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    Legendärer TV-Krimi von "Das Boot"-Macher bald nicht mehr zu sehen? Star will ihre Nacktszenen verbieten lassen
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    In „Tatort: Reifezeugnis“ spielte Nastassja Kinski eine Schülerin, die eine Affäre mit ihrem Lehrer hat. Nun will sie die Ausstrahlung der zahlreichen Nacktszenen verbieten lassen, womit auch der Krimi der TV-Reihe quasi nicht mehr zu zeigen wäre.

    NDR

    Als „Tatort: Reifezeugnis“ 1977 das erste Mal gezeigt wurde, schalteten fast alle ein. Es wurde viel diskutiert und der Krimi avancierte zum vielleicht legendärsten Beitrag der berühmten Reihe. Regisseur Wolfgang Petersen eroberte nach seinen folgenden Werken „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“ mit Titeln wie „In The Line Of Fire“, „Air Force One“ und „Troja“ Hollywood. Auch der Weg von Hauptdarstellerin Nastassja Kinski führte in die Traumfabrik. Nur wenige Jahre später gewann sie den Golden Globe für ihre Rolle im Roman Polanskis „Tess“, arbeitete anschließend u. a. mit Francis Ford Coppola, Paul Schrader und natürlich für „Paris, Texas“ mit Wim Wenders.

    Im Mittelpunkt von „Tatort: Reifezeugnis“ steht die verbotene Beziehung der Schülerin Sina (Kinski) zu ihrem deutlich älteren Lehrer (Christian Quadflieg). Als ein Mitschüler davon Wind bekommt, erpresst er Sina und fordert von ihr Sex. Doch sie erschlägt ihren Erpresser und will die Tat einem aktuell von der Polizei gesuchten Vergewaltiger in die Schuhe schieben.

    Die weibliche Hauptfigur ist im Krimi 17 Jahre alt, Kinski war beim Dreh der zahlreichen Nacktszenen aber erst 15. Und genau dieses Alter ist nun der Ansatzpunkt, mit dem sie erreichen will, dass der „Tatort“ nicht mehr ungekürzt ausgestrahlt wird.

    Keine rechtswirksame Einwilligung einer Minderjährigen

    Wie der Spiegel berichtet, hat ihr Anwalt sich mit einer entsprechenden Aufforderung an den NDR gewandt. Weil Kinski als Minderjährige ohne Begleitung am Set gewesen sei, habe es nie eine rechtswirksame Einwilligung zum Dreh der Nacktszenen gegeben. Sollte man diese doch annehmen, sei sie mit dem Schreiben für die Zukunft widerrufen.

    Da eine Ausstrahlung von „Tatort: Reifezeugnis“ ohne die beanstandeten Nacktszenen nur sehr schwer vorstellbar wäre, kann man davon ausgehen, dass der Krimi überhaupt nicht mehr gezeigt werden würde, wenn der NDR dem Begehren nachgibt.

    Aktuell haben die Sendeanstalten der ARD noch kein Problem mit der Ausstrahlung – im Gegenteil. Einen der bekanntesten Krimis der langlebigen Reihe zeigt man regelmäßig. Zuletzt war dies zum Jahresbeginn 2024 im rbb der Fall, davor im Sommer 2023 im NDR. 2022 gab es sogar gleich fünf Ausstrahlungen auf verschiedenen ARD-Sendern sowie bei arte.

    "Ich weiß wirklich nicht, was da in die Köpfe der Verantwortlichen gefahren ist"

    Auf der Webseite des NDR zum Film steht zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels sogar ein Zitat des NDR Fernsehfilm-Chefs, welches zwar inhaltlich stimmen mag, aber im Jahr 2024 mehr als befremdlich klingt: „Reifezeugnis mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser Tatort zur Legende geworden.“

    Auch diese Aussage erntet verständlicherweise Kritik von Kinskis Rechtsanwalt, da es heute noch einmal eine andere Sache sei, als beim Dreh in den Siebzigerjahren, wo die Zeiten und die kulturellen Umstände noch andere waren. Dass „der NDR im Hier und Jetzt insbesondere nach zahlreichen #MeToo-Skandalen in Film und Fernsehen wörtlich die Nacktszenen mit einer Minderjährigen als den sexuellen Erweckungsmoment sehr vieler Männer beschreibt“, kann er nicht verstehen: „Ich weiß wirklich nicht, was da in die Köpfe der Verantwortlichen gefahren ist“, erklärt er so dem Spiegel.

    Auf Anfrage des Spiegels teilte der NDR übrigens mit, dass von „Tatort: Reifezeugnis“ aktuell keine Ausstrahlung geplant sei. Zur Anfrage von Nastassja Kinski werde man sich fristgerecht verhalten.

    Nastassja Kinski demnächst im Kino

    Nastassja Kinski war zuletzt seltener in größeren Filmen vor der Kamera zu sehen. In den deutschen Kinos hatte sie aber 2022 einen wichtigen Part in Thomas Stubers „Die stillen Trabanten“. Zu hören war sie zudem in der Rolle der Tera in der Originalfassung der Netflix-Animationsserie „Castlevania: Nocturne“. Ein größeres Comeback stand vor einigen Jahren im Raum. Quentin Tarantino wollte sie angeblich lange Zeit für den Part der Schauspielerin und Spionin Bridget von Hammersmark in „Inglourious Basterds“, besetzte die Rolle aber dann mit Diane Kruger.

    Demnächst soll sie aber einen Gastauftritt im „Fack Ju Göhte“-Spin-off „Chantal im Märchenland“ haben. Kinostart ist der 28. März 2024.

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