Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums von „Donnie Darko“ hat Arthaus im September 2021 keine Kosten und Mühen gescheut, um das grandiose Sci-Fi-Drama in restaurierter Fassung auch hierzulande auf die großen Leinwände zu bringen – zum allerersten Mal überhaupt wohlgemerkt. Für die unzähligen Fans des Kultfilms war das natürlich ein echter Segen. Wer das Meisterwerk von Richard Kelly indes immer noch nicht gesehen hat, kann diesen Fauxpas heute, am 28. Januar um 22:10 Uhr auf Tele 5 korrigieren – es lohnt sich!
Darum geht es in "Donnie Darko"
Middlesex, eine kleine amerikanische Vorstadt in den 1980er-Jahren: Hier lebt mit Donnie Darko (Jake Gyllenhaal) ein auf den ersten Blick ganz normaler Jugendlicher. Doch Donnie ist Schlafwandler und erlebt immer wieder surreale Visionen. Trotz Psychotherapie und sich immer weiter verstärkender Medikamentenbehandlung findet sich der junge Mann jeden Morgen irgendwo anders in der Kleinstadt wieder. Eines Nachts vernimmt er erstmals eine bedrohliche Stimme, der er bis zum Golfplatz des Ortes folgt.
Dort trifft er auf Frank, einen Mann in einem Hasenkostüm und einer schaurigen Hasenmaske. Die suspekte Erscheinung gibt ihm eine genaue Zeitangabe, die den Untergang der Welt voraussagt. Als Donnie am nächsten Morgen zu seinem Elternhaus zurückkehrt, trifft er auf unzählige Schaulustige, die sich in seinem Garten versammelt haben. Die Turbine eines Flugzeugs ist aus unerklärlichen Gründen genau in Donnies Zimmer gestürzt. Hat ihm der unheimliche Hase das Leben gerettet oder ist das nur der Anfang vom Ende?
Ein berauschendes Zeitreise-Meisterwerk
Des hochinteressanten Themas Zeitreise haben sich schon viele Filme angenommen. Mit „Donnie Darko“ erwartet uns allerdings eine der spannendsten Herangehensweisen an diesen wissenschaftlich nicht ohne Paradoxa zu durchdringenden Komplex. In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik konnte sich das Debütwerk von Richard Kelly herausragende 4,5 von 5 Sternen verdienen. Im Fazit heißt es dabei:
„‚Donnie Darko‘ ist ein interessanter, verstörender und auslegungsbedürftiger Film, der nur demjenigen zusagen wird, der dazu bereit ist, selbst die Puzzlestücke der Story zusammenzusuchen und sie immer wieder neu zusammenzulegen.“
Auch wenn der Begriff spätestens seit Christopher Nolans „Inception“ etwas überstrapaziert erscheint, gehört „Donnie Darko“ zu den Filmen, die man ohne Wenn und Aber als Mindfuck bezeichnen darf. Durch die unzähligen Interpretationsmöglichkeiten, die Richard Kelly seinem Publikum zugesteht, eröffnet sich hier ein einzigartiges Filmerlebnis, in dem Zuschauer*innen immer etwas anderes für sich entdecken und mitnehmen können. Das erinnert entfernt an das Kino von David Lynch („Lost Highway“), da auch „Donnie Darko“ darauf verzichtet, eine ultimative Lösung bereitzustellen.
Ein visionärer Kultfilm
In der Kritik wird dieser Umstand folgendermaßen beschrieben: „Bei den möglichen Interpretationsvarianten kommt einem zuerst die Zeitreiseproblematik als Dreh- und Angelpunkt in den Sinn. Nach dieser Auslegung wird Donnie aus einem unbekannten Grund von einer anonymen Macht auserzählt, ein Tangenten-Universum, das durch die Zeitreise der Flugzeugturbine entstanden ist, zu schließen. […] Ebenso kann man alles durch einen göttlichen Masterplan gelenkt verstehen, der für Donnie durch die Offenbarung der durchsichtigen Pfeile, welche aus den Oberkörpern der Menschen herauswachsen und ihnen den Weg vorgeben, ersichtlich wird.“
Das Bewundernswerte an „Donnie Darko“ ist dabei, dass er trotz seiner inhaltlichen Vielgestaltigkeit niemals verkopft oder akademisch wirkt. Letzten Endes nämlich bekommen wir es hier mit einer berührenden Comig-of-Age-Geschichte zu tun, in der sich ein junger Mann mit der Sterblichkeit allen Seins auseinandersetzen muss – und zum ersten Mal für sich entdeckt, was es bedeutet, verliebt zu sein. Wenn am Ende Jules Grays Neuauflage von Tears for Fears' „Mad World“ ertönt, dann ist das schlicht und einfach hochgradig berührend und fasst den Film noch einmal wirklich perfekt zusammen.
Jetzt uncut streamen: Dieser Kult-Horror von Stephen King und einer Zombie-Ikone stand fast 25 Jahre auf dem Index!Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.