Mein Konto
    "Brutal, sexistisch und menschenverachtend": Diese "Tatort"-Folge wurde nur einmal gezeigt und dann in den Giftschrank verbannt!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Jeder „Tatort“ ist gleich? Von wegen! Neben konventioneller Krimi-Kost gibt es immer wieder umstrittene Experimente. Und eine Folge löste sogar einen Skandal aus, der die Politik auf den Plan rief – bis heute darf der Film nicht gezeigt werden...

    ARD

    Beim „Tatort“ handelt es sich um eines der letzten großen deutschen TV-Events, die neue Saison hat gerade begonnen. Noch immer schalten am Sonntagabend mehrere Millionen Zuschauer*innen die ARD ein, wenn das seit 50 Jahren gleich gebliebene Intro mit dem berühmten Fadenkreuz über die Bildschirme flimmert. Doch auch wenn der Sender beim Vorspann auf Kontinuität setzt, handelt es sich beim „Tatort“ mitnichten um ein geschlossenes Format, bei dem jede Folge nach dem gleichen Muster abläuft: Nicht nur die Städte und die Ermittler*innen wechseln sich ab, auch in Sachen Stil gibt es gravierende Unterschiede.

    So haben die humorigen Münster-Tatorte um Boerne und Thiel nur wenig gemein mit einem Film wie „Im Schmerz geboren“, der gar Tarantino-Vergleiche provozierte. Die Hamburger Action-Tatorte mit Til Schweiger wiederum haben nichts zu tun mit „Gut und Böse“, den Regisseur Jan Schütte ohne Drehbuch inszenierte. Auch „Tatort: Erbarmen. Zu spät“, die 1243. (!) Folge vom vergangenen Sonntag, hat große Teile des Publikums mit experimentellen Ansätzen und einem symbolischen Blutregen vor den Kopf gestoßen.

    Und dann gibt es noch Filme wie „Tatort: Krokodilwächter“ aus dem Jahr 1996: Der vierte Fall des Berliner Ermittler-Duos Roiter und Zorowski (Winfried Glatzeder und Robinson Reichel) wurde nur ein einziges Mal ausgestrahlt – und landete anschließend im Giftschrank. Was ist da passiert?

    "Krokodilwächter": Bereits die 2. Berliner "Tatort"-Folge, die im Giftschrank landete!

    Zwölf Mal ermittelten Roiter und Zorowski zwischen 1996 und 1998 in Berlin, obwohl die Kritiken größtenteils vernichtend ausfielen. Bemängelt wurden unter anderem die mangelnde Chemie zwischen den beiden Schauspielern, misslungene Humor-Versuche sowie eine glanzlose Video-Optik, die aus einem Sparkurs des damals produzierenden Senders SFB resultierte.

    Schon der allererste Fall des Duos – „Tod im Jaguar“ – wurde nach einmaligem TV-Einsatz nie mehr wiederholt, nachdem es Antisemitismus-Vorwürfe hagelte. Und „Krokodilwächter“ ereilte nur drei Folgen später das gleiche Schicksal. In der Folge sollen die beiden Polizisten zwei Morde aufklären und kommen dabei einem Handel mit osteuropäischen Frauen auf die Spur.

    Kritik und Publikum zerrissen den „Tatort“ in der Luft, und selbst die Politik schaltete sich ein: Hans-Otto Wilhelm, der damalige Medienbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, beschrieb den Film als „brutal, sexistisch und menschenverachtend“, was er unter anderem mit „unerträglich wirkenden Gewaltszenen“ erklärte, die besonders dann „verwerflich“ seien, „wenn Frauen Sex und Gewalt in demütigender Weise über sich ergehen lassen müssen.“

    „Unterbietet das Niveau der Reihe ohne Mühe“, urteilte auch die TV Spielfilm, die bereits mit den Vorgängern nicht gerade zimperlich umgegangen war. Wenn ihr an dieser Stelle neugierig werdet, selbst wenn ihr mit dem „Tatort“ sonst nichts am Hut habt, müssen wir euch enttäuschen: Aufgrund der massiven Empörung hält die ARD den Film bis heute streng unter Verschluss, und weder mit einer Fernseh-Wiederholung noch mit einer sonstigen Veröffentlichung ist in absehbarer Zeit zu rechnen.

    Vor "Oppenheimer" hatte Cillian Murphy die Hauptrolle in einem anderen Biopic: Aber der Film liegt bis heute ungezeigt im Giftschrank!
    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top