Seit Todd Haynes' Melodrama May December” im Frühjahr 2023 bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere feierte, galt der Film mit Natalie Portman und Julianne Moore als einer der meisterwarteten Streifen des Jahres. Als im Frühherbst endlich ein erster Trailer zum Film erschien, flammte dann für einen Moment das Herz zahlreicher Cinephiler auf – denn darin wurde auch ein Starttermin auf Netflix verkündet. Kurz darauf stellte sich jedoch zumindest in Deutschland Enttäuschung ein, denn der Streamingdienst hat den Film lediglich in einer Handvoll Ländern ins hauseigene Programm aufgenommen – darunter in den USA, Kanada und Australien.
Diejenigen unter uns, die keine VPN-Tricks anwenden wollen, mussten sich also weiterhin gedulden, bis auch hierzulande mit einer Sichtung von „May December” gerechnet werden konnte. Doch das Warten hat nun ein Ende – denn pünktlich zur Oscarnominierung für das Beste Originaldrehbuch gibt es nun einen offiziellen Starttermin des Films in Deutschland. Und dieser kommt gleich mit einem zweiten Hammer: Anstatt mit einiger Verspätung auch ins hiesige Netflix-Programm einzuziehen, wird das Melodrama stattdessen im Kino starten – und zwar am 6. Juni 2024.
Das ist "May December"
Gracie (Julianne Moore) und Joe (Charles Melton) prägten jahrelang die Titelseiten der Boulevardpresse und das Getuschel der Kleinstadt, aus der sie kommen. Denn die mehrfache Mutter ging eine Affäre mit Joe ein, als dieser gerade einmal 13 Jahre alt war. Nachdem Gracie für ihre Taten verurteilt wurde und im Gefängnis Joes Kinder zur Welt brachte, hat das 23 Jahre auseinanderliegende Paar geheiratet und den Skandal Dekaden später hinter sich gelassen. Als die Hollywood-Schauspielerin Elizabeth Berry (Natalie Portman) die beiden besucht, um für eine Verfilmung ihres Lebens in die Rolle von Gracie zu schlüpfen, wird die Vergangenheit der Familie aufgerüttelt und hinterlässt unüberwindbare Spuren.
„May December” ist meisterhaftes Schauspielkino, in welchem sich nicht nur Natalie Portman und Julianne Moore gegenseitig an die Wand spielen. „Riverdale”-Star Charles Melton ist tatsächlich die große Überraschung des Films, der in der Rolle des durch seine Vergangenheit gezeichneten Joe zutiefst schockiert und emotional berührt. Dabei nimmt uns Todd Haynes („Carol") mit in ein moralisches Dilemma, das zu keinem Zeitpunkt selbst wertet, sondern mit Ambivalenz die Wertung den Zuschauer*innen überlässt.
In unserer FILMSTARTS-Kritik gab es hervorragende 4,5 Sterne für Todd Haynes' Werk, in der Christoph Petersen schreibt: „Ein grandios gespieltes, komplex-verschachteltes Melodrama, das sich seiner campy Seite nicht nur nicht schämt, sondern sie im Gegenteil sogar mit absoluter Inbrunst umarmt (und deshalb nur umso mehr Freude bereitet).”
Und auch die Autorin dieser Zeilen findet: „May December" ist Pflichtprogramm für jeden Film-Fan. Markiert euch den 6. Juni also schon einmal rot im Kalender...
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