ist das Ganze dabei an die weltberühmte, ganze 51 Tage andauernde Waco-Belagerung aus dem Jahre 1993, bei der das FBI die Ranch der Branch-Davidians-Sekte stürmte und damit ein schreckliches Blutbad auslöste.

    Red State
    Red State
    Starttermin 6. Dezember 2011 | 1 Std. 28 Min.
    Von Kevin Smith
    Mit John Goodman, Michael Angarano, Melissa Leo
    User-Wertung
    3,2
    Filmstarts
    4,0

    Ihr habt „Red State“ bislang noch nicht gesehen, habt nun aber richtig Lust darauf zu sehen, was Kevin Smith hier auf die Beine gestellt hat? Bei Amazon könnt ihr euch den Film gegen Aufpreis via Prime Video ausleihen:

    In diesem Film ist niemand sicher

    Nachdem man in das Innere der Five Points Trinity Church eingeführt und Zeuge davon wurde, welche Brutalität die Sekte an den Tag legt, um ihre extrem verirrte Ideologie zu folgen, explodiert „Red State“ so richtig. Denn zwei der Teenies, die ursprünglich nur auf eine schnelle Nummer aus waren, können sich befreien und landen geradewegs in der Waffenkammer der Sekte. Was darauf folgt, ist ein bleihaltiges, bitterböses Blutbad (die FSK-18-Freigabe kommt nicht von ungefähr), bei dem wirklich niemand sicher ist.

    Nachdem die ersten Schüsse gefallen sind, wird ATF Special Agent Joseph Keenan (John Goodman, „The Big Lebowski“) der Auftrag erteilt, einen hochgradig gewaltsamen, überfallartigen Angriff auf das Gebiet der Sekte vorzunehmen, bei dem am Ende am besten niemand überlebt. Wenn man sich die wahren Vorfälle rund um Waco (zum Beispiel in der dreiteiligen Netflix-Dokumentation „Waco: Amerikanische Apokalypse“) anschaut, dann ist das behördliche Rammbockvorgehen der Behörden im Film gar nicht so fern von den echten Ereignissen.

    Man muss sich bei „Red State“ darauf einstellen, hier einen unheimlich reißerischen Genre-Film geboten zu bekommen, der sich natürlich nicht auf Fakten bezieht, sondern Waco nur als Inspiration genutzt hat. Seine gesellschaftspolitische Kritik ist zudem vor allem grimmige Polemik, auch wenn der Film in seiner unvorhersehbaren Gnadenlosigkeit wirklich immer wieder voll ins Schwarze trifft. Und das Ende, also die wirklich letzte Minute des Films, ist einfach grandios.

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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