Clint Eastwoods erster Auftritt vor der Kamera liegt mittlerweile unglaubliche 70 (!) Jahre zurück. Während Kult-Regisseur Quentin Tarantino ganz genau weiß, warum die Western-Ikone auch nach all den Jahren noch ein Star ist, arbeitet der bald 94-Jährige derzeit an seinem nächsten und möglicherweise tatsächlich letzten Film: In dem Mordprozess-Drama „Juror #2“ versammelt der vierfache Oscar-Gewinner Stars wie Nicholas Hoult, Toni Collette, Kiefer Sutherland und J.K. Simmons.
Zwar hat Eastwoods 41. Regiearbeit bisher noch keinen Kinostart, doch Fans der Western-Legende dürfen sich nun über ein anderes, brandneues Highlight freuen, das seit wenigen Tagen exklusiv bei Netflix gestreamt werden kann: „Jigarthanda DoubleX“. Denn auch wenn Eastwood selbst genau genommen gar nicht involviert war, richtet sich das fast dreistündige Crime-Epos vor allem an die vielen, vielen Fans des Mann ohne Namen…
"Jigarthanda DoubleX": Ein klassischer Undercover-Cop-Thriller …
Mit dem geistigen Vorgänger zu seinem Film „Jigarthanda“ (2014) setzt Regisseur Karthik Subbaraj im Prinzip eine traditionelle Crime-Saga in Szene – und tritt damit unter anderem in die Fußstapfen von großen Regie-Meistern wie John Woo, Andrew Lau oder Martin Scorsese.
Falls ihr „Hard Boiled“, die „Infernal Affairs“-Reihe oder den Oscar-Abräumer „Departed - Unter Feinden“ also ins Herz geschlossen habt, könnte auch „Jigarthanda DoubleX“ nach eurem Geschmack sein. Denn auch hier dreht sich alles um einen Gesetzeshüter, der undercover geht, um einen Gangster zur Strecke zu bringen:
Indien in den 1970er-Jahren: Kirubakaran (S.J. Suryah) will seinen Ruf reinwaschen und endlich als rechtschaffener Polizist anerkannt werden – und bekommt eines Tages schließlich die Gelegenheit dazu. Alles, was er dafür tun muss, ist den Kriminellen Alliyus Ceasar (Lawrence Raghavendra) dingfest zu machen. Und da der in die legendären Western von Clint Eastwood vernarrte Gangster gerade auf der Suche nach einem Filmemacher ist, der ihn als Filmstar groß rausbringt, beschließt Kirubakaran kurzerhand, sich für die Stelle zu bewerben. Als er den Job tatsächlich bekommt, dauert es allerdings nicht lange, bis sich der Cop in einer persönlichen Bredouille befindet.
… und eine Liebeserklärung an Clint Eastwood und das Kino!
Ja, in Anbetracht der inhaltlichen Parallelen lässt sich durchaus sagen: Wenn euch die bereits erwähnten Cop-vs-Gangster-Thriller gefallen haben, könnte auch „Jigarthanda DoubleX“ etwas für euch sein. Eines solltet ihr dennoch vorab wissen: Der Film liegt nicht in deutscher oder englischer Sprache, sondern ausschließlich im Original (Tamil) mit Untertiteln vor – und schaut sich mit seiner üppigen Laufzeit von 170 Minuten auch nicht einfach mal eben so weg.
"Du hältst die Schlange auf": So unangenehm war Hugh Jackmans erste Begegnung mit Clint EastwoodWer sich darauf einlässt, sollte sich zudem darüber im Klaren sein, dass sich die inszenatorischen Gemeinsamkeiten mit den obigen Vergleichsfilmen eher in Grenzen halten. „Jigarthanda DoubleX“ lässt sich so eher mit den anderen Action-Hits vergleichen, die Indien zuletzt hervorbrachte – und die weltweit seit einigen Jahren ganz besonders hohe Wellen schlagen. Zugegeben, ganz so episch und auf den Punkt inszeniert wie „RRR“ (ebenfalls auf Netflix verfügbar) ist der Film zwar nicht, und die Star-Power eines Shah Rukh Khan (wie in „Jawan“ – mit einem Trick ebenfalls auf Netflix verfügbar!) gibt es im indischen Kino auch kein zweites Mal. An Schauwerten mangelt es dank einer launigen Over-the-top-Inszenierung aber dennoch nicht.
Animierte Tiere und Superzeitlupen gehören für euch zu einem indischen Actionfilm einfach dazu? Dann dürfte euch freuen, dass Regisseur Subbaraj ähnlich wie zuletzt auch schon S.S. Rajamouli („RRR“) und Lokesh Kanagaraj („Leo“) ebenfalls auf die Vierbeiner aus dem Computer setzt. Darüber hinaus strotzt „Jigarthanda DoubleX“ vor ganz viel Liebe für das Kino – nicht nur, aber vor allem dem von Clint Eastwood. Wenn Caesar etwa vor einer Kinoleinwand stehend, die der Western-Star gerade allein mit seinem Charisma füllt, genauso pfeilschnell wie sein Vorbild den Revolver zieht, wird der Film zu einem Meta-Spaß, der nicht nur an vergleichbare Verbeugungen vor Bruce Lee in „City Hunter“ oder „Der Tanz des Drachen“ erinnert, sondern vor allem mit großem Respekt und Gespür für das Genre inszeniert ist.
Den absoluten Gipfel stellt dahingehend – neben dem dann doch überraschend emotionalen Finale – sicherlich das bereits auf dem Poster zum Film angeteaserte Mexican Stand-off dar. Hier und da dürfte der Film allerdings gemischte Reaktionen hervorrufen. Denn Eastwood gibt es hier nicht nur in seinen alten Filmen zu sehen, sondern wurde auch als treibendes Element in die Story eingebaut – und dafür (in manchen Einstellungen leider etwas zu offensichtlich) animiert!
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