Für Actionfans ist er einer der wichtigsten Namen überhaupt: Regisseur John Woo. Mit Filmen wie „The Killer“ (1989) und „Hard Boiled“ (1992) prägte er das Hongkong-Action-Kino, das aufgrund seiner unvergleichlichen Energie, seiner Innovationskraft und seinem Stilwillen weit über die Grenzen der asiatischen Metropole hinaus hohe Wellen schlug. So war es dann auch nur eine Frage der Zeit, bis Woo und andere Protagonisten des sogenannten Heroic-Bloodshed-Subgenres nach Hollywood geholt wurden, damit auch der US-Actionfilm von ihrer Dynamik profitiert.
Sein US-amerikanisches Debüt legte John Woo im Jahr 1993 mit „Harte Ziele“ hin, bei dem es sich nicht nur für FILMSTARTS-Redakteur Daniel Fabian um ein absolutes Genre-Meisterwerk handelt. In der Hauptrolle war Jean-Claude Van Damme zu sehen, der später auch bei Woos Kollegen Tsui Hark („Double Team“, „Knock Off“) und Ringo Lam („Maximum Risk“) vor der Kamera stand. Doch eigentlich wollte Woo, der für „Silent Night – Stumme Rache“ jüngst in die USA zurückgekehrt ist, einen ganz anderen Star für den Film: Kurt „Die Klapperschlange“ Russell.
„Damals mochte ich Kurt Russell“, erzählte der 77-Jährige im Interview mit The Hollywood Reporter. „Er ist sozusagen meine Art von Held. Er hat viel Energie, ein schönes Lächeln, er ist stark und sorgt dafür, dass sich das Publikum wohlfühlt und glücklich ist. Er fühlte sich mehr wie ein Freund als ein Filmstar an. Und er hatte dieses Image des amerikanischen Jungen. Deshalb war er meine erste Wahl.“
Er habe dennoch nicht bereut, dass die Wahl letztendlich auf den damals enorm erfolgreichen Van Damme fiel – mit einer Einschränkung. „Ich dachte, er sei ein ziemlich interessanter Typ“, so Woo. „Das einzige, woran ich mich nicht gewöhnen konnte, war, dass er ständig über Geschäfte sprach. Er machte zum Beispiel Geschäfte mit anderen Studios […] am Set, während wir eine Aufnahme vorbereiteten, und wir mussten immer auf ihn warten. Er telefonierte ständig mit seinem Handy, und alle warteten darauf, dass er das Gespräch endlich beendete. Und die Produzenten […] drängten mich so sehr: ,John, du musst drehen!' ,Aber ich kann nicht ohne meinen Star drehen!'
Jean-Claude Van Damme sorgte sich um seine Muskeln
Doch das war nicht die einzige Schwierigkeit, die Woo mit dem Belgier hatte: „Die andere Sache ist, dass er so besorgt über sein Aussehen war. Ich stellte gerne vier Kameras auf, und er wollte, dass eine Kamera nur auf seinen Arm gerichtet ist – seinen muskulösen Arm, wissen Sie! Und ich weiß, dass jeder auf der Leinwand gut aussehen will, und natürlich ist das mein Job [als Regisseur], aber ich mochte es nie, wenn mir jemand sagte, wie ich einen Kamerawinkel einstellen sollte, vor allem nicht bei einer Aufnahme, die nur seinen Muskeln dient! Ich habe es trotzdem gedreht, weil wir an diesem Tag im Zeitplan waren. Ich habe die Aufnahmen gedreht, aber nie benutzt.“
„Harte Ziele“ war ein kommerziell erfolgreiches US-Debüt für Woo, auf das noch eine Reihe weiterer englischsprachiger Arbeiten folgten – mit „Face/Off – Im Körper des Feindes“ als künstlerischem und „Mission: Impossible II“ als kommerziellem Höhepunkt. Zu einer Zusammenarbeit mit Kurt Russell kam es bis heute leider nie...
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