Robert Redford und die Natur, die sich gegen ihn verschworen zu haben scheint – sonst nichts: Das hochdramatische Survival-Abenteuer „All Is Lost“ ist aufregendes Schauspielkino par excellence! Bloß rund 50 Wörter werden im Schiffbruch-Drama verloren, Redford ist der einzige Darsteller und all diesem Minimalismus zum Trotz ist der Film überaus packend.
Die wohlverdiente Oscar-Nominierung blieb Redford zwar verwehrt, doch das sollte euch nicht davon abhalten, den Film nachzuholen. Aktuell ist das sogar kostenlos möglich, denn „All Is Lost“ gibt's jetzt bei Amazon Freevee.
"All Is Lost": Frust und Angst auf hoher See
Ein einsamer Segler (Robert Redford) wird mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen: Wasser dringt in seine Yacht ein, mit der er gerade den Indischen Ozean durchquert. Ein offenbar verloren gegangener, nun herumtreibender Schiffscontainer hat das Boot gerammt und ihm damit ein Leck verpasst. Sowohl das Funkgerät als auch die Navigationsanlage sind beschädigt. Nun muss der Mann das Leck stopfen und sich auf altmodische Weise orientieren. Vielleicht kann er rechtzeitig eine internationale Handelsroute erreichen, bevor ihn der schwere Sturm einholt, der allmählich aufzieht?!
Geschrieben und inszeniert wurde „All Is Lost“ von J. C. Chandor, der zwei Jahre vor diesem wortkargen Survival-Film das gefeierte Börsen-Drama „Der große Crash – Margin Call“ ablieferte. Das wurde mit einer Oscar-Nominierung für das beste Original-Drehbuch gewürdigt. Daher waren sich viele Oscar-Expert*innen sicher, dass „All Is Lost“ Robert Redford eine Nominierung als bester Hauptdarsteller einbringt.
Nicht nur, dass die Schauspielikone den ganzen Film trägt und fast ausschließlich mit Mimik und Gestik eine Figur erschafft, der man intensive Verzweiflung, Wut, Panik, vorsichtige Hoffnung und Resignation ansehen kann. Chandor bewies sich zudem als jemand, der von der Academy beachtete Filme erschafft – wie also könnte man Redford im Rennen um den Schauspiel-Oscar übersehen?
Eines der größten Weltraum-Meisterwerke der letzten 10 Jahre sollte tatsächlich im All gedreht werden!Letztlich war es dann doch möglich: „All Is Lost“ erhielt zwar eine Oscar-Nominierung, die aber für den imposanten Tonschnitt, mit dem der bedrohliche Wellengang, das Knarzen der zerfallenden Yacht und der einschüchternde Sturm erschaffen wurden. Im Hauptdarsteller-Rennen hatte dagegen Matthew McConaughey mit „Dallas Buyers Club“ die Nase vorn, nominiert wurden zudem Christian Bale für „American Hustle“, Bruce Dern für „Nebraska“, Chiwetel Ejiofor für „12 Years A Slave“ und ein gewisser Leonardo DiCaprio für „The Wolf Of Wall Street“.
Der mangelnden Würdigung durch die Academy zum Trotz ist Redfords Leistung in „All Is Lost“ eine für die Filmgeschichtsbücher. Nicht nur, weil der Segler eine der ruhigsten Hauptfiguren in der Geschichte des US-amerikanischen Tonfilms ist, sondern auch, weil sie so einnehmend-geradlinig ist.
Anders als etwa bei Sandra Bullocks überaus metaphorischem Überlebenskampf in „Gravity“ buhlt hier keine klar definierte zweite Bedeutungsebene um Aufmerksamkeit: Die Ängste, Hoffnungen und nicht verbalisierten, trotzdem verständlichen Gedankengänge eines Mannes, der um sein Leben bangt, sind der Dreh- und Angelpunkt des Films.
Konsequenterweise zuckten Chandor und Redford während der Pressearbeit für „All Is Lost“ mit den Schultern, wann immer sie nach einem tieferen Sinn gefragt wurden oder darum, was nach Einsetzen des Abspanns passiert. „All Is Lost“ bietet in seinem Minimalismus Projektionsfläche für das interpretationswillige Publikum – doch von zentralem Belang ist allein das Schiffbruch-Abenteuer.
James Cameron gibt zu, dass die ikonischste "Titanic"-Szene einen Fehler enthält (und es hat nichts mit Leonardo DiCaprios Tod zu tun)!Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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