„Saw“ ist 2024 bereits beachtliche 20 Jahre alt und hat große Fußstapfen im Horrorgenre hinterlassen. „Untraceable“, in dem es nicht minder tödliche Foltergeräte gibt, ist ein Beispiel unter vielen, in dem das Konzept weitergedacht wurde. Verbunden mit Live-Streaming, welches 2007 seinem Anfang nahm, entstand zeitgleich ein bis heute brandaktueller Film, in dem die Zuschauer alles andere als Unterhaltung via Live-Streaming geboten bekommen. Verfügbar ist der Horrorthriller auf den meisten Streaming-Plattformen inklusive Amazon Prime Video, wo ihr ihn für kleines Geld kaufen und dann streamen könnt.
Darum geht es in "Untraceable"
FBI-Agentin Jennifer Marsh (Diane Lane) ist schon lange im Feld Cyberkriminalität aktiv. Ihr nächster Fall über die erst einmal unscheinbare Seite killwithme.com, auf der Zuschauer*innen via Live-Streaming einer Katze beim Verhungern zusehen können, wird sehr schnell sehr ernst. Denn es bleibt nicht bei Tieren. Bald ist das erste menschliche Opfer an der Reihe...
Der anonyme Betreiber der Seite hat dafür eine Folterapparatur entwickelt, das einem einfachen Konzept folgt. Gekoppelt an einen PC, der die Anzahl der Zuschauer erfasst, wird das Opfer schneller sterben, je mehr Menschen zuschauen. Für Agentin Marsh und ihr Team beginnt der Wettlauf gegen die Zeit, um dem anonymen Betreiber auf die Spur zu kommen und weitere Gräueltaten zu verhindern.
Im Schatten filmischer Vorbilder
Ziemlich unscheinbar beginnt „Untraceable“, doch erinnert dann schnell an große Thriller der Vergangenheit. Die energische FBI-Agentin ist ab der ersten Minute sehr deutlich von Clarice Starling aus „Das Schweigen der Lämmer“ inspiriert. Auch der Mörder hat offensichtlich Vorbilder aus anderen Filmen. Er scheint den Ermittlern stets einen Schritt voraus zu sein, wodurch fast schon ein Déjà vu an David Finchers „Sieben“ entsteht.
An solche großen Filme reicht „Untraceable“ inszenatorisch nicht heran und auch in puncto Brutalität oder Intensität gibt es sicherlich genug blutigere oder krassere Produktionen. Aufgrund der Darstellung von den Live-Streaming-Schattenseiten kann der Psycho-Thriller jedoch an anderer Stelle punkten.
Alte Themen, die nicht aktueller sein könnten
Dass wir in „Untraceable“ 16 Jahre in der Vergangenheit zurückspringen, muss wohl dazu gesagt werden. Hier gibt es noch Computer mit Vista und auch sonst wirkt der Film hin und da fast schon altertümlich. Technische Themen wie digitale Anonymität und das menschliche Nutzungsverhalten im Internet werden jedoch gelungen aufgegriffen und hin und da stark überspitzt, was eine gewisse Entrücktheit von der Realität schafft. Ein Streaming-Chat voller Sadisten, die das grauenhafte Geschehen gespannt verfolgen und obendrauf menschenverachtende Kommentare posten, ist nur ein Beispiel. Doch wie sehr ist dies alles von der Realität wirklich entfernt? Dies ist eine Frage, die sich „Untraceable“ zu jeder Zeit auf die Stirn schreibt und die Antwort ganz dem Publikum selbst überlässt.
Das Resultat ist ein Portrait über eine durch und durch makabere und pessimistische Welt, in der die potentiellen Risiken von Live-Streaming auf die Goldwaage gelegt werden. Mit Blick auf all die Live-Streaming-Möglichkeiten, die es heutzutage gibt, entpuppt sich der Thriller als sehenswert und seiner damaligen Zeit deutlich voraus.
Die kurzweilig-knackigen 90 Minuten reichen zudem aus. Das nicht gänzlich unmöglich erscheinende Konzept hinter dem Film erzielt derweil eine durchaus eine verstörende Wirkung. Horror in Form von psychologischem Terror ist eben einfach keine schöne Vorstellung, Live-Streaming-Zuschauer als indirekte Mörder ebenso wenig. Heutzutage wäre die Idee wohl gefundenes Fressen für eine Folge aus „Black Mirror“.
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