Wer sich ein wenig mit der Unterhaltungsindustrie beschäftigt, wird sich wohl noch bestens an das Tohuwabohu erinnern, welches im August 2022 durch die Meldung ausgelöst wurde, dass die DC-Comic-Adaption „Batgirl“ in der Tonne landet, also nie veröffentlicht wird.
Nachdem auch die Veröffentlichung von „Scooby 2“ bei Warner Bros. gestrichen wurde, erleidet nun ein weiterer Film dieses Schicksal: Der von Dave Green inszenierte und von James Gunn produzierte „Coyote Vs. Acme“.
Das Action-Abenteuer mit John Cena, eine Mischungs aus Real- und Animationsfilm, hat ein kolportiertes Budget von 70 Millionen US-Dollar verschlungen. Bei Warner Bros. Discovery fasste man laut The Hollywood Reporter nun aber den Entschluss, den Film trotz abgeschlossener Dreharbeiten nicht zu veröffentlichen.
"Ich bin stolz und am Boden zerstört"
Dave Green, der zuvor u. a. bei „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows“ Regie geführt hat, drückte seine Enttäuschung über diese Entscheidung via X (ehemals Twitter) folgendermaßen aus:
„Drei Jahre hatte ich das Glück, einen Film über Wile E. Coyote zu drehen, die hartnäckgiste, leidenschaftlichste und widerstandsfähigste Figur aller Zeiten. Ich war von einem brillanten Team umgeben, das jahrelang sein ganzes Herzblut in dieses Projekt gesteckt hat. […] Ich bin stolz auf das Endprodukt und am Boden zerstört über die Entscheidung von Warner Bros. Aber ganz im Sinne von Wile E. Coyote siegen am Ende Belastbarkeit und Beharrlichkeit.“
Warum erscheint "Coyote Vs. Acme" nicht?
Weder bei „Coyte Vs. Acme“, noch bei „Batgirl“ oder „Scooby 2“ soll wohl die Qualität der Filme der Grund gewesen sein, warum die Filme in den Giftschrank gepackt wurden. Im Falle von „Coyte Vs. Acme“ sollen erste Testscreenings laut Regisseur Dave Green sogar hervorragend verlaufen sein. Die Begründung dürfte also wohl eher im Finanziellen liegen.
Die neue Führung bei Warner Bros. Discovery unter CEO David Zaslav, der dieses Amt seit April 2022 bekleidet, möchte verstärkt auf Blockbuster-Events setzen, die im Kino erscheinen. „Batgirl“, „Scooby 2“ und „Coyte Vs. Acme“ waren als mittelgroße Projekte konzipiert, teilweise für exklusive Streaming-Starts auf HBO Max angedacht. Aber diese Änderung in der Ausrichtung wäre allein noch kein Grund, die Filme komplett in die Tonne zu kloppen.
"Wir sind so am Arsch": Nach der ersten Schnittfassung von "John Wick 4" war Regisseur Chad Stahelski total verzweifeltHier kommen aber Steuergelder ins Spiel: Wie schon Ende 2022 in gut informierten Branchen-Magazinen wie Variety und Co. zu lesen war, haben David Zaslav und sein Team den Weg genutzt, mit der kompletten Abschreibung von Filmprojekten mächtig Steuern rund um die Gründung der Firma Warner Bros. Discovery zu sparen. Damit könne man sich zumindest in den Büchern große Teile der für die Projekte ausgegebenen Summen zurückholen. Im Falle von „Coyte Vs. Acme“ soll es sich dabei laut The Guardian um eine Abschreibung in Höhe von 30 Millionen US-Dollar handeln.
Das bedeutet dann allerdings auch, dass die Filme niemals erscheinen dürfen. Sobald auch nur ein Cent mit diesen verdient wird, funktioniert der „Steuertrick“ nicht mehr. Das ist dann auch einer der Gründe, warum man die fast fertiggestellten Filme nicht einfach Netflix oder anderen Streamingdiensten zum Kauf anbietet. Für dieses Vorgehen hagelte es in der Vergangenheit und auch jetzt wieder reichlich Kritik von Fans und Filmschaffenden, denn nicht zuletzt werde damit Arbeit von Kreativen zunichte gemacht.
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