Christopher Nolan und Steven Spielberg sind ziemlich unterschiedliche Filmemacher: Die kühle Präzision des „Oppenheimer“-Regisseurs hat nur wenig gemein mit dem Gefühlsüberschwang, der in vielen Filmen von Spielberg vorherrscht. Und doch gibt es zahlreiche Verbindungen und Schnittpunkte. Beide haben das Blockbuster-Kino ihrer jeweiligen Zeit entscheidend geprägt, und immer wieder hat Nolan betont, wie sehr ihn die Filme des „E.T.“- und „Indiana Jones“-Schöpfers beeinflusst haben.
Als die US-amerikanische Website IndieWire 30 Filme auflistete, die Nolan über alle Maßen schätzt, befanden sich neben naheliegenden Klassikern („2001: Odyssee im Weltraum“) und der einen oder anderen Überraschung („Ricky Bobby – König der Rennfahrer“) auch zwei Filme von Steven Spielberg in der Zusammenstellung. Natürlich aus den zwei Genres, die sowohl für Nolan als auch für Spielberg äußerst prägend waren: Science-Fiction und Kriegsfilm.
Unter Christopher Nolans Filmen ist „Interstellar“ definitiv derjenige, in dem am meisten Steven Spielberg durchschimmert. Kein Wunder: Ursprünglich wollte der „A.I.“-Macher die Regie übernehmen (mehr dazu könnt ihr in diesem Artikel nachlesen), und nachdem er das Projekt an Nolan abgab, ließ sich dieser maßgeblich von Spielbergs Sci-Fi-Meilenstein „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977) inspirieren.
Gegenüber IndieWire erzählte der 53-Jährige: „Ich wuchs im goldenen Zeitalter der Blockbuster auf, mit Filmen wie ,Unheimliche Begegnung der dritten Art', in denen dieser Moment behandelt wurde, in dem Menschen auf Außerirdische treffen, und zwar aus einer familiären, sehr nachvollziehbaren menschlichen Perspektive heraus. Ich mochte die Idee, dem heutigen Publikum ein Gefühl für diese Art von Geschichte zu vermitteln.“ Das ist ihm gelungen: Mit einem Einspielergebnis von rund 701 Millionen US-Dollar zählt „Interstellar“ zu Nolans größten Hits – und für viele auch zu den besten Filmen des Regisseurs.
Auch für den Film, den er nach „Interstellar“ drehte, holte sich Nolan Inspiration vom Meister des Event-Kinos: Als er mit „Dunkirk“ seinen ersten Kriegsfilm in Angriff nahm, hat er sich viel mit Spielbergs fünffach oscargekröntem „Der Soldat James Ryan“ auseinandergesetzt – auch wenn ihm dadurch vor allem bewusst wurde, worin sich „Dunkirk“ von dem großen Vorbild unterscheiden müsste.
„[…] Steven hat mir seine 35-mm-Kopie geliehen, die absolut wunderschön war, und der Film hat nichts von seiner viszeralen Kraft verloren“, schwärmte Nolan im Gespräch mit Collider. „Er ist wirklich außergewöhnlich, aber er hatte die falsche Intensität, um [die Geschichte von ,Dunkirk'] zu erzählen. Dadurch wurde mir klar, dass ich diesen Film nicht so sehr als Kriegsfilm, sondern als Spannungsthriller sehen musste, mit einem unsichtbaren Feind und einer Art von Spannung, bei der man die Augen nicht von der Leinwand nehmen kann.“
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Dunkirk“ die seltene Höchstwertung von 5 von 5 Sternen. Im Fazit heißt es: „Außergewöhnlich, mitreißend und unfassbar intensiv – ,Dunkirk' ist ein filmisches Bewegungsgemälde, eine in jedem Sinne großartige Kinoerfahrung mit unverkennbarem Nolan-Touch!“ Scheint also, als hätte Nolan die richtigen Schlüsse aus seiner Beschäftigung mit „Der Soldat James Ryan“ gezogen.
Ein ähnlicher Artikel ist bereits auf unserer brasilianischen Schwesternseite AdoroCinema erschienen.
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