Eigentlich soll Octavio Bergmann (Emilio Sakraya) für einen Kampf in den Ring steigen, der überlebenswichtig für seinen Gym ist. Doch seine kleine Tochter hat Geburtstag und seine Ex eine Drohung im Gepäck. Sollte er nicht innerhalb von einer Stunde aufkreuzen, verliert er das Sorgerecht. Also haut Octavio kurz entschlossen vom Kampf ab und macht sich auf den Weg aus dem Wedding nach Neukölln. Das sollte eigentlich – selbst mit Abholen der Geburtstagstorte und des Geschenks – machbar sein. Doch Octavios bester Kumpel und Geschäftspartner Paul (Dennis Mojen) hat sich mit Gangstern eingelassen, die sehr viel Geld auf den Kampf gesetzt haben. Und die sind nun mächtig sauer und hinter dem Mixed-Martial-Arts-Kämpfer her.
In „60 Minuten“ darf sich Emilio Sakraya so permanent durch Berlin (gedreht wurde aber größtenteils in Ungarn) prügeln – und das macht er richtig gut. Der selbst über reichlich Kampferfahrung verfügende Star aus „Rheingold“ und der Netflix-Serie „Tribes Of Europa“ darf in den mit vielen langen Einstellungen inszenierten Actionszenen mächtig austeilen und einstecken. Dass die Kämpfe zudem wirklich gut ausschauen und gelungen sind, hat auch mit einer deutschen Schauspielentdeckung zu tun, die in Hollywood keine Unbekannte ist.
Das ist "60 Minuten"-Entdeckung Marie Mouroum
In der Stunt-Gemeinde kennt man den Namen Marie Mouroum schon eine Weile. Seit über zehn Jahren war sie an zahlreichen großen Projekten beteiligt. Zuerst waren das vor allem jene, die auch in Deutschland entstanden – wie die fünfte Staffel „Homeland“ oder „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“. Spätestens mit dem auch teilweise hierzulande gedrehten Marvel-Spektakel „Captain America: Civil War“ hatte sie aber endgültig ihren Fuß bei Hollywood in der Tür. So war sie nicht nur an weiteren Marvel-Krachern wie „Black Panther“, „Avengers: Infinity War“ und „Avengers: Endgame“ beteiligt, sondern doubelte auch die neue 007 Lashana Lynch in „James Bond - Keine Zeit zu sterben“.
„60 Minuten“ ist nun die erste richtige Schauspielrolle in einem größeren Film für Marie Mouroum. Als Octavios Trainerin eilt sie ihrem Schützling immer wieder tatkräftig zur Hilfe und gibt den Actionszenen so eine weitere Note.
Die Action in "60 Minuten" ist so gelungen, weil sie die Wirkung zeigt
In der FILMSTARTS-Kritik gibt es überdurchschnittliche 3 von 5 Sternen. Unser Autor Lutz Granert kommt zum Fazit: „Die Martial-Arts-Action kann sich handwerklich absolut sehen lassen“, kritisiert aber zu wenig eigene Ideen. Das hat den Autor dieser Zeilen gar nicht gestört. Ja, man hat vieles aus „60 Minuten“ schon woanders gesehen und auch manchmal noch etwas besser, aber am Ende ist die Action mitreißend, stark inszeniert und das Geschehen spannend-kurzweilig.
Vor allem machen die Verantwortlichen aber eine Sache richtig, an der selbst (oder sogar insbesondere) viele große Hollywood-Produktion scheitern. Regisseur Oliver Kienle und sein Team zeigen immer wieder den schmerzhaften Impact der Action, schneiden nicht vorher weg, sondern lassen uns erleben, wie die Leute auf dem Boden (oder auch mal auf einer Treppe) aufschlagen. Sehenswert!
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